Volltext: Theil 2 [=B. Besondere historische Notizen über Schärding], H. 1 (Th. 2, Heft 1, 1887)

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I. Kleinere Anpeilen in und um Schärding. 
a) Das zunächst des Allerheiligenthores befindliche Gebäude war in alter 
Zeit eine Art Schlosses, das im 13. und 14. Jahrhunderte die Großfrächter des 
Halleiner-Salzes, nämlich die Herren Grause und Frnmesel, inne hatten; später 
wurde es zur Wohnung der fürstlichen Pfleger und Landrichter, die auch darin 
die Gerichtsverhandlungen hielten. In diesem Hanse — heute Frankingerhof — 
nun war eine Hanscapelle, und zwar gegen die Wässerseite zu; wahrscheinlich war 
diese Capelle in der Neformationszeit der Profanation anheimgefallen. 
b) An das zunächst des Wasserthores gelegene Hans — heute sub 
Nr. 137 — war gleichfalls eine Hauscapelle, und zwar an der Seite des Burg- 
grabens, angebaut; noch bis jetzt läßt sich die Form und der llmfang derselben 
an den Außenmanern nicht verkennen. Vom Jahre 1689 bis 1695 hatte der Kirch- 
herr von Schärding, Franz Wenig, dieses Haus, so wie das rückwärts befind¬ 
liche Remisengebände -das heute dem Franz Peham gehörige Stall- und Remisen- 
Gebände — inne, und ging mit dem Gedanken um, Klosterfrauen zu berufen, und 
ihnen diese Gebäulichkeiten sammt der Hanscapelle zu übergeben, damit sie selbe 
zu einem Klösterl sich zurecht richten möchten; ans welchen Ursachen dieses Vor¬ 
haben jedoch nicht zur Ausführung kam, ist nicht bekannt. 
e) In dem Salbuche der geistlichen Stiftungen Schärding ist die Be¬ 
merkung eingetragen, daß um das Jahr 1521 auf dem zum Spitalc gehörigen 
Krantacker nahe an der Straße eine Oelberg-Capeile gestanden sei, also 
beiläufig in der Gegend des heutigen Pfarrgottesackers. 
ck) In den Kirchenrechnnngen des St. Georgen - Gotteshauses von 1700 
bis 1750 geschieht Erwähnung einer St. Wolfgangs-Capelle zu Schär¬ 
ding;- an welchem Platze sie stand, darüber sind die Traditionen gänzlich ver¬ 
loren gegangen. 
e) Auf der Höhe oberhalb Allerheiligen liegt die Ortschaft Kreuzberg, vor 
dem Jahre 1650 noch „am Rad oder Rath" geheißen, wo zunächst an der Pnssaner- 
Strasse bis im Jahre 1783 die Hinrichtungsstättc — Köpfstätte — sich befand. Für die 
zum letzten Gange ausgeführten Delinquenten ward dortselbst eine Capelle zum 
heiligen Kreuze errichtet, davon der Berg und die Ortschaft seither den Namen 
„Krenzberg" erhielt. 
Aus ähnlichem Anlasse mag die außerhalb der Vorstadt an der Straße 
nach St. Florian befindliche Capelle zur heiligen Mutter Gottes von Altöting ent¬ 
standen sein, weil vor dem Jahre 1730 der Hinrichtungsplatz noch innerhalb des 
Burgfriedens im Pflegfelde sich befand. Uebrigens verehrten die Schärdinger die 
heil. Mutter Gottes (von Altöting) als ihre erkorne Patronin mit besonderer 
Devotion, und widmeten ihr diese Feldcapelle?) 
9 Im Jahre 1748 legten die Schärdinger ein reich mit Silber beschlagenes Missale 
Romannm als Opfer auf den Guadenaltar der Marieukapelle zu Altöting, das heute noch in 
der dortigen Schatzkammer aufbewahrt wird. 
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