Volltext: Geschichte der Pfarre Thanstetten

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Protestantismus. 
Im Jahre 1517 trat Martin Luther (1483—1546) in 
einem Ablaßstreit in Wittenberg zum erstenmal öffentlich 
mit irrigen, der katholischen Religion widersprechenden An¬ 
sichten auf und wurde dadurch der Begründer einer neuen 
Religion, des Protestantismus (ober Lutheranismus). Bald 
fanb er viele Anhänger unter bem Abel, betn Bürger- unb 
betn Bauernstande. Der Adel hoffte durch die neue Religion 
in den Besitz der damals reichen Kloster- unb Kirchengüter 
zu kommen; bie Bürger erhofften sich ein freieres Leben; 
ber Bauernstanb erwartete mit Hilfe bes „reinen Evan¬ 
geliums" bie Abschaffung vieler drückender Lasten (Robote, 
©iebigfeiten, Zehente, Untertänigkeit), bie bamals auf betn 
Bauernstände lasteten. Der protestantische Adel setzte auf 
seinen Schlössern an den Schloßkapellen protestantische 
Prediger (Prädikanten) ein, z. B. in Losensteinleiten 
Stadelkirchen, Weißenberg, Gschwendt, Mühlgrub, die ihre 
Ausgabe meist darin erblickten, große Hetzreden gegen bie 
Katholiken, gegen bas Papsttum, gegen bas Meßopfer 
gegen bie Klöster, gegen bie guten Werke usw. zu halten. 
Und trotz aliebem besuchten die Leute noch immer die Messe, 
beteiligten sich an ben Prozessionen an ben Bittagen und 
am Fronleichnamstag, machten Wallfahrten nach Maria¬ 
zell, Sonntagberg („Berg ber Sonne") unb Ablwang, be¬ 
suchten eifrig das Fest des Kirchenpatrones, des Hl. Vitus, 
in Sierning, gingen eifrig zur Rorate unb gaben sogar den 
Zehent an ihre (katholischen) Pfarrer. Freilich ging damals 
die Zahl der katholischen Priester, die vielfach betn (Sefpötte 
ber Neugläubigen ausgesetzt waren, immer mehr zurück- 
viele Seelsorgeposten blieben unbesetzt. Die Ausbreitung bes 
Protestantismus erfolgte sehr rasch. Schon 1525 gab es in 
ganz Sübbeutschland einen Bauernkrieg, der sich sogar bis 
Salzburg herein erstreckte und bessert Ursache zum Teil 
auch auf bas Konto bes Protestantismus zu schreiben ist. 
Um 1530 war auch in unserem Laube ber größte Teil der 
Bewohner schon ber neuen Lehre ergeben; um 1560 gehörte 
nur mehr ein Zwanzigstel aller Bewohner der katholischen 
Religion an. Ja 1568 sah sich Kaiser Maximilian II. ge¬ 
nötigt. um bie Hilfeleistung bes Abels in den Türken¬ 
kriegen zu gewinnen, bem Abel die freie Ausübung des 
Protestantismus auf feinen Schlössern zu erlauben, ras 
diese auch auf ihre Städte und Märkte unb auf ihre 
Patronatskirchen ausdehnten. Auch die lanbesfürftlichen 
Städte unb Märkte beanspruchten bie gleichen Rechte unb 
ebenso bie Bauern und so verfiel unser ßanb immer mehr 
bem Protestantismus. Kaiser Rubolf II. wollte bie Be- 
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