Volltext: Die Evangelische Gemeinde A. C. Vöcklabruck von der Reformationszeit bis auf die Gegenwart

( 
Die Reformationsgemeinoe. 
Die Reformationsgtmeinde. 
Wie in vielen anderen Ländern so fand auch in Oberösterreich 
Luthers Werk der Kirchenreformation freudige und begeisterte Aufnahme. 
Auch hier hatte die Geistlichkeit durch ihre Unsittlichkeit, Habgier, Un¬ 
wissenheit nnd Roheit glühenden Haß und bittere Verachtung gegen sich 
wachgerufen und die Gemüther wurden mit Überdruß an dem ganz und 
gar veräußerlichten Kirchenthum und angstvollen Zweifeln, ob dieses die 
Seligkeit zu gewähren vermöge, erfüllt. Protestantische Bücher und An¬ 
schauungen drangen im breiten Strome ein; Adelige, Bürger und Bauern 
verjagten die „Meßpfaffen" oder enthielten sich ihres Kirchenwesens voll¬ 
ständig. Man verwarf die Ohrenbeichte und das Abendmahl unter einer 
Gestalt; forderte Beseitigung oder Verdeutschung der Messe; eiferte gegen 
Wallfahrten, Kreuzgänge und Reliquienverehrung; rief die Heiligen nicht 
an und glaubte nicht an das Fegfeuer; hielt vom Papstthum« nichts und 
von den Bischöfen wenig; verdammte die Ehelosigkeit der Priester und 
verachtete das Klosterleben; erklärte das Fasten für nnnöthig und wollte 
von Firmung und Ölung nichts wissen. 
In Atzbach, Gampern, Köppach, Ober-Thalheim, Pfaffing, Un- 
genach, Vöcklamarkt, Zell am Pettenfürst n. s. w. wurde bald die neue 
Lehre verkündigt*). Auch die Pfarrei von Schöndorf, die Kaplanstelle 
*) Die genannten Orte liegen sämmtlich im Gebiet der heutigen evangelischen Ge¬ 
meinde, welches auch die nachfolgende geschichtliche Schilderung vorzugsweise im Auge hat. 
In Atzbach wirkten 1570, 1595, 1604—1611 evangelische Prediger unter dem 
Schutze der Jörger zu Köppach. 
In Gampern war 1592, 1600, 1620, 1624 und 1628 die Pfarrstelle mit 
evangelischen Geistlichen besetzt. 
Von den ehemaligen Besitzern des alten Schlosses Köppach „den Jörgern" 
(jetzt fürstlich Anersperg'sches Eigenthum) ist es bekannt, daß sie mit Martin Luther 
in schriftlichem Verkehre standen und von ihm selbst einen Prediger erbaten. Köppach 
hatte also zur Reformationszeit einen eigenen Pastor — als solcher wird Philipp 
Ehrenreich Wider genannt — und, wie der Chronist dazusetzt, eine evangelische Schule 
aus dem sogenannten Schulerberge, wo 1616 ein lutherischer Wirth den Unterricht hielt. 
Zu Ober-Thalheim wurde 1497 durch Wolsga'ug von Polheim auf Warten¬ 
burg ein Paulaner Kloster errichtet. Sein Sohn Cyriak zwang im Jahre 1533 die 
Mönche, Thalheim zu verlassen. Im Jahre 1561 wurde das Klostergebäude zu einem 
Spitale verwendet und evangelische Prediger in demselben untergebracht. Im Jahre 
1671 wurde das Kloster wieder dem Orden des heiligen Franz von Paula übergeben,
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.