Volltext: I. Theil (I. Theil / 1882)

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tänig war, bestand noch fort. Im Laufe der Zeit käm es zwischen 
dem dortigen Brauer Georg Niedermayr und dein Stadtrat wegen des 
Schank- und Gastrechtes zum Streit. Dem Brauer wurde am 27. 
Mai 1627 von Gerichtswegen die Berechtigung zuerkannt, beim Bran- 
uud Gasthaus am Moos nicht allein das Bier unter dem Reifen zu 
verkaufen, sondern auch vom Zapfen auszuschäuken, Gäste zu setzen, 
Fremde zu beherbergen, Hochzeiten und dergleichen zu halten; dieses 
Urtheil wurde auch vom Hofrat in München am 23. August 1628 
bestätigt. Da die Brauuauer dagegen die Revision ergriffen, erfolgte 
am 7. December 1629 die Entscheidung, daß dem Brauer am Moos 
nicht zustehe, Versprechen, Hochzeiten und dergleichen angedingte Mal¬ 
zeiten zu halten, es übrigens aber bei der Hof- und Regierungsentscheid¬ 
ung sein Verbleiben habe. Gegen dieses Revisiouserkeuntnis griffen 
der Brauer Joseph Spüngrueber und sein Nachfolger Anton Wimb- 
hölzl den Streit wieder auf, wurden aber Beide unterm 25. April 1731 
und 12. Juli 1734 vom Revisionsamte abgewiesen. Seit unvordenk¬ 
lichen Jahren hatte die Stadt Braunau das Privilegium, daß die 
ledigen Bürgerssöhne von der Beschreibung zu den Lands ahnen be¬ 
freit sein, sich jedoch zur Vertheidigung der Stadtmauern gebrauchen 
lassen sollten. Am 2. Mai 1735 und 30. April 1763 wurde der 
Bürgerschaft auch das Recht einer besonderen Stadtfahne verliehen; 
die Bestätigung der Stadtoffiziere erfolgte durch den Hofkriegsrat!). 
Zu bemerken sind die Witternngsverhältnisse der Jahre 1728 
und 1739. Der Wiuter von 1728 auf 1729 dauerte 187 Tage; 
der Frost mit empfindlicher Kälte hielt vom 25. November 1728 bis 
1. Mai 1729 an; Mitte März war die Ostsee noch ganz mit Eis 
bedeckt. Noch strenger war der Winter von 1739 bis 1740. Nach 
einem sehr hetfsen Sommer trat schon am 2. Oktober eine ungewöhn¬ 
liche Kälte eilt. Es folgte Hagel, Schnee und Nässe. Anfangs Ok¬ 
tober war das Wasser in den Flüssen so wenig, daß es beinahe zu 
flieffen aufhörte; anfangs November stattden alle Müleu; Mitte dieses 
Monates siel eine grosse Masse Schnee. Kurz vor Weihnachten trat 
ein starkes Thauwetter ein; die Flüsse traten aus ihren Usern. Der 
9. Januar war der kälteste Tag. Reisende erfroren sammt ihren 
Pferden auf der Straffe, andere kamen auf bett Schlitten sitzend tobt 
und erstarrt vor den Thoren der Städte an. Die Klauen und Hinter¬ 
beine des Hornviehes litten grossen Schaden , das Jungvieh erfror, 
die Kühe verwarfen, die Hühner und Gänse lagen todt in den Ställen; 
wenn man Wein, Bier uud Essig über die Strasse trug, wurde es zu 
Eis. Die Haut zersprang im Gesichte, als wäre sie verbrannt; fast 
1) Privilegienbuch der Stadt Braunau. Groß, Simbach, 26—28. 
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