Ernst Burgstaller – Pionier und Workaholic 25
Geistige Väter und Freundeskreis
Anlässlich seines 70. Geburtstags hielt Ernst Burgstaller am 3. Juni 1976
in der „Bauernstube“ des Oberösterreichischen Landesmuseums in Linz eine
Dankansprache: „Erlauben sie mir daher, daß ich heute ehrfurchtsvoll jener
Männer gedenke, denen ich tiefe Anregungen und wegweisende Vermittlung
von Kenntnissen zur Formung meiner eigenen Ein- und Ansichten verdan-
ke.“116 Abgedruckt im 121. Band des Oberösterreichischen Musealvereins
ist diese ein aufschlussreiches Dokument, um den geistigen Werdegang
Ernst Burgstallers rekonstruieren zu können. Im Folgenden seien einige der
genannten Inspiratoren kurz vor und in Verbindung mit dem Schaffen
Burgstallers dargestellt:
Nach seinem Deutsch-Professor Dr. Anton Ritter von Avanzini – über den
in der Literatur leider nicht viel zu erfahren war – nennt Ernst Burgstaller
bereits an zweiter Stelle den Künstler und Hobbyforscher Hugo von Preen
auf Osternberg. Am 25. Mai 1854 als Sohn eines Offiziers in Osternberg zu
Braunau geboren, entstammte er einer Familie aus Mecklenburg. Seine
Kindheit und Jugend verbrachte Hugo von Preen in Weinheim (Baden-Würt-
temberg). Nachdem er ab 1873 an der Akademie der bildenden Künste in
München Malerei studiert hatte, lebte er ab 1882 in Osternberg als freischaf-
fender Maler und war Mitbegründer der „Osternberger Künstlerkolonie“.
Diese existierte bis zur Jahrhundertwende und strahlte wesentlich auf die
Münchner Malerei aus. Gemeinsam mit Aloys Wach, Louis Hofbauer und
Wilhelm Dachauer etablierte er 1923 die „Innviertler Künstlergilde“. Neben
seiner Berufung als Maler war Hugo von Preen gleichsam als Hobbyforscher
aktiv. Sein besonderes Augenmerk galt dem „Volksleben“ der Innviertler.
Hugo von Preen verstarb am 24. Februar 1941.117 In seinen Schuljahren
durfte Burgstaller Hugo von Preen und Helmut Gans oft bei deren Ausgra-
bungen und Bodenproben im oberen Innviertel begleiten.118
Während seines Studiums in Wien beeinflusste ihn wesentlich der His-
toriker Heinrich Ritter von Srbik, welchen Burgstaller in seiner Dankesrede
1976 besonders hervorhob, weil ihm dieser die methodischen Anforderungen
und die „Akribie der Auswertung von literarischen Quellen“ gelehrt hatte,
116 Ernst Burgstaller in seiner Dankansprache zu seinem 70. Geburtstag, Kurt Holter – Sieg-
fried Lehmann, Univ.-Prof. Ernst Burgstaller 70 Jahre. In: Jahrbuch des Oberösterreichischen
Musealvereins 121 (1976) 21-24
117 Anton Bayer – Hugo von Preen, 50 Jahre im Dienste der Heimat. In: Heimatkundliche
Forschungen im Bezirke am Inn (1930); Josef Reitinger, Art. Hugo von Preen. In: Österrei-
chisches Biographisches Lexikon 8 (1983) 253
118 Ernst Burgstaller in seiner Dankansprache zu seinem 70. Geburtstag, Kurt Holter – Sieg-
fried Lehmann, Univ.-Prof. Ernst Burgstaller 70 Jahre. In: Jahrbuch des Oberösterreichischen
Musealvereins 121 (1976) 21-24