Volltext: I. Theil (I. Theil / 1882)

mutig den von der Pest Befallenen geistliche und leibliche Hilfe. So 
kam mit dem Gotte des Friedens auch leider der Todesengel nach Baiern. 
Das Jahr 1710 brachte mehrere Veränderungen im Besitze einiger 
ehemaliger kurbairischer Herrschaften und Distriete. Das Hochstift Passau 
erhielt für seine treuen Dienste vom Kaiser das Kloster St. Nikola mit 
den Aemtern Esternberg und Schardenberg vom Landgerichte Schärding, 
der geheime Rat und Obersthosmeister Graf Trantson den Markt Ried 
mit dem Amte am Hausruck, den drei Aemtern Antisenhosen, St. Larn- 
brechten und Andorf vom Schärdinger Landgerichte, der geheime Rat 
und Hofkanunerprüsident Guudaker von Starhemberg die Herrschaften 
Matighofen unb Utenborf nebst den drei Aemtern Walbzell, Osternach 
unb Rotenberg vorn Riebet Lanbgerichte, der geheime Rat unb Hof¬ 
kanzler Philipp Ludwig von Sinzenborf zu ber Grafschaft Hals auch 
bie Aemter Tanfkirchm unb Kopfing vom Lanbgerichte Schärbing, ber 
Kämmerer unb Obersalkenmeister Ferbinanb Franz von der Wahl die 
Herrschaften Aurolzmünster und Forchtenan mit dem Amte Taiskirchen 
vom Lanbgerichte Schärbing als Lehen. Ferners verlieh ber Kaiser beut 
Grasen Max Karl Löwenstein, Abministrator zu München, bie Lanb- 
uttb Psteggerichts-Distriete Mauerkircheu unb Braunau (Ober- unb 
Nieberweilhart) mit aller Zugehör, hohen unb niebern Gerichtsbarkeit, 
Lanbes- unb Oberherrlichkeit als freie Reichsherrschaft. Die Dominien, 
welche in biejett neuen Reichsherrschaften Untertanen besassen, mußten 
an bett bestimmten Tagen betn Lanbesherrn httlbigen. Auf ben 19. De¬ 
cember 1709 wurden zum Hotnaginm, welches der bevollmächtigte Hos- 
kammerrat von Hessen entgegennam, die Hofmarken Ranshofeu, För¬ 
stern, Bogenhofen, Geretstors, Hagenatt, Snnzing, Mamling, Mülheim, 
Neuhaus, Kazenberg, Wimhub, Wildenatt, Aspach, Roßbach, Wasen, 
Hneb, Spitzenberg, Reichersberg, Aurolzmünster, St. Martin, Fratten- 
stein, Jbm, Pfaffstatt, Sitz Ach, Kleeberg und Neurating nach Mauer¬ 
kirchen eingerufen. Die Huldigung erfolgte unter Ablesung des kaiser¬ 
lichen Schenkungsbrieses und unter Bestätigung ber herrschaftlichen Ge¬ 
rechtsame ; bie Braunaner Landgerichtsbeamten waren bamals wegen 
ihrer Lieenzirnng sehr in Sorge. 
Die Verhältnisse, welche bttrch bie Zerstücklung Baierns herbeige¬ 
führt würben, hatten jeboch keinen Bestanb. Am 17. April 1711 starb 
Joseph I. im 33. Lebensjahre zu Wien an den Blattern. Dessen 
jüngerer Bruder Karl, der bisher den spanischen Thron behauptet 
hatte, gelangte nun zur deutschen Kaiserwürde und zur Regierung der 
österreichischen Erblande. Die Aliirten entsagten aus Eifersucht über 
die Macht des Hauses Habsburg betn Bündnisse mit Kaiser Karl VI.; 
er mußte sich zum Frieden verstehen und nicht nur aus Spanien, sondern 
ans ganz Baiern verzichten. Max Emannel und sein Bruder Joseph
	        
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