Volltext: Der Naturselbstdruck in seiner Anwendung auf die Gefäßpflanzen des österreichischen Kaiserstaates mit besonderer Berücksichtigung der Nervation in den Flächenorganen der Pflanzen ; mit 500 Folio-Tafeln [Textbd.] ([Textbd.])

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viel einfacher als beim lithographischen Farbendruck, erhalten kann. Immer wird man jedoch 
u zarteren Abdrücken dunklere Farben wählen müssen, wenn nieht die Deutlichkeit leiden soll. 
So wichtig eine zweckmiüssige Anwendung und Behandlung der Farbe zur Erzielung guter 
Abdrücke ist, so hängt doch der grösste Theil des Erfolges von der Beschaffenheit der Druck- 
platten selbst ab, und das hauptsächlichste Bestreben beim Naturselbst- 
lruck muss dahin gerichtet scin, cinerseits das so sorgfältig als möglich 
präparirte Object vorsichtig einzuprägen, anderseits den gewonnenen 
Abdruck völlig unverschrt auf der Platte zu erhalten. Wir bedienten uns der 
yewöhnlichen Methode, nach welcher die getrockneten Pflanzen in Dlei eingeprágt und sodann 
von den Bleiplatten auf galvanoplastschem Wege die eigentlichen Druckplatten in Kupfer 
srhalten werden. Dieses an und für sich vorzügliche Verfahren hat jedoch den Übelstand, dass 
man von dem abgedrucekten Object erst in mehreren Wochemr die zu Abdrücken auf Papier 
nóthigo Platte erhült, und dass es nur bei der gróssten Sorgfalt und stüter Überwachung zu 
verhiüten müglich ist, dass nieht feine Details schon in der leicht verletzbaren Dleiplatte, dann 
bel der zweimaligen galvanoplastischen Übertragung auf Kupfer, und endlich bei dem noth- 
vendigen Sehliff der Druckplatte verloren gehen. 
Wir kamen daher auch auf den Gedanken, mit Umgehung der Galvanoplastik von den 
Pflanzen unmittelbar brauchbare Druckplatten zu erhalten. Der'um die Ausführung des Natur- 
lbstdruckes im Allgemeinen und unseres Werkes insbesondere sehr verdiente Factor der 
2k. Staatsdruckerei llerr Prey lieferte uns zu. dem Ende hártere Platten, welche aus einer 
Legirung von Dlei und Zink, wie man sic zum Notenstieh verwendet, bestanden. In diese 
wurden versuehsweise Dlüttor und ganze Pflanzen wie in die Dleiplatten auf gewühnliche Weise 
ngeprügt, und die Defriedigung war nicht gering, als sie bei hinreichend starkem Druck sehr 
schöne und seharfe Abdrüeke unmittelbar gaben. Verschiedene Umstünde verhinderten uns 
aber, diese schönen Versuche, welche das ganze Verfahren höchst vereinfachen würden, 
sogleich für unser Unternehmen anzuwenden. Bei so grossen Platten, als wir zu unseren 
A\bdrücken brauchten, würde nämlich ein ausserordentlich starker Druck dazu gehören, um die 
yanze Pflanze gleichmässig einzuprágen. Die Erfahrung zeigte, dass flache Pflanzentheile, wie 
die Blätter, sich ganz vortrefflich cinprägten, hingegen diekere Stengel und Wurzeltheile aus- 
blieben und auf ihre Umgebung störend einwirkten. Auch liegen noch keine sicheren 
Resultate über die Dauerhaftigkeit einer solehen Platte, für die sich leider galvanoplastisch 
«eino Sehutzplatte abnehmen liess, vor. Wir zweifeln jedoch keineswegs, dass die Idee — 
durch zweckmiüssig gewühlte Motallcompositionen unmittelbar brauchbare physiotypische 
Druckplatten, mit Umgehung der Galvanoplastik, zu erzielen, — noch eine vielfache Anwen- 
lung, besonders für flachere kleinere Objeete und geringere Auflagen finden wird, so wie 
wir selbst schon zu unseren Studien über die Nervation der Blätter uns bereits auf diesem 
Vegoe eine geringe Anzahl solcher schnell zu verfertigender Abdrücke machen liessen. 
Zum Naturselbstdruck eignen sich nur vollkommen goetrocknete gut ausgebreitete und 
schon möglichst flach gedrückte Exemplare. Dicke Wurzelstöcke und Stengel, wenn sie nicht 
schon früher zerschnitten oder flach gepresst waren, liessen wir vor dem Abdrucke durch 
ine Walzé gehen und platt drücken. Das weiche Blei nimmt wohl auch die dicksten Kin- 
drücke auf, aber hicbei verschieben sich in der Regel die benachbarten Theile, oder bleiben 
auch ganz aus. Die Exemplare missen vollkommen trocken sein, da durch den gewaltigen 
Druck der Presse jede Flüssigkeit hervorgetrieben wird, und selbst oft der Dunst, wie er von 
ätherischen Ölen, die in der ganz trockenen Pflanze enthalten sind, durch das Auspressen 
ntsteht, sich noch in dem empfindlichen Blei bemerkbar macht. 
Gut getrocknete Pflanzen sind aber sehr spröde und brechen daher bei dem nur allmählich 
Jarüber hinwegeleitenden Druck der Walze sehr leicht. Wir vermieden später die dadurch
	        
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