Volltext: Mitteilungen des Oberösterreichischen Landesarchivs Nr. 23 (Nr. 23 / 2013)

110 Arnold Klaffenböck Im Buch vertreten sind alle „Oberösterreich zugehörigen Dichter, die Ge- burts- oder Wahlgemeinschaft mit dem Lande verbindet“, schließlich will es einen repräsentativen „Querschnitt“ durch die hiesige Gegenwartsdichtung liefern.2 Darum ist die ganze Bandbreite an literarischen Formen und Kate- gorien vorhanden, die Facetten des Heimatlichen ansprechen: Natur und Landschaft, Jahres- und Tageszeiten, den bäuerlichen Lebens- und Arbeits- kreis, das dörflich-bäuerliche Milieu. Es gibt – sogar als eigene Rubrik – Mundartdichtung, ferner romantische Naturlyrik und Heimatnostalgie, Anru- fe an Anton Bruckner und Adalbert Stifter ebenso wie Absichten, Oberöster- reich als eine religiös-heroische Geschichtslandschaft zu interpretieren oder aber mythisch-wesenhaft einen Nibelungengeist zu beschwören, der das Do- nauland erfülle. Manches ist freilich so allgemeingültig gehalten oder be- liebig, dass es genauso gut in einer Sammlung mit heimatbezogenen Texten einer ganz anderen Gegend stehen könnte. Zu den alphabetisch gereihten Autoren gehören Karl Emmerich Baumgärtel, Richard Billinger, Erna Blaas, Arthur Fischer-Colbrie, Hans von Hammerstein, Enrica von Handel-Mazzet- ti, Hermann Heinz Ortner, Maria Peteani, Edward Samhaber, Grete von Ur- banitzky, Susi Wallner, Hedda Wagner und Julius Zerzer, um die wichtigs- ten zu nennen. Sie alle firmieren hier, ungeachtet ihrer ganz unterschiedli- chen weltanschaulichen und künstlerischen Voraussetzungen, gewisserma- ßen als Exponenten für oberösterreichische Heimatdichtung. – Aber was ist Heimatliteratur eigentlich? Offenkundig handelt es sich um einen oszillierenden und multiplen Be- griff, aufgeladen mit unterschiedlichsten ideologischen Codierungen und Projektionen. Er ist – wie Heimat überhaupt – hochgradig emotional be- setzt.3 Heimatliteratur entzieht sich ungeachtet aller Spezifizierungsansätze im Grunde einer verbindlichen Definition. Bestimmungsversuche, etwa zwi- schen Heimatliteratur im eigentlichen Sinn – dichterische Werke, welche „vom Erlebnis der heimatlichen Welt als einer bäuerlich-ländlichen oder kleinstädtisch-provinziellen geprägt sind“ und diese sowie die ihr gemäße „Lebensform als überragenden Wert“ beschwören – und Heimatliteratur im erweiterten Sinn – dichterische Werke jeder Art, welche „die Heimat und ihre Besonderheit“ zum Inhalt machen – zu unterscheiden, haben ein diffe- renzierteres Bild entstehen lassen, ohne das Dilemma wirklich zu lösen.4 2 Ebd. 3 f. 3 Walter Jens, Nachdenken über Heimat. Fremde und Zuhause im Spiegel deutscher Poesie. In: Heimat. Neue Erkundungen eines alten Themas. Hg. v. Horst Bienek (Dichtung und Spra- che 3, München/Wien 1985) 14-26 4 Josef Donnenberg, Heimatliteratur in Österreich nach 1945 – rehabilitiert oder antiquiert? In: Wesen und Wandel der Heimatliteratur. Am Beispiel der österreichischen Literatur seit 1945. Ein Bonner Symposion. Hg. v. Karl Konrad Polheim (Bern/Frankfurt am Main/New York/Paris 1989) 41 f.
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