Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

221 
er hatte Verdun befreit; dieser, die Siegeszuversicht 
der Franzosen gewaltig steigernde Erfolg führte ihn 
im Anfang des nächsten Jahres an die Spitze des 
französischen Heeres. 
Der deutsche Angriff auf Verdun, auf irrigen Vor 
aussetzungen aufgebaut, endete mit einem schweren 
Mißerfolg. Neben der empfindlichen Schädigung der 
Moral war auch die materielle Einbuße an Ariegs- 
gerät, waren vor allem die personellen Verluste außer 
ordentlich groß. Allerdings stand den deutschen Ver 
lusten von etwa 335 000 eine noch größere Zahl 
(rund 360 000) beim Feinde gegenüber, der Unter 
schied konnte aber von ihm gegenüber dem ethischen 
Erfolg sehr wohl ertragen werden. 
wer vor Verdun gelebt, gehungert, gedurstet und 
gekämpft hatte, war durch Monate der Hölle gegangen; 
die unheimlich-geheimnisvolle Atmosphäre des Aampf- 
geländes um den Douaumont und den Toten Mann 
lastete noch Wochen auf der Seele derer, die sie hatten 
atmen müssen. 
NAROTSCH-SEE 
BRUSSILO W - ANGRIFF 
Die Lebenskraft im russischen Volk ist erstaunlich. 
Die Land- und Menschenverluste des Sommers 1915 
waren zu Beginn des Jahres 1916 wieder ersetzt. 
5ie schienen bei der ungeheuren weite des Raumes, 
der Menschenfülle des Reiches leicht zu wiegen. Der 
hier und dort aufwallende Geist revolutionärer Zer 
setzung im Volke war noch nicht bis zu den Kampf 
truppen gedrungen. Die Front stand scheinbar wieder 
so fest wie je. Aber die Verbündeten im Westen ver 
langten mehr. Sie sahen ein schweres Gewitter über 
sich aufsteigen und forderten, daß der russische Ver 
bündete durch eine groß angelegte Offensive starke