Volltext: Die Evangelische Gemeinde A. C. Vöcklabruck von der Reformationszeit bis auf die Gegenwart

44 Die gegenwärtige Gemeinde. 
mit Säuglingen an der Brust, erwachsene Söhne und Töchter, Knechte 
und Mägde zogen bei ungestümem Schneegestöber in leichter, schlechter 
Kleidung dem Anführer, Bauer vom Oehlmanngute zu Wasseubach, der 
stets wie ein Hund bellte und einen Laib Brod an einem Stricke ge¬ 
hängt über den Rücken trug, nach. In Ottnang fielen sie vor dem Hause 
des Schmidtofferl auf die Knie, dieses Haus war eben heilig. Unter 
dem Bellen des Anführers zogen sie in die Pfarrkirche, dann nach Atz- 
bach und Brandstätten (1/ä Stunde von Atzbach entfernt), wo sie sich auf 
freiem Felde lagerten. Über Auftrag des Landgerichtes Vöcklabruck 
wurden sie nach Köppach trausportirt und gefänglich gehalten. Später 
nach Vöcklabruck gebracht und vom Dechant Freindaller gründlich belehrt, 
standen sie durchwegs von Pöschl ab und konnten frei nach Hause gehen*). 
Am 9. April 1817 wurde Pöschl aus Salzburg über Schärding, 
Peuerbach, Linz ins Priester-Defizientenhaus auf der Landstraße in Wien 
abgeführt. Hier wurde der Geisteskranke, mit eiserner Konsequenz seine 
neue Offenbarung festhaltend, aufgeregt, stürmisch, manchmal sogar tob¬ 
süchtig und am Morgen des 15. November 1837 vom Nervenschlag ge¬ 
troffen todt im Bette gefunden. 
Die gegenwärtige Gemeinde. 
Konstititirung und Abgrenzung. 
Neues kirchliches Leben und neuen Muth brachte den Evangelischen 
Österreichs das Protestantenpatent vom 8. April 1861, welches soviele 
in der Zeit der bloßen Duldung auf den Evangelischen drückend lastende 
Beschränkungen aufhob und ihnen Gleichberechtigung mit den anderen 
Konfessionen gewährte. Neue Gemeinden wurden gegründet und Kirchen 
*) Nach Aussage noch jetzt lebender Zeugen, die den Jos. Haas persönlich 
kannten, blieb dieser dem Pöschlianismns bis an sein Lebensende treu. So streckte 
er sich beispielsweise auf den Düngerhaufen des von ihm und seiner vierten Frau 
bewohnten Häuschens mit der Behauptung, er werde jetzt gen Himmel fahren. Als 
er aber sah, daß es nicht ging, erhob er sich wieder mit der Bemerkung, es sei eben 
noch nicht Zeit. Durch das offene Fenster blickte er stets gen Himmel, dabei mit 
sich selbst laut redend und versichernd, er sehe den Himmel offen. starb als 
dOjähriger Greis in dem heutigen Auszughäuschen des Königgutes in Stocket bei 
Thomasroith.
	        
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