Volltext: England als Seeräuberstaat

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14. Abschnitt 
ten, widerwillig sogar von den Engländern, so oft zugegeben worden, daß es 
sich nicht lohnt, darüber Worte zu verlieren. 
Zu scharfen Maßregeln könnten allerdings zwei Möglich 
keiten die deutschen Seestreitkräfte führen: die betrügerische Hissung einer 
fremden Flagge durch englische Fahrzeuge, und der Versuch, sie zu bewaffnen 
und am Kampf teilnehmen zu lassen, ohne sie als Hilfskreuzer zu kenn 
zeichnen. 
Die Führung einer fremden Flagge ist in deutschen Augen, 
insbesondere im vorliegenden Falle, wo das mächtigste Seevolk der Erde da 
durch die Gefahr von sich auf andere abwälzen möchte, eine solche 
NiedrigkeitderGesinnung, daß wir Schiffsführern, die sich dazu 
herbeilassen, keine Rücksicht schuldig sind. Ein englischer Kapitän, der die 
fremde Flagge führt und dadurch seine Nationalität lügnerisch ableugnet, 
verdient kaum etwas anderes, als mit seinem Schiff unterzugehen oder auf 
dem Rettungsboot Wind und Wellen überlassen zu bleiben. 
Auf derselben moralischen Höhe steht die Empfehlung der englischen 
Presse an die Handelsschiffe, sichmitKanonenundGeweh- 
ren zu bewaffnen und jedes feindliche Schiff zu beschießen oder zu 
rammen. So schrieb in den ersten Februartagen 1915 der „Daily Telegraph": 
die Handelsschiffe möchten nie mehr allein, sondern stets zu zweien fahren, 
und während ein Unterseeboot die Besatzung des einen Dampfers auffordere, 
das Schiff zu verlassen, solle der andere es über den Haufen rennen. Wenig 
später empfahl die „Morning Post", die britischen Handelsschiffe und Fisch- 
dampfer schnell mit Gewehren, Maschinengewehren, Bomben und Geschützen 
zu bewaffnen, um sie so zwar nicht in Kriegsschiffe zu verwandeln, sie aber 
doch gegen „seeräuberische Angriffe" zu schützen. Solche Methoden seien viel 
wirkungsvoller als moralische Denunziationen, Waffen, die bei einigen 
modernen Engländern am beliebtesten seien. Wir führen schließlich doch Krieg, 
meint das Blatt. Es sei besser, wirklichen Krieg mit allen Schrecken ohne 
heuchlerischen Altruismus zu haben. Die Versuche, den Krieg zu zivilisieren, 
seien wie Versuche, Tiger zu zähmen, sie führten nur zu Ueberraschungen 
und Enttäuschungen. Die beste Kriegsführung fei und bleibe, dem Feinde 
größtmöglichen Schaden zuzufügen, damit er sich desto schneller ergibt. 
Ja selbst die englische Schiffahrtsfachpresse hat sich diesem Rat ange 
schlossen. Die „Shipping Gazette" und kurz nach ihr ein anderes Schiffahrts 
blatt hat einen Preis von 10 000 Mark für die Bemannung desjenigen eng 
lischen Handelsschiffes ausgesetzt, dem es zuerst gelingt, ein deutsches Unter 
seeboot zu versenken. Bedingung sei, daß dies durch ein Handelsschiff und 
nicht durch einen Hilfskreuzer geschehe und daß das Schiff keine von der 
Regierung gestellten Geschütze an Bord habe. 
Sollte dieser Rat befolgt werden, so würden sich die Besatzungen solcher 
Schiffe außerhalb des Völkerrechts stellen. Nur wenn ihr Schiff die
	        
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