Volltext: I. Theil (I. Theil / 1882)

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rückgernfen werden sollten; um jedes Mistrauen gegen dieselben zu 
heben und jede Gelegenheit zu entfernen, die Untertanen zu drücken, 
hätten in Zukunft alle Ausschreibungen von Steuern und Anlagen 
unter Zuziehung von je zwei gewälten Gemeindegliedern aus dem Ge¬ 
richte zu geschehen. Zur Rcguliruug der Miliz und zur Einrichtung 
des Kriegswesens hingegen sollte von jedem Hofe ein Mann gestellt 
und deshalb zn Braunau uud Burghausen eine förmliche Musterung 
der ledigen Bursche wie der erst verheirateten Tagwerker ohne Eigen¬ 
tum vorgenommen werden; es soll aber kein Offizier, wer er auch sei, 
Macht und Gewalt haben, einen Mann von der Kompagnie, zu welcher 
er gestellt worden ist, zu entlassen, damit nicht wie früher die Offiziere 
von den Söhnen der reichen Bauern das Geld nemen, die Armen aber 
stehen bleiben. Aus den Gemusterten werden vier Regimenter zu Fuß, 
jedes zu tausend Mann, gebildet, der Adel und die Geistlichkeit stellen 
ein Dragonerregiment; auf je zehn Höfe enlfällt ein vollständig aus¬ 
gerüsteter Mann mit dem Pferde. Der Congreß richtete auch eine 
Vorstellung wegen der Excesse der kaiserlichen Soldaten an den Reichs¬ 
convent zu Regensburg. 
Seil dem Congresse zu Braunau begann aber der Glücksstern 
der Landesdefension zu erbleichen. Die Tölzer Bauern, vom Jägerwirt 
in München aufgeboten, bemächtigten sich am Weihnachtsabend 1705, 
mehrere Tausend Mann stark, der Jsarbrücke und des Jsarthores und 
fiengen die Stadt zu beschiessm au. Da der Anschlag dem kaiserlichen 
Administrator bereits verraten war. machte die Besatzung einen Ausfall 
aus der Stadt. Zu gleicher Zeit stieß der Generalmajor Kriechbaum mit 
solcher Heftigkeit auf die Landesvertheidiger, daß dieselben sogleich den 
Rückzug in das nahe Sendling antreten mußten. Hier begann ein 
neuer fürchterlicher Kampf; 3000 Bauern wurden niedergehauen, viele 
gefangen, nur wenige fanden ihr Heil in der Flucht; alle Fahnen, das 
Geschütz und die Munition fielen den Kaiserlichen in die Hände. 
Der Aufstand in Oberbaiern war niedergeschlagen. Um auch die 
Rebellen des Rentamtes Burghausen zu züchtigen, zog Kriechbaum in 
die Gegend von Vilshofen. Obwol die Landschaft zu München unterm 
6. Januar 1706 an die unter den Waffen stehende Bauernschaft ein 
Abmahnungsschreiben hatte ergehen lassen, so war doch diese keineswegs 
geneigt, das Schwert so leichten Kaufes niederzulegen, sie bot vielmehr 
alles auf, um den Kaiserlichen mit Macht entgegenzutreten. Nach einem 
Ausfalle der Besatzung aus Vilshoien zogen sich die Landesvertheidiger 
auf eine Höhe bei Aidenbach zurück und erwarteten dort in schönster 
Ordnung den Feind. General Kriechbaum rückte am 8. Januar über 
Aldersbach gegen Aidenbach an. Ehe noch zwei Schisse fielen, waren 
die sämmtlichen Geschütze der Rebellen in den Händen der Husaren,
	        
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