Volltext: Kremsmünster in seinen Lehranstalten

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Unter Abt Alram (1093—1121) übertraf Krems¬ 
münster nach dem Berichte des Biographen des Bischofs 
Altmann von Passau „an Zucht und Ordnung, Büchern, Ge¬ 
mälden und anderen Zierden alle übrigen Klöster weit und 
verbreitete insbesondere durch gelehrte und kunsterfahrene 
Männer einen großen Glanz."1) 
Dass Kremsmünster im dreizehnten Jahrhundert Männer 
besessen, die nicht bloß in weltlicher, sondern auch in theo¬ 
logischer Wissenschaft wol bewandert waren, zeigt der Um¬ 
stand, dass Abt Berthold II. (1256—1273) dem an ihn 
ergangenen Rufe zur Beschickung des Concils zu Lyon Folge 
leisten konnte. 
Unter Bertholds Nachfolger, Friedrich I. von Aich 
(1273—1325), welcher der Vater der Bibliothek genannt 
wird, blühte in Kremsmünster eine Schreibschule, deren 
Einfluss sich über ganz Österreich ausdehnte. In dieser 
wurden kostbare, alte Bücher fleißig abgeschrieben; denn 
Friedrich huldigte der allgemeinen Anschauung des Mittel¬ 
alters: „Ein Kloster ohne Bibliothek ist wie eine Festung 
ohne Zeughaus."2) Die Bibliotheken waren die „Arznei¬ 
kammern lernbegieriger Seelen, die Zeughäuser für die 
Waffen des Wissens." 3) Daher wurde auch die Bibliothek 
als der kostbarste Schatz des Klosters mit Argusaugen ge¬ 
hütet. Sie zu mehren war der Stolz der Äbte. Die Studier¬ 
und Schreibstube waren die wichtigsten Räume eines Klosters. 
Vor dem Schreibpulte brachte gar mancher Benedictiner 
!) „ Is locus [sc. Cremifanum (Kremsmünster)/ per Adalrammn 
abbatem tanta religione et honestate est immutatus, ut ceteris circum. 
quaque abbcitiis, praediis, aedificiis, libris, picturis, et aliis ornamentis 
sit praelatus: insuper et viris litteris eruditis et artibus egregie 
peritis, insigniter usque hodie fulgeat exomatus.r> Der Biograph 
Altmanns. 
2) „ Claustrum sine armario^ quasi Castrum sine ar?na?nentario 
3) Scheffel, Ekkehard.
	        
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