Volltext: Die Entwicklung der Stadt Wels nach Norden (2. / 1926)

Die Entwicklung der Stadt Wels nach Norden. 95 
Die Antwort auf diese Fragen ergibt sich aus den nun folgenden 
Teilen der von Dr. Rudolph Hittmair bei der Versammlung am 
25. März 1908 gehaltenen Rede ganz von selbst. Einleitend entbot 
der Redner infolge ausdrücklicher Ermächtigung den bischöflichen Gruß 
und Segen. Der Bischof freue sich über die bisherigen wahrhaft 
schönen Erfolge des Vereines, danke allen denen, die zu dem herr¬ 
lichen und notwendigen Kirchenbau Mithilfe geleistet, und wünsche 
daß das schöne Werk rasch und schnell zu Ende geführt werde. Er 
selber möchte in dieser Rebe den Gebanken ausführen, baß Wels 
eine alte Schulb von ber Vergangenheit her übernommen habe und 
sie gutmachen solle. „Ja", sagte ber Redner, „indem Sie die neue 
Herz-Jesu-Kirche bauen, tun Sie unendlich viel Gutes für die Zu¬ 
kunft, aber Sie leisten damit auch eine Gutmachuug der Vergangenheit 
Sie geben damit zurück, was vor langer Zeit der Stadt Wels ab¬ 
handen gekommen ist; Sie geben damit, woran die Stadt Wels 
noch Mangel hat, und geben es reichlich. Eine Kirche, aber eine herr¬ 
liche Kirche, für die Kirchen und Kapellen, die in dieser Stadt einst 
gesperrt worden sind — und entweiht". 
_ nun ging Redner an die Zeichnung eines groß angelegten. 
Geschichtsbildes, bas jene Regierungsmaßnahmen bes Kaisers 
^osef II. darstellte, aus denen sich die Aufhebung mehrerer Kirchen 
und Kapellen in Wels, anderseits aber auch die Errichtung einer 
Vorstadtpfarre bei einer der früheren Klosterkirchen erklärten Jene 
Maßnahmen, welche die Stadt Wels arm an Kirchen gemacht haben 
seren beklagenswert; aber Klage sei nicht der rechte Spruch zu dem 
tatkräftigen Gotteswerk des Herz-Jesu-Kirchenbauvereines, noch 
weniger he Anklage. „Wen sollen wir anklagen? Wen dürften wir 
anklagen? O, der Name, der mit diesen Taten verbunden ist der 
rst unserem Volk so teuer, daß nichts diesen Namen unbeliebt machen 
kann. Ganz gewiß, diese sonderbaren profanen Gebäude, die noch 
m der Stadt Wels stehen, mit dem Kirchenbuche und den Kirchen- 
fenstern, sind merkwürdige Denkmale, aber sie erzählen die Tragödie 
von emem der edelsten Kaiser, von einem, der gestorben ist in dem 
Schmerze, seinen Völkern nicht das Glück geworden zu sein, das er 
sich erträumt und worau er sich zugrunde gearbeitet hat Sie er¬ 
zählen uns immer noch von der Tragödie, aber auch von der guten 
Meinung und der wahren Volksliebe unseres Kaisers Josef Und 
den sollten wir je anklagen können? Nie und nimmer! Und wenn 
wir ferne Taten nicht loben können - aber ehe wir ihn anklagen 
eher rühmen wir ihn. Er ist doch immer eine der sympathischesten 
Fursteiigestalten, herzgewinnend in seinen Tugenden, und auch in 
seinen Fehlern und seinen verhängnisvollen Mißgriffen von ber 
wahrhaft ergretfenben Schönheit einer tragischen Schulb, unb wie 
mußte er büßen! Wir können sühnen, Sie tun es." 
Es zogen nun die Kindheit und die ersten öffentlichen Hand- 
lungen des Kaisers als Mitregenten bis zum Tode seiner Mutter,
	        
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