Volltext: Mitteilungen des Oberösterreichischen Landesarchivs 22. Band (Bd. 22 / 2011)

174 Klaus Birngruber – Wolfgang Sauber zensteiner den Familienbesitz, indem sie ehemals protestantische Herrschaf- ten kauften, so etwa die Herrschaft Tollet bei Grieskirchen (in Familien- besitz bis 1771), oder über Heiraten erwarben, z. B die Herrschaften Lichte- nau bei Haslach an der Mühl, Reichenstein (G. Tragwein) und Greisingberg (G. Pregarten) sowie Bodendorf (G. Katsdorf) im unteren Mühlviertel (in Familienbesitz jeweils bis 1730). Dies bildet sich im Archiv durch ent- sprechende Bestände dieser Herrschaften und ihrer ehemaligen Besitzer ab; so befinden sich darunter etwa Urkunden der Jörger von Tollet und der Haim von Reichenstein. Im 17. Jahrhundert hatten die Sprinzensteiner kurzzeitig die Herrschaften Parz und Piberstein als Pfänder inne, was sich in kleineren Archivbeständen niederschlug. Nur geringfügig im Archiv vertreten sind Bestände, die sich auf die noch heute in Niederösterreich bestehende Linie Hoyos-Sprinzenstein beziehen. Im Laufe der Zeit übernahmen verschiedene Mitglieder der Sprinzenstein Funktionen am kaiserlichen Hof oder bei anderen Landesfürsten. Von daher rührt auf diverse Ämter bezogenes Schriftgut. So fungierte z. B. Alexander von Sprinzenstein im späten 16. Jahrhundert als Landrat, Reichshofrat und Regimentsrat in Niederösterreich. Im selben Zeitraum agierte sein Bruder Johann Albrecht als bayerischer Landzeugmeister und Kommandant der Fes- tung Ingolstadt, als Hofkriegsrat und Direktor des kaiserlichen Arsenals in Wien, als kaiserlicher Feldzeugmeister sowie als General-Superintendent über alle Grenzfestungen in Ungarn und Österreich. Davor war er häufig als Gesandter bei wichtigen diplomatischen Verhandlungen auf hoher politi- scher Ebene im Einsatz. Wenzel Reichard von Sprinzenstein spielte als kur- fürstlich-bayerischer Rat und Kämmerer eine Rolle bei der bayerischen Be- satzung Oberösterreichs während des 30-jährigen Krieges und fungierte – wie weitere Familienmitglieder nach ihm – als Präsident der oberösterreichi- schen Stände. Größte Bedeutung erlangte die Familie Mitte des 17. Jahrhun- derts, danach wurde der Besitz mehr und mehr durch Teilungen und Ver- äußerungen zersplittert bzw. vermindert.4 Zahlreiche Prozesse wurden mit benachbarten Herrschaften und anderen Adelsfamilien um Besitz, Schulden und Erbschaften geführt, die sich mit teilweise recht umfangreichem Archivmaterial erhalten haben. Einen eben- falls nicht geringen Anteil macht die in einigen Fällen hochinteressante Pri- vatkorrespondenz innerhalb der Familie und mit anderen Personen aus, die von Tagebüchern und Stammbüchern noch ergänzt wird und somit z. T. recht offene Einblicke in den damaligen Alltag bietet. 4 Vgl. auch den Überblick von August Zöhrer, Aus der Geschichte der Familie der Grafen von Sprinzenstein. In: Oberösterreichische Heimatblätter 18 (1964) 61-66.
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