Volltext: Kremsmünster in seinen Lehranstalten

Johann II. Habenzagel (1526-—1543) war ihr mit 
gleicher Sorgfalt zugethan. Schon unter den letzten Äbten 
war die lutherische Lehre auch in das Stift gedrungen. 
Aber hatten die Stürme der Reformation auch den Orden 
und mit ihm die meisten Ordenshäuser bis ins innerste Mark 
erschüttert, gerade zur Zeit der größten Verwirrung eröff¬ 
neten mehrere Klöster gelehrte Schulen. In diese Zeit fällt 
auch die Errichtung des Gymnasiums zu Kremsmünster. 
So war denn die Ehre der Gelehrsamkeit dem Bene- 
dictiner-Orden stets eigen, und bis auf den heutigen Tag ge¬ 
hören in den Klöstern des hl. Benedict die Pflege der Wissen¬ 
schaft und die Förderung der schönen Künste zu den ge¬ 
heiligten Ordenstraditionen. „Und in der That," fragt Pro¬ 
fessor P. Norbert Gatscher von Seitenstetten in seiner 
Festpredigt zum eilf hundertjährigen Jubiläum Kremsmünsters 
im Jahre 1877, „wer war es, der das heilige Feuer der 
Wissenschaft gehütet, als ungebändigte Völkerfluten sich 
dahinwälzten über die Ruinen einer gefallenen Welt, alles 
zerstörend und vernichtend? Wer hat da zuerst das wüste 
und öde gewordene Feld der Wissenschaft wieder bebaut? 
Wer hat unter den Trümmern jener allgemeinen Verwüstung 
Europas die Schriften der Alten gerettet und auf uns ge¬ 
bracht? Die Klöster hatten in ihren stillen Zellen der Wissen¬ 
schaft eine Stätte bereitet. Die niedere Dorfschule, die im 
engen Kreise die ersten Anfänge der Bildung verbreitete, 
wie die Hochschule, dieses Bollwerk, an dem die Sturmfluten 
der Barbarei sich brachen, beide sind das Werk der Bene- 
dictiner." „Die Bewohner der Klöster," ruft ein anderer 
aus, „haben im Laufe der christlichen Jahrhunderte und 
auch in der düstersten Periode die hohen, lichten Ideale, 
die Fackel der Wissenschaft empor und brennend gehalten. 
Gerade die Klöster haben die Wissenschaft und Bildung 
auf die Gegenwart gerettet." Der Geschichtsforscher Jo¬ 
hannes v. Müller nennt sie daher „Institute, dergleichen
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.