218 Die Entwicklung der Stadt Wels nach Norden.
die wie gewöhnlich um 2 Uhr begann, die beiden Beichtstühle ein¬
weihen konnte. In ihrer stilgerechten Zeichnung und sorgfältigen
Ausführung sind sie eine Zierde der Kirche. Die eisernen Türbestand¬
teile z. B. erinnern an die Meisterarbeiten der romanischen Kunst¬
periode des Mittelalters., Auch der materielle Wert der Beichtstühle
ist nicht gering. Einige Mitglieder der beantragten Herz-Jesu-Psarre
erleichterten durch Geldspenden, mehrere Bauern durch Spendung
von Weichholzbrettern die Verwirklichung des lange gehegten Wunsches
der Gläubigen.
Um jene Zeit waren noch nicht drei, sondern erst zwei Seelsorger
an der Kirche tätig. Dessenungeachtet und eigentlich selbstverständ¬
licherweise trachteten sie, die Kirche mit Paramenten auszustatten,
die für drei Priester genügten. Ein weißer Festornat gehörte not¬
wendig dazu. Er wurde in der Kunststickerei der Kreuzschwestern
in der Fadingerstraße hergestellt. Bisher hatte, wenn festliche An¬
lässe in der Herz-Jesu-Kirche waren, die Vorstadtpfarre die erforder¬
lichen Paramente geliehen. Zur Auferstehungsfeier im Jahre 1924
war dies nicht mehr nötig. Im neuen Ornate konnte der Vorstadt-
pfarrer die erhebende Auferstehungsseier mit ihrer zur Freude stim¬
menden Prozession in den weiten Räumen der Herz-Jesu-Kirche
abhalten. An der Spitze der Prozession zog eine weißgekleidete Kinder¬
gruppe, von den Anstaltsschwestern geführt. Ein besonderes, an¬
mutiges Gepräge erhielt der Umgang durch 24 Knaben in den schmuk-
ken Ministrantenkleidern. Auch die Gemeindevertretungen von Puch¬
berg und Pentan mit den Veteranen und Feuerwehren dieser Gemeinden
beteiligten sich daran. Die Sänger des Kirchenchores und die Kräfte
des Reichswehrkapellmeisters Handel boten nicht nur bei der Auf¬
erstehungsfeier des Karsamstags, sondern auch beim Amte des Oster¬
sonntags ihr Bestes, um die Menschenherzen mit Jubel zu erfüllen.
Auch am reichen Blumenschmucke, der von mehreren Garten- und
Treibhausbesitzern zur Verfügung gestellt wurde, fehlte es nicht.
Zum vollen Glanze der Feier fehlte nur noch das Geläute mehrerer
Turmglocken; denn noch immer war von dem früheren sechsfachen
Geläute der Herz-Jesu-Kirche nur die kleinste Glocke vorhanden.
Rechtsverhältnisse der Umgründung.
Unter solchen Vorbereitungen war nun doch endlich die Zeit
gekommen, wo die gehoffte Pfarrgründung verwirklicht werden sollte:
am 1. Jänner 1925. wurde die Herz-Jesu-Kirche in Wels
eine Pfarrkirche.
Betrachten wir zuerst die,Rechtsverhältnisse bezüglich der Pfarr¬
gründung und dann die Gründung selbst.
Die ersteren sind in einer vom Bischöfe Johannes Maria am
31. Dezember 1924 unterschriebenen und besiegelten Urkunde, Er¬
richtungsurkunde genannt, dargelegt. Diese Urkunde wurde in zwei