Volltext: Geschichte des Marktes Pregarten und Umgebung sowie der Schlösser Reichenstein, Greissenberg, Haus und Hagenberg

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Von den slavischen Kolonien war eine am Fluße Jowernih bei Frei¬ 
stadt, eine andere zwischen der Feld- u. Waldaist; also in unserer eigentlichen 
Gegend. Daß auch außerhalb der genannten Flüsse Slaven wohnten, 
dasür zeugen die Namen: Visniz. Lungiz, Feistritz, Flaniz u. s. w. 
Das Gebiet zwischen der Feld- und Waldaist schenkte 853 Graf 
Wilhelm dem Kloster St. Emeran in Regensburg, dessen Abt stets 
der Bischof von Regensburg war, der also die Lehensrechte in unserer 
Gegend über Prandeck, Zell und Windeck übte. 
Zur selben Zeit bekam auch das Kloster St. Florian Besitzungen 
und Leibeigene in unserer Gegend. Dies ist für uns besonders wichtig, 
denn Wartberg, dessen Filiale Pregarten war, erblühte als eine 
Colonisations-Arbeit der Mönche von St. Florian. Es weist auch die 
Chronik von Wartberg nach, daß sich schon im 9. Jahrhundert am 
Wartberge eine Kirche erhoben und um sie herum sich eine cultivhte 
Gegend gebildet habe, wenn auch noch viel und dichter Wald sich 
weithin ausbreitete. 
Der Kirchensprengel von Wartberg hat nach der Chronik von 
St. Leonhard bis in die dortige Gegend sich erstreckt, was wohl nicht 
so lange gedauert haben mag, da später die Pfarre Gutau, welche 
schon 1122 urkundlich genannt wird, mit der Filiale St. Leonhard 
entstand. Der so anfcultivirte Wartberg erlangte eine noch größere 
Bedeutung durch den Handels- und Verkehrsweg zur Donau, wo 
immer noch der Handel, besonders in Enns, blühte, und von wo aus 
die Waaren in alle Länder gingen; denn „dort fanden sich die Kauf¬ 
leute aus Regensburg, Ulm, Köln, Aachen und Mastricht ein, so daß 
Enns bereits damals, d. H. bald nach 1030 als Handelsplatz unter 
den deutschen Städten eine hervorragende Stellung einnahm" (Lau- 
riacum v. Jul. Gärtner S. 18). Enns war aber schon lange vor 
1030 ein Handelsplatz, nach dem sich der Verkehr aus dem Böhmer¬ 
lande richtete und der Weg führte über Wartberg. 
Aber auch nach anderen Orten an der Donau richtete sich der 
Verkehr, wohin Schotten, d. h. Fremde, die Handelsproducte gegen 
einen.gewissen Zoll absetzten. An der Donau selbst hatten Slaven 
bestimmte Orte inne, an denen sie die Waaren aus dem Böhmerwalde 
einhandelten und von da aus wieder weiter in Verkehr setzten. Dieser 
Handelsverkehr umfaßte das ganze Gebiet zwischen dem böhmischen 
Wald, der das Machlandviertel im Norden umsäumt und der Donau. 
Die Verkehrswege damaliger Zeit waren selbstverständlich sehr 
beschwerlich; zumeist waren es Saumwege, auf denen der Handels¬ 
mann mühevoll seine Waaren fortschleppte; sie waren aber nicht blos 
dies, denn der Unterschied zwischen Mein und Dein wurde nur zu 
wenig beachtet, und die großen Waldkomplexe boten den Freibeutern 
eine erwünschte Zufluchtstätte. 
Die Handelsleute trachteten daher stets in größeren Colonnen zu 
reisen und sammelten sich an gewissen Punkten des Weges.
	        
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