Volltext: I. Theil (I. Theil / 1882)

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in den Besitz der Kurfürsten1). Sebastian Stainer verkaufte ihm um 600 fl. 
fein Eckhaus, gelegen am untern Stadtplatz gegen das Wasser. Das 
Wasserthor wurde damals neu gebaut, wie aus der von der Wasser¬ 
seite her angebrachten Inschrift zu ersehen ist. Bei Gelegenheit der Er¬ 
richtung neuer Werke soll auch der In in die Nähe des Stadtthores 
geleitet worden sein. 
Am 30. Mai, den Sonntag Exaudi 1677, zwischen 9 und 10 
Uhr vormittag traf die Stadt Braunau ein grosses Unglück; es 
brannte die ganze Vorstadt Lab mit 52 Häusern und 26 Städeln 
binnen zwei Stunden nieder. Die Einfalt einer Magd verschuldete 
nach einer Ausschreibung im Stifte Reichersberg die schreckliche Brunst. 
Anstatt ihre Arbeit in der Küche zu besorgen, gieng sie von offenem 
Feuer auf die Gasse, um zu gaffen. Weil die Stadt durch den Schutz 
von Oben von noch grösserm Unheil bewahrt worden, widmete der da¬ 
malige Amtsbürgermeister Gabriel Staufer eine Votivtafel in die Wal¬ 
fahrtskirche St. Marein bei Obergriesbach in Baiern. Die Tafel stellt 
das Bild der brennenden Vorstadt Lab vor und ist heute noch in St. 
Marein zu sehen. 
Nach dem Tode des Kurfürsten Ferdinand Maria 1679 trat 
dessen ältester Sohn Max Einanuel die Regierung an. Derselbe 
bestätigte der Stadt Braunan ihre Freiheiten, Gnaden und Gebräuche 
unterm 10. August 1681 in der Art und Weise, wie es unter seinem 
Vater geschehen war2). 
Zur Abwendung der schrecklichen Türkennot wurden allgemeine 
Gebete und Fasttage ausgeschrieben und Bußprozessionen angestellt. 
Der Kurfürst Max Einannel sandte 12,000 Mann aus Baiern zum 
Entsätze von Wien. Fünf Regimenter Reiterei sammelten sich am 
20. Juli 1683 zu Schärding, um in das Land ob der Ens abzu¬ 
rücken, während das Fußvolk zu Straubing eingeschifft wurde. Ant 
12. September 1683 erfolgte der Entsatz der Stadt Wien nach zwei 
Monate langer Belagerung durch die Türken. In wenigen Jahren 
wurde ganz Ungarn und Serbien zurückerobert, dadurch nicht allein 
das deutsche Reich, sondern auch die ganze Christenheit von der Bar¬ 
barei gerettet. 
Um fürder nur Gott und der Wissenschaft zu leben, rejtgnirte Propst 
Benno Mayr zu Ranshosen 1687 sein Amt. Er beschloß am 20. De- 
-) Groß, Simbach, 44—46. Da der Betrieb des Malrechtes in der Schanz - 
mnle in den Kriegszeiten gefährdet war, hatte die Stadt schon früher, ehe sie die 
Müle wieder verkaufte, um die Bewilligung angesucht, das Malrecht von den Schanzen 
weg — und in den Ort selbst verlegen zu dürfen. Privilegienbuch der Stadt 
Braunau. 
2) Privilegienbuch der Stadt Braunau.
	        
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