Volltext: Die Entwicklung der Stadt Wels nach Norden (2. / 1926)

Die Entwicklung der Stadt Wels nach Norden. 217 
Einer derselben widmete sich dem Orgelspiele und dem Gesänge in 
der Kirche. Es war Pater Josef Lammerding, der im Jahre 1923 
den Herz-Jesu-Kirchenchor gründete. Hauptaufgabe desselben ist 
die Verherrlichung des Gottesdienstes durch mehrstimmigen Gesang. 
Etwas sehr Notwendiges war die Ausbesserung des Kirchen¬ 
daches. Es war in der letzteren Zeit wieder öfters vorgekommen, 
daß der Wind mit den Dachziegeln sein Unwesen trieb. Dann mußte 
immer der Dachdecker kommen und die aufgerissenen Löcher ver¬ 
decken. Trotz allen Bemühens wurden aber die luftigen Oeffnuugeu 
am Dache und die nassen Stellen im Innern des Kirchengewölbes 
immer zahlreicher. Der stetig fallende Tropfen hatte an schwer sicht¬ 
barer Stelle einen Balken des Dachstuhles bereits so durchfault, 
daß sich das Dach an dieser Stelle zu neigen begann. Da mußte mau 
mit banger Sorge in die Zukunft blicken. Um dem weiteren Umsich¬ 
greifen des Uebels zu steuern, wurden im Jahre 1923 zwei Baumeister 
und zwei Dachdeckermeister zu Rate gezogen. Auf ihr Gutachten hin 
wurde sodann im Jahre 1924 das ganze Kirchendach neu umgedeckt 
und in guten Zementmörtel gelegt. Auch sämtliche Dachrinnen 
und Fenstergitter wurden ausgebessert und frisch gestrichen, so daß 
nach menschlichem Ermessen die dem Winde so stark ausgesetzte Kirche 
mit ihrem zementverkitteten Dache in Hinkunft allen Stürmen 
trotzen mochte. Der Kostenaufwand für die Umdeckunq des Daches 
belief sich auf 50 Millionen Kronen. 
Es mußte aber auch die Einrichtung der Kirche vervollständigt 
werden. Da kamen zunächst, da nur ein Beichtstuhl vorhanden war, 
zwei weitere Beichtstühle in Frage. Hier mußte auf die Zweckmäßig¬ 
keit des Gegenstandes einerseits, auf die Größen- und Stilverhältnisse 
der Kirche anderseits Bedacht genommen werden. DieSkizzen zeichnete 
Pater Fräb el aus dem Missionshause St. Gabriel. Darin war nicht 
nur dem Handwerk des Tischlers, Drechslers und Schlossers, sondern 
auch der Kunst des Bildhauers eine bedeutsame Arbeit zugewiesen. 
Die genannte Kunst fand ihre Betätigung vorzüglich in den aus der 
Fläche hervortretenden Bildern (Reliefs) über der Mitteltüre der 
Beichtstühle. Eines stellt den Heiland dar, wie er zu dem vor ihm 
knienden Sünder die Worte spricht: „Deine Sünden sind dir ver¬ 
geben", während links vom Heilande ein Engel die Sünden des 
Beichtkindes im Schuldbuche ausstreicht. Das andere stellt den guten 
Hirten dar, wie er ein verirrtes Schäflein nach Hause trägt, wo neben 
fruchttragenden Bäumen auch die frischen, klaren Wasserquellen 
sprudeln. In die Ausführung der gesamten Arbeit teilten sich vier 
Meister in Wels: Die Tischlerarbeiten und die Leitung des Ganzen 
besorgte Ferdinand Auing er, die Arbeit des Drechslers August 
Haider, die des Schlossers Karl Samsegger und die Skulpturen 
stammen vom akademischen Bildhauer Engelbert Streif. Die 
Arbeiten wurden im Frühjahre 1924 fertig, so daß am 13. April, 
einem Sonntag, Dechant Baumgartner nach der Fastenpredigt,
	        
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