Volltext: I. Theil (I. Theil / 1882)

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zum König von Spanien ausrufen. Der Kaiser erklärte das Testament 
für null und nichtig und beschloß, sein durch feierliche Verträge gesichertes 
Erbrecht mit den Waffen geltend zu machen. 
Unter dem Oberbefehle des Prinzen Engen von.Savoyen begann 
1701 in Italien der Krieg gegen Frankreich. Die kaiserlichen Truppen 
passirteu aus ihrem Marsche von Böhmen auch diese Gegend. 1702 
erklärten sich der Kurfürst Max Emauuel von Baiern und dessen Bruder- 
Joseph Clemens von Köln für Frankreich. Die Würfel der Entscheidung 
waren gefallen; unendliches Elend kam über Baiern und selbst der 
Bestand des Wittelsbachischen Kurhauses war in Frage gestellt. 
1702 begann der Kaiser im Vereine mit England, Holland und 
Preussen wie auch den übrigen Reichsfürsten den Krieg am Rhein. In 
Folge blinden Lärmes entstand schon im September d. I. eine allge¬ 
meine Flucht der Leute vou Vilshosen her gegen den In. Die Auen 
waren voll mit geflüchteten Gegenständen. Auf kurfürstlichen Befehl 
mußte die ganze Gränze von Passau her gegen das Land ob der Ens 
nächst Kopfing, Rab, Zell, Taiskirchen und Geiersberg befestigt werden. 
Im Eberschwanger Walde wurden Schanzlinien gezogen, Gräben andert¬ 
halb Mann tief, ausgehoben, Redonten und Blockhäuser eirichtet und 
durch die Land sahne besetzt. Schärding erhielt neuerdings starke Be¬ 
festigungen, St. Willibald wurde an der Gränze gegen Oesterreich ver¬ 
schanzt und durch Verhaue geschützt. Alle zum Kriegsdienst tauglichen 
Knechte mußten zur Verstärkung der Regimenter aufgeboten, auch aus 
den Schergen die sogenannten Rumorknechte ausgemalt werden, welche 
den Soldaten dieWege zu zeigen hatten. Der Kurfürst kam am 19. Oetober 
selbst nach Schärding und nam durch mehrere Tage die Kriegsvorbe- 
reitungen in Augenschein. Die Rückreise nach München erfolgte über 
Braunau und Burghansen. 
Im Januar 1703 eröffnete Oesterreich den Krieg gegen Baiern mit 
der Besetzung der Stadt Passau und des Schlosses Neuburg am In. 
Der Kurfürst begann bald darauf die Belagerung dieser Orte. Gegen 
das Land ob der Ens wurden Linien aufgeworfen und der Markt 
Obernberg mit 2000 Mann kurbairifchec Truppen besetzt. 
Das österreichische Hauptcorps, 12.000 Mattn stark, zog am 
2. Mürz 1703 unter dem Kommando des Grasen Schlick bei Riedatt 
über die Gränze. Die bairischen Schanzen und Blockhäuser tum den in 
einem Anlaufe genommen und die Landfahne entwaffnet, die nächsten 
Hosmarkett und Dörfer Zell, Rab uud St. Willibald tiott den Sachsen 
geplündert. Die Hauptmacht wendete sich ant 4. März gegen Ried. Die 
schwache Besatzung zog sich sogleich aus dem mit Pallisaden und Linien 
verschanzten Markte nach Schärding und Braunau zurück. Ant 7. März 
rückte Schlick mit seinen Truppen von Ried aus über Aurolzntüufter, 
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