Volltext: Die Entwicklung der Stadt Wels nach Norden (2. / 1926)

Die Entwicklung der Stadt Wels nach Norden. 
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Am 16. Mai nahm der Kreisdechant des Hausruckkreises Ernst 
Lanniuger, Propst von Mattighofeu, in der Herz-Jesu-Kirche die 
Religionsprüfung der Schüler von Pernau und Puchberg vor. 
Die Firmung hingegen war am 21. Mai nicht in dieser, sondern 
in der Stadtpfarrkirche. 2027 Firmlinge vormittags und 32 nach¬ 
mittags, also im ganzen 2059, wurden vom Bischöfe Johannes 
Maria gefirmt — eine ungeheure Zahl, für welche die Stadtpfarr¬ 
kirche viel zu klein war, so daß ein arges Gedränge herrschte. Die 
ungewöhnlich große Zahl von Firmlingen erklärt sich daraus, daß 
seit Kriegsbeginn in der Diözese Linz nur an wenigen Orten war 
gefirmt worden, teils weil seit dem Tode des Bischofs Rudolph 
die Diözese durch sieben Monate keinen Bischof hatte, teils wegen der 
aus dem Kriege zn erklärenden Schwierigkeiten des Verkehres und 
der Ernährung. 
Der Krieg brachte bei seiner langen Dauer auch die Gottesfurcht 
und fromme Sitte des Volkes in größere Gefahr. Ein Zeichen wilder 
Begierden war es, daß z. B. im Jänner 1916 eines Nachmittags 
fünf zur Herz-Jesu-Kirche gehörige, nicht bewachte Schlüssel ge¬ 
stohlen wurden. Noch am nämlichen Abend sah man einen verdäch¬ 
tigen Menschen, als er in die Kirche eindringen wollte. Man verscheuchte 
ihn. Die betreffenden Schlösser der Kirche wurden aber sogleich er¬ 
neuert. Um die gute Gesinnung im Volke zu stärken, wurden in ver¬ 
schiedenen Kirchen des Landes Predigten und Andachten nach Art 
derer, wie sie bei Volksmissionen stattfinden, veranstaltet. Auch in der 
Herz-Jesu-Kirche zu Wels geschah etwas solches. Da der Herz-Jesu- 
Freitag im Jahre 1916 auf den 30. Juni fiel, also ein Feiertag (Peter 
un£>_ Paul) gerade vorausging, wurden an diesen beiden und den 
zwei folgenden Tagen durch einen Priester des Missionshauses Sankt 
Ignatius in Linz, Beat Wismer, im ganzen sechs Predigten gehalten, 
die letzte in Verbindung mit einer Kriegsprozession, die von der Stadt- 
pfarrkirche ausging, und überdies — nach der Predigt — mit einer 
Fronleichnamsprozession um die Kirche herum im Freien. 
Am 18. August, Geburtstag des Kaisers, wurde ein Militär¬ 
gottesdienst gehalten, au dem die gesamte Garnison teilnahm. Ihm 
folgte auf der Rampe die feierliche Dekorierung mehrerer Krieger. 
Am 26. September nachmittags kam die Erzherzogin Marie 
Valerie mit der Hofdame Gräfin Bombelles ins Allgemeine 
Krankenhaus, um die kranken und verwundeten Krieger zu besuchen. 
Nach mehr als zweistündigem Verweilen begab sie sich zur Herz- 
Jesu-Kirche, wo sie ein stilles Gebet verrichtete. Dann fuhr sie in 
das Kinderasyl und schließlich zum Bahnhöfe, um nach Linz und 
weiter nach Wallsee zu fahren. 
Vom 4. Oktober, Namenstag des Kaisers, bis zum 8. Oktober, 
einem Sonntage, wurden in Wels sogenannte.Opfertage gehalten. 
Allerlei Veranstaltungen auf den Straßen, in den Sälen und Kirchen 
gaben Gelegenheit, fürs Vaterland Gutes zu tun. Den Schluß bildete
	        
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