Volltext: I. Theil (I. Theil / 1882)

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Clemens von Köln wurden der Reichsacht entledigt, wieder in ihre 
vorigen Würden wie in den Besitz ihrer Länder eingesetzt. Zur grossen 
Freude seiner Untertanen kehrte der Kurfürst 1715 von Frankreich aus 
der Verbannung zurück. Auch die kurfürstlichen Prinzen traten im 
Frühjahre 1715 von Graz, wo sie auf den Befehl des Kaisers bei den 
Jesuiten erzogen wurden, ihre Rückreise nach Baiern an. Am 11. März 
brachen sie von der steirischen Hauptstadt auf und trafen am 28. d. M. 
in Fürstenfeld ein. Die Marschroute war anfangs über Schärding an¬ 
geordnet, wurde aber abgeändert und der nähere Weg über Ried und 
Braunan eingeschlagen. Der ganze Zug bestand aus 36 Wägen, zu 
deren Kortschaffuug bei der zum Reisen ungünstigen Frühlingszeit 227 
Pferde notwendig waren. In Ried wurden die Pferde gewechselt; von 
da an stellten die Untertanen die Vorspannen für die kurfürstliche Ba¬ 
gage, was diesmal als Ehrensache galt; die Grazer Fuhrleute wurden 
zurückgeschickt. 
Während der kaiserlichen Landeshoheit in Baiern lag stets eine 
bedeutende Besatzung zu Braunau. Wir Messen dies aus den 
Tod fällen von Militärpersonen, welche das psarrliche Sterberegister aus 
jener Zeit verzeichnet. Ant 30. März 1706 starb der Augustiner P. Ge- 
lasius, Feldkaplan beim Regiment Kriechbaum, am 24. Juni 1707 
ein belgischer Priester Philipp Pinte, wahrscheinlich ebenfalls Feldpre¬ 
diger, um 1708 Ludwig Freiherr Failles, k. Geueral-Feldmarschall, 
Oberstlieutenant des Erbeville-Dragonerregimentes, Kommandant zu 
Braunau, am 6. Februar 1710 der Kommandant Johann Michael 
Barth, von Husaren getödtet, am 6. November 1710 der Oberstlieu¬ 
tenant Ludwig Haller, ebenfalls Kommandant zu Braunau. Um 1708 
lebte zu Braunau Lothar Weitst zu Wackerstein, 1674 Generaladju¬ 
tant des Herzogs Karl IV. von Lothringen, dann des Kurfürsten, 1690 
Kommandant der Kavallerie, 1694 General, 1697 Befehlshaber zu 
Braunau; 1702 zum obersten Feldherrn ernannt, erfocht er zwei 
Siege und beschloß am 8. Januar 1732 sein Leben nach 30jährigem 
Aufenthalt zu B r a u u a u. Als kurfürstlicher Kommandant zu Braunau, 
den wir nur des Zusammenhanges wegen anführen, verschied am 2. Mai 
1732 der Oberstlieutenant Johann Philipp Santuer *)• 
Max Emanuel suchte das zu Grunde gerichtete Land wieder 
empor zu bringen und bett verarmten Untertanen zum frühern Wol- 
stand zu verhelfen; in diesem Streben ereilte ihn der Tod; er starb 
am 26. Februar 1726 int 63. Lebensjahre, von seinen Untertanen als 
Vater des Vaterlandes geliebt und betrauert. Dem Kurfürsten Max 
Emanuel folgte itt der Regierung der bairischen Stammlande sein äl- 
’) Grabstein am Stadtpfarrturm. 
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