Volltext: Die Entwicklung der Stadt Wels nach Norden (2. / 1926)

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Die Entwicklung der Stadt Wels nach Norden. 
reichlich unterstützt, die Stadtpfarrkirche in Wels, die in der Er¬ 
neuerung begriffene Kirche in Holzhausen und die neue Herz-Jesu- 
Kirche in Wels zählen die verstorbenen Geschwister Eder unter ihre 
größten Wohltäter. 
t Auch vom Juni und Juli 1908 ist etwas bemerkenswert. Als 
Kaiser Franz Josef am 26. Juni auf seiner Fahrt von Wien nach 
Ischl am Welser Bahnhof, wie er es vorher am Linzer Bahnhof 
getan hatte, die Glückwünsche der Stadt zu seinem 60jährigen Ne¬ 
gierungsjubiläum entgegennahm, äußerte er sich zu Dechant Flotzinger: 
„Ich freue mich, daß wir uns bei dieser Gelegenheit wiedersehen. 
Ihre Kirche, die Sie bauen, wird ja sehr schön." Ein Wiedersehen • 
konnte der Kaiser dieses Erblicken des Stadtpfarrers deshalb nennen, 
weil er in den Jahren, wo seine Tochter mit ihrer Familie in Lichten¬ 
egg wohnte, öfters dahin zum Besuche gekommen war und Stadt¬ 
pfarrer Flotzinger in der Schloßkapelle dortselbst den Gottesdienst 
zu halten pflegte. 
Am 13. Juli, einem Montag, um die heiße Mittagszeit, ereignete 
sich leider beim Kirchenbaue ein Unglück. Der dort beschäftigte 37 Jahre 
alte Taglöhner Johann Daubinger war beim Bane der Türme 
mit der Befestigung des Gerüstes beschäftigt, als er plötzlich das Gleich¬ 
gewicht verlor und aus einer Höhe von fünf Meter zur Erde fiel. 
Er erlitt hiebei einen Schädelbruch und wurde ins nahe Kranken¬ 
haus gebracht. Es hatte ihn, wie man annehmen mußte, der Hitz- 
schlag getroffen. Sein Befinden besserte sich anfänglich. Einige 
Tage hernach starb er jedoch, nachdem eine Lungenentzündung 
hinzugekommen war. Er hatte in Oberhaid gewohnt, war verheiratet 
und Vater von drei Kindern im Alter von 3 bis 7 Jahren. Dechant 
Flotzinger tat sogleich alles Mögliche, um der Witwe zu helfen. Die 
Protektorin des Vereines ließ über seine Bitte der Witwe eine Spende 
von 100 Kronen zukommen. So war es möglich, der armen Witwe 
die erste schwere Zeit erträglich zu machen, bis sie durch die Unfall¬ 
versicherung von den drückendsten Sorgen befreit wurde. 
Mit dem Ausweise über September 1908 waren im ganzen 
hundert Monatsausweise des Herz-Jesu-Kircheubauvereines ver¬ 
öffentlicht worden. Die Vereinsvorstehung begleitete ihn mit folgen¬ 
den Worten: „Der hundertste Ausweis! In diesen Worten allein 
liegt eine glänzende Anerkennung für die Bevölkerung von Wels 
und Umgebung. Mit ausdauerndem Opfermute hat sie das mächtige 
Bauwerk gefördert, welches nun schon weithin sichtbar die Welser 
Heide beherrscht als unvergängliches Denkmal ihres katholischen Glau¬ 
bens und ihrer Liebe zum göttlichen Herzen Jesu. Alle Anstrengungen 
der Gegner vermochten es nicht zu verhindern, nicht zum Stillstand 
zu bringen, denn Gottes Segen ruhte vom Anfange an auf diesem 
Werke. Darum können wir mit dem innigsten Danke für alle bis¬ 
herigen Gaben nur die Bitte verbinden, auszuharren und nicht mutlos 
zu werden. In der Eintracht liegt die Macht, im Zusammenwirken
	        
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