Volltext: Goisern

unter allerdings viele, die von der damaligen Zensur¬ 
behörde verboten waren. Sie waren der Quell seiner 
Bildung und setzten ihn in den Stand, daß er selbst mit 
gelehrten Männern über schwierigere wissenschaftliche 
Probleme und Dinge sprechen konnte. Einmal besuchte 
ihn auch der Schriftsteller Saphir und unterhielt sich mit 
ihm. Derselbe war dann so taktlos und schrieb in seinem 
Witzblatt einen denunziatorischen Artikel über Deubler. 
Dadurch wurde die Aufmerksamkeit der Polizei auf 
Deubler gelenkt. Im Jahre 1853, an einem Samstag um 
Mitternacht, fand eine Durchstöberung seiner Bücherei 
statt und Deubler wurde sofort in den Arrest nach Ischl ge¬ 
bracht. Bald darauf wurde er nach Aussee gebracht, dort 
vier Wochen gefangen gehalten und dann nach Graz be¬ 
fördert, wo er ein Jahr im Gefängnis lag. Endlich war 
die Untersuchung zu Ende und Deubler wurde frei¬ 
gesprochen und kehrte 1854 nach Goisern zurück. Nicht 
lange sollte er sich in seiner Häuslichkeit erfreuen. In¬ 
folge der Nichtigkeitsbeschwerde des Staatsanwaltes 
erschien am 3. August desselben Jahres wieder die 
Polizei und brachte Deubler fort. Zwei Jahre schweren 
Kerkers hatte er in Brunn zu verleben. In seiner Ab¬ 
wesenheit suchte der Einfluß der Konservativen auch sein 
Geschäft zu ruinieren, jedoch die Bevölkerung unter¬ 
stützte die schwergeprüfte Gattin Deublers. Bitt- und 
Begnadigungsgesuche und Audienzen waren umsonst. 
Nachdem am 26. November 1856 die zwei Jahre um 
waren, wurde Deubler noch nicht freigelassen, sondern 
er erfuhr, daß er auf unbestimmte Zeit nach Olmütz 
gebracht werde. Erst am 24. März 1857 kam die Er¬ 
lösung. Seine Frau hatte unterdessen tüchtig gewirt¬ 
schaftet und die Eheleute konnten sich zum Gasthause 
bald ein Bauerngut kaufen. Seine freie Zeit benützte 
Deubler wieder eifrig zu seiner Fortbildung. Er las nun 
die Werke Moleschotts und Roßmäßlers, vor allem aber 
die Schriften Ludwig Feuerbachs. Im Jahre 1873 über¬ 
gab er das Gasthaus seiner Pflegetochter und über¬ 
siedelte in sein Bauernhaus auf dem Primesberg, nahe 
bei Goisern. Im Jahre 1875 starb seine Frau und Deubler 
mußte sich, um die Haus- und Landwirtschaft nicht 
zurückgehen zu lassen, aufs neue verehelichen. Auch 
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