Volltext: Mitteilungen des Oberösterreichischen Landesarchivs Nr. 23 (Nr. 23 / 2013)

Siegfried Kristöfl HEIMATFORSCHUNG1 „Heimat ist, so schilderte es der Volksschullehrer, der Ort des Brauchtums, der Gebete, der Bewahrung. (…) Diese vermittelte Vor- stellung von Heimat, die so schützend und beruhigend war, wurde mir entzogen durch das, was ich sah und erlebte. (…) Dieser Widerspruch zwischen Heimatvorstellung und Heimatwirklichkeit, oder besser ge- sagt, meine Unfähigkeit, ihn zu verstehen und zu deuten, machten mich heimatlos.“2 1 Heimatforschung im oberösterreichischen 20. Jahrhundert: Sie war ein- mal eine Selbstverständlichkeit, für einen gewichtigen Teil des Landes eine Notwendigkeit, eine Zeit lang das geeignetste Mittel zum Zweck, letztend- lich für die Mehrheit nur Liebhaberei oder Spleen. Heimatforschung war auch eine Haltung, ein bestimmtes Gütesiegel, ein Chiffre für Geschichtsbe- wusstsein. „Das Erforschen des längst Vergangenen in der Natur- und Menschheits- geschichte bezeichnen wir als Heimatkunde, das Wort im weitesten Sinn ge- fasst (...) zerfällt in Landschaftskunde (...), in Heimatgeschichte, Volkskunde und Kunstgeschichte.“3 So lautete die Definition von Heimatforschung auf einer sogenannten Heimattagung in Braunau im August 1920. Das Publikum dieser mehrtägigen Veranstaltung waren Bürger aus Städten dies- und jen- seits des Inns, begeistert von der Idee, das Gemeinsame im Deutschen zu belegen und zu kommunizieren. 1 Dieser Artikel ist die Langfassung des Vortrags „Liebenswürdig und volksverbunden. Einschätzungen zur Heimatforschung inmitten des 20. Jahrhunderts“, gehalten am 30. Sep- tember 2011 am Symposium „Unser 20. Jahrhundert. Kulturgeschichtliche Perspektiven auf Oberösterreich“ im Schlossmuseum Linz. ‚Liebenswürdig’ und ‚volksverbunden’ wurde der Heimatforscher DDr. Eduard Kriechbaum in einer Würdigung bezeichnet. Vgl. Aldemar Schiffkorn, „Menschen mit brennenden Herzen …“ – Eduard Kriechbaum, einer der ersten Weggefährten Aldemar Schiffkorns beim Aufbau des OÖ.Volksbildungswerkes. In: Oberös- terreichische Heimatblätter 35. Jg. (1981) H. 1/2, 111-132, hier 125 2 Peter Turrini, Mein Österreich (Darmstadt 1988) 66 f. 3 Franz Berger, Die Heimattagung in Braunau am Inn vom 15. bis 18. August 1920. Sepa- rat-Abdruck aus der „Neue Warte am Inn“, 1 f.
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