Volltext: Band 2 (Band 2 [1885])

66 . Geschichte der Stadt Linz. 
Nebligen sich alle Bewohner ruhig verhalten sollen. Am 24. wurden viele verwundete französische 
Soldaten in die Kollegien - Kaserne gebracht. Am 26. sandte der in Urfahr kommandirende öster¬ 
reichische General einen Offizier mit einem Tromperer an den hier kommandirenden französischen 
Genera! Blanquet mit der Bitte um Schonung der Stadt, nachdem sich das Gerücht verbreitet 
batte, daß die Franzosen dieselbe plündern wollten; — Tags darauf wurde der zu Steyr abge¬ 
schloffene Waffenstillstand hier kund gemacht und ein Adjutant des Generals Bonnet brachte die 
Nachricht von der Unterzeichnung der Friedenspräliminarien. Am 28. ließ General Blanquet alle 
in der hiesigen k. k. Wollenzeugfabrik befindlichen Borräthe an Tuch und Geweben anderer Art 
verzeichnen und in sein Quartier, im gräflich Wdfienwols'schen Hause am Hauptplatze, abliefern. 
Der Marschall Moreau hatte mittlerweile von seinem Hauptquartiere zu Steyr aus eine 
Kontribuzion von 3 Millionen und fl. 22000 dem Lande zu zahlen auferlegt, wovon eine Million 
binnen 4 Tagen in klingender Münze, eine Million zur Hälfte in der knrsirenden Landesmünze, 
zur Hälfte tn Bankzetteln, und der Nest in derselben Weise, oder auch in Gold, Silber und 
Wechseln erlegt werden sollte. Diese Forderung des feindlichen Befehlshabers hatte Alles in Jammer 
und Bestürzung gesetzt; an demselben Tage noch, als sie bekannt gemacht worden war, nämlich am 
27. wurde eine Deputazion von der Landeskommission an den Marschall Moreau nach Steyr ent¬ 
sendet, um einen Nachlaß von dieser für das Land unerschwinglichen Kontribuzion zu erflehen; — 
der Marschall wies die Deputazion aber an die französische Kriegskommisston in Wien, welche in 
dieser Angelegenheit zu entscheiden hätte. Außer dieser Kontribuzion war dem Lande noch die 
Lieferung von 10.000 Kapotröcken, ebenso vielen Hemden, Paaren Strümpfe und Schuhe auf¬ 
erlegt worden. Das republikanische Heer war schlecht bekleidet (mal Chaussee), und wollte sich auf 
Feindes Kosten neu eqnipiren und ausstasfiren. 
Am 28. Dezember Abends kam der Marschall Moreau in Begleitung seines Generalstabes 
und einer Abtheilung von Grenadieren zu Pferde hier an, nahm sein Quartier im Haslmayer'schen 
(jetzt Scmnger'schen) Hause, besuchte das Theater, welches damals nothdürftig seit dem Brande in 
Stand gesetzt worden war, soupirte beim Bischöfe und reiste am Morgen nach Salzburg ab, nachdem 
er den General Grouchy zum Kommandanten hier ernannt hatte, der im gräflich Althann'schen 
Hause sein Quartier hatte. Am 30. wurden 400 gefangene österreichische Soldaten in der Wasser¬ 
kaserne hier über Nacht bequartiert und des anderen Tages nach Wels abgeführt. 
Jffij Als General Grouchy am Neujahrstage 1801 die Eintreibung der Kontribuzion in Vollzug 
zu setzen begann, hatte die Landeskommission allsoglcich eine Deputazion an die französische Kriegs¬ 
konimission nach Wien gesendet, welche nach mehrmaligen flehentlichen Bitten und Vorstellungen 
den Nachlaß einer halben Million erwirkte, wovon die Nachricht am 5. Februar hierher gelangt war. 
Von den Proviantvorräthen, welche die Franzosen in Beschlag genommen und theilweise auch 
zum Verkaufe ansgeboten hakten, war ein großer Theil vom Erzherzoge Kar! angekauft und nach 
Uutcrösterreich geschafft worden. 
Die Kontribuzions - Eintreibung war indessen mit aller Strenge fortgesetzt worden, in Folge 
dessen am 2. Jänner alles entbehrliche Gold- und Silbergeräthe von Privaten sowohl als von den 
Kirchen eingeliefert werden mußte. Am 8. wurde das k. f. Tabakmagazin in Beschlag genommen; 
am 11. kam ein strenger Befehl vom Marschall Moreau, daß, wenn die Kontribuzions - Einzahlung 
oder wenigstens ein vom ständischen Kollegium ausgestellter Wechsel hierüber bis 6 Uhr Abends 
dieses Tages nicht erfolgen würde, allsogleich 6 Bataillone als Exekuzionstruppen einrücken und in 
der Stadt bequartiert würden, — was der Stadt um so größere Noth verursacht haben würde, 
als dieselbe ohnehin mit feindlichen Truppen überfüllt war, so daß sogar die Beamten mit Quartier 
belegt worden waren. Am 12. kam der nach Wien entsendete ständische Abgeordnete Vinzenz 
Ritter v. Hackh auf Bornimbs mit einer dort aufgebrachten Summe von einer Million Livres 
zurück, welche Summe vom General Grouchy sogleich in Empfang genommen ward; nichtsdesto¬ 
weniger erfolgte am 14. eine wiederholte Mahnung des französischen Obergenerals Moreau zur 
Einzahlung der noch rückständigen Beträge. Am 16. wurden die Beamten wieder vom Militär- 
quartier befreit, wogegen andere Rcquistzionen erfolgten; — am 19. brachte der obgenannte stän¬ 
dische Abgeordnete abermals fl. 250,000 in Wechseln von Wien; an diesem Tage war auch 
sämmtlicher vorgefundene Vorrath von Salz, von etwa 12000 Centnern, von der Landeskommission, 
der Centncr zu fl. 2, zu Gunsten der feindlichen Besatzung veräußert worden. Zur Tilgung der 
noch rückständigen Kontribuzions-Beträge wurde von den Landständen ein Anlehen kontrahirt, was 
am 27. mittelst Trompetenschall und Ausruf in der Stadt öffentlich verkündet und Jedermann ein¬ 
geladen ward, sich an diesem Anlehen zu betheiligen; — am 5, März endlich brachte der sranzö-
	        
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