Volltext: Zur Geschichte der Linzer Normalschule und des Unterrichtswesens in Oberösterreich

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wesens” das Feld räumen. Bekanntlich entwuchs diesem Plane die 
„Politische Verfassung der deutschen Volksschulen” vom ıı. August 
1805. 2 ; 
Dementsprechend wurde die neue Lehrstundeneintheilung in 
der Conferenz vom 4. Jänner 1805 bekanntgemacht, und der Unter- 
richt nach dem neuen Schulplane begann Montag, den 7. Jänner 
des Jahres 1805. Mit geringen Modificationen bleibt nun die: poli- 
tische Schulverfassung Kanon und Organon auf dem Gebiete des 
Volksschulwesens, bis mit Österreichs Neugestaltung unter Kaiser 
Franz Josef I. auch eine neue Lebensperiode für Österreichs Volks- 
schulen beginnt. (Ficker S. 36.) 
Der Lateinunterricht wurde in diesem Jahre (1805) noch „wegen 
Local-Umständen” beibehalten (Conf. Prot. vom 6. Juli 1805); er 
entfällt endgiltig zufolge Hofdecretes vom 3o. Mai 1806; nunmehr ist 
nur das Lateinlesen, Lateinschreiben, auch das Dictandoschreiben in 
Lateinschrift zu üben, Die sechs wöchentlichen Unterrichtsstunden 
des Sommercurses, von denen zwei den Anfangsgründen' der lateini- 
schen Sprache, die übrigen hingegen der Orthoö@pie, dem Latein- 
lesen und -Schreiben zufielen , wurden so aufgetheilt, dass eine der 
deutschen Sprache, fünf dem Dictando in deutscher und lateinischer 
Schrift, sowie dem Schönschreiben in Lateinschrift zugüte kamen: 
Die Bestimmungen des Schulcodex’, nach welchem die Kinder‘ nur 
in Gegeriwart, des Directors körperlich gezüchtigt werden dürfen, 
werden eindringlichst eingeschärft (Prot. 5. November 1808);  Ver- 
fügungen in dieser Beziehung sind dem Director anzuzeigen, . und 
die von diesem zur Vornahme der körperlichen Züchtigung bestimmte 
Zeit ist abzuwarten. 
Abermals kam die Zeit der schweren. Noth über Linz... Am 
3. Mai 1809 zwischen 10 und ır Uhr waren die Franzosen eingerückt. 
Director Veit Pacher erhielt einen Betrag von. 100 fl. in Banko- 
zetteln zur „Herhaltung einer Sauve garde” für die Anstalt; diese 
Sicherheitswache erschien nicht, wohl aber: legte man ihm . acht 
Mann Franzosen in sein Quartier, das in einem Zimmer und einer 
Kammer bestand; in letzterer lag sein „Eheweib” todkrank .dar- 
nieder. Da die Soldaten sich nicht abweisen ließen ‚, musste. er sie 
aus Furcht vor Misshandlungen in. der Schule unterbringen .und 
durch. drei Tage verpflegen (6., 7. und 8. Mai). Der ‚Unterricht 
wurde deshalb bis‘ 10. ‚Mai "sistiert, an welchem Tage sich bloß 
95 Schüler im Schulhause sammelten. 
Pacher verwendete obige ı00 fl. zur Verpflegung seiner un-
	        
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