Volltext: Der Naturselbstdruck in seiner Anwendung auf die Gefäßpflanzen des österreichischen Kaiserstaates mit besonderer Berücksichtigung der Nervation in den Flächenorganen der Pflanzen ; mit 500 Folio-Tafeln [Textbd.] ([Textbd.])

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ine zu grosse Menge des Farbestoffes, und verdeckte, gleichförmigy das Ganze ausfüllend, jedes 
Detail des Eindruckes in der Platte. Wir liessen daher, nach verschiedenen vergeblichen Ver- 
suchen mit durchsichtigeren, flüssigeren und dunkleren compacten Farbestoffen, diesen Übel- 
stand dadurch beheben, dass aus den grösseren Vertiefungen der voll mit Farbe ausgefüllten 
Platte, der Farbestoff wieder bis auf cine geringe Schichte, entweder mit der Hand oder mit 
einem Pinsel entfernt wurde. Die Abdrücke verlieren dann selbst an solehen Stellen den durch 
die zu diek aufgetragene Farbe hervorgerufenen structurlosen, derben Charakter, und liefern 
in eben so klares als getreues Dild dieser stürkeren Pflanzentheilc. 
Die auf solche Weise erzeugten einfárbigen Abdrücke ganzer Pflanzen traten nun erst nut 
illen ihren sehützenswerthen Eigenthümlichkeiten deutlich hervor, indem die neue Behandlung 
ler Druckplatte ein in allen Theiler der Natur auf das Vollkommenste entsprechendes Dild am 
Papier wiedergab. Das unvermeidliche Durchprügen tiefer gelegener oder verdeckter Organe 
erschien nieht mehr widernatürlich und stórend, wie es z. D. bisweilen in bunten Abdrücken 
von Dlüthen der Fall ist; es verlieh vielmehr dem Abdrucke das Ansehen von Prüparaten und 
Analysen, wie man sie auf künstlichem Wege nicht gelungener hätte hervorbringen können. Kın 
[[auptvorzug dieser einfárbigen Darstellung besteht aber darin, dass die unendlich feine und 
mannigfaltiye Nüaneirung der zum Abdruck gewählten Farbe ein Bild liefert, welches — und 
liess ist ein prägnantes Merkmal der physiotypischen Abdrücke — nicht bloss Zeichnung ist, 
sondern am besten mit einer einfärbigen Malerei, welcher eine hervortretende Zeichnung als 
arundlage dient, verglichen werden kann. 
Betrachtet man nämlich einen solchen Abdruck genau, so überzeugt man sich leicht, dass 
uebst den Linien, welche dem Umrisse und den Erhóhungen der einzelnen Theile entsprechen, 
lem Ganzen ein eigenthümlicher Farbenton zu Grunde liegt, welcher selbst bald zarter, bald 
lunkler erscheint und mit jenen Linien und Strichen bald verschmilzt, bald wieder greller von 
lenselben sieh abhebt. Dieser cigenthiimliche Farbenton, dessen Entstehung durch das Einprägen 
ler Objecte in Blei hervorgerufen wird, trágt, wie geglüttete Abdrücke, wo jede Erhöhung des 
Papieres verschwindet, es beweisen, am meisten dazu bei, dass die dargestellten Pflanzen 
oft kürperlieli hervortreten und jede Species den ihr eigenthiimlichen, dem Dotaniker unver- 
x«ennbaren IIabitus auch 1m Abdrucke beibehált. 
Nicht jede Farbe ist geeignet, diesen die physiotypischen Abdrücke belebenden Ton 
in allen feinen Nüaneen wiederzugeben, abgesehen davon, dass viele blüssere Farben sich nur 
wenig vom Papier abheben, und daher nur schwächere, oft kaum benierkbare Bilder liefern. 
Ein auffallendes Beispiel hiezu geben die federartigen Grannen von Stipa pennata (t. 89) und die 
Wollhaare der Erzophorum-Arten (t. 116, 117), welehe in grüner oder weisser Farbe abgedruckt, 
kaum wahrgenommen werden, während sie in dunklen Farben in bewunderungswürdiger 
Schärfe erscheinen. Bei den in dieser Bezichung angestellten Versuchen zeigte es sich, dass cs 
nicht bloss auf die Intensität der Farbe, sondern vorzüglich auf die Feinheit des Korns des 
Farbestoffes ankommt. Als die in letzterer Hinsicht feinsten Farben gelten Schwarz und 
Braun. Schwarze Abdrücke geben ein schr grelles Bild mit grauem Grundton und schr dunkler, 
wenig nüancirter Fürbung der tiefen Stellen. Abdrücke in Draun sind milder, und lassen alle 
möglichen Abstufungen von der liehtesten bis zur dunkelsten Tinte zu. Dabei erscheint dio 
Zeichnung in den verschiedensten Graden dunkler, der Grundton aber liehter braun, was für 
die meisten Augen angenehmer und deutlicher ist, als Schwarz auf grauem Grunde. Die braune 
Farbe nähert sich auch mehr der Farbe der getrockneten Ilerbariums-Exemplare und fossiler 
Olátterabdrücke. Wir wühlten desshalb ein dunkleres vom lItothen entferntes Draun. 
Wo es sich aber nicht um Darstellung des feinsten Details handelt, wie z. D. für Schul- 
;wecke, werden selbst bunte Abdrücke in natürliehen Farben um so mehr angezeigt sein, als 
man sie bekanntlich von derselben Kuvpferplatte. und zwar mit nur einmalieem Abzichen. also
	        
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