Volltext: I. Theil (I. Theil / 1882)

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Kaisers Napoleon. General Merle ließ die Kanonen der Festung 
lösen, gab bei Kaufmann Schüdl um 4 Uhr abends unter Musik und 
Kanonendonner ein Gastmal für 40 Ossiziere. Durch die Erschütter¬ 
ung beim Abfeuern der Kanonen, welche bei der Pfarrkirche standen, 
wurden die hohen Fenster derselben zertrümmert; abends mit halb 
8 Uhr schoß man noch einige Stücke los; wegen des Regens mußte 
aber die Beleuchtung und das Steigen der Raketen unterbleiben. 
Am 20. November 1807 kam ein k. k. Hauptmann zum Kom¬ 
mandanten Merle mit der Ordre zum Abmarsch der Franzosen, jedoch 
war der Tag noch nicht bestimmt. Am 29. laugte vvu Napoleon ein 
Mailänder Courier mit dem Austrage an, daß die Franzosen am 
10. December aus Brauuau abziehen sollten. Der Courier speiste 
beim Kommandanten und reiste dann sogleich wieder nach Linz ab. 
Da die Festung vertragsmässig geschleift werden mußte, wurden am 
30. November beim Brückenkopf die Pallisaden herausgerissen und die 
Schanzen' eingeworfen; es kamen viele Wägen an, um Pulver und 
Holzweck nach Baiern zu führen. Am 1., 2. und 3. December wurden 
immerfort Stücke, Kugeln, Pulver, Zwieback it. dgl. weggeführt. Am 3. 
kam auch der k. Minister Montgelas von München in Braunau an, 
logirte bei Rohrmühler und speiste abends bei General Merle im 
Schüdl'schen Hause. Am 4. December^ langten die österreichischen Ueber- 
namskommissäre nämlich der Meichaüplmami Bernberg und ein Ge¬ 
neral mit seinem Adjutanten, Ingenieur und Offizieren in Braunau 
an; sie logirten beim Weinfink, speisten aber am 4. und 5. beim Ge¬ 
neral Merle; dieser war am 6. und 9. December beim k. General 
im Weinfink, am 7. in Ranshofen zu Gaste; am 8. hielt er sein 
Abschiedsfest mit 20 Gedecken im Scküdl'sckien .staute. Am 10. 3>= 
3000 Mann stark, ans Braunau1). Um halb 11 Uhr vormittag 
rückten die Kaiserlichen unter dem Stadtkommandanten Ebert mit 60 
*) General Merle erließ bei seinem Scheiden von Braunau an den Magi¬ 
strat nachstehendes Schreiben: 
An 
die Herrn des Magistrates der Stadt Braunau! 
Ich eile, Ihnen Nachricht zu geben, daß ein Courier von meiner Regierung 
der gestern abends um 8 Uhr hier ankam, mir den Befehl wegen der Uebergabe 
dieses Platzes an Seine Majestät Ihren Kaiser überbracht hat. 
In Folge dieser Entschliessnng meines Monarchen werden die französischen 
Truppen, die sich hier in Garnison befinden, den 10. künftigen Deeember abziehen. 
Ich ergreife mit Vergnügen diese Gelegenheit, um Sie, meine Herren des Ma¬ 
gistrates, von der vollkommenen Hochachtung, die sie mir seit mehr als 14 Monaten, 
während welcher Zeit ich mich in Ihren Mauern befunden, eingeflößt haben, zu 
versichern. Ich werde lange Zeit eine sehr angenehme Erinnerung an die friedlichen 
Bewohner der Stadt Braunau im Gedächtnisse erhalten, ich werde mir zu Gemüte 
cember l80|>vLum 8 Uhr früh marschirten endlich die Franzosen,
	        
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