Volltext: Waizenkirchen

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und beut Handel besser nachgehen als gestern und ehegesterit. Zur Licht¬ 
kam aber auch eine Schattenseite. Die Straße brachte abgedankte Lands¬ 
knechte, viel gartenbes nnb bettelndes Volk in den Markt. ,Es wurde ein 
verwitweter kaiserlicher Büchsenmeister mit vier Kindern in das Hans 
zugeschoben. Täglich passieren ans der Land- mtb Poststraße zahlreiches 
Diener nnb Abdeckergesinbe, Haus- uub Psarrbettler, Gartengeher, 
abgedankte Soldaten, Konvertiten, Eremiten, Handwerksbursche, Land 
streichet. So klagt Pfarrer Johann Jakob Delix Ritter am 8. August 
1748. Eiu Bild von früheren und späteren Zeiten! Dazu kamen in 
ben Kriegsjahren zahlreiche Durchmärsche, Plünberuugen, Contributioueu 
und Requisitionen. Dies empfanden die Bürger des neuen Marktes 
Waizenkirchen bereits in bett Bancrnnnrnhen in den Jahren 1595—97. 
Zur Herrschaft Peuerbach gehörte» sieben Aemter, darunter bas 
Amt vorm Walb im nörblichen Theile ber Pfarre Peuerbach und in 
einem großen Theile ber Pfarre Waizenkirchen mit 158, bas Amt 
beim Seicht im südlichen und mittleren Theile ber Pfarre Nettkirchen 
und im östlichen Theile der Pfarre St. Agatha mit 71, das Amt St. Aiden 
(Agatha) gleichfalls in der Pfarre St. Agatha und in der Pfarre Hart- 
kirchen mit. 87, das Amt St. Sixt im Norden der Pfarren Nalern- 
bach uub Neukirchen ttitb in ber Pfarre Waldkirchen mit 92 Unter¬ 
thanen. Die ganze Herrschaft zählte 639 Unterthanen. 
Achaz Hohenselber aus Peuerbach erhöhte bas Robottgeld, verlangte 
bei Tobsällett auch das Freigeld. 43 Unterthanen aus deut Amte 
2t. Sixt wollten sich eine Steigerung nicht gefallen lassen. Hohenselder 
ließ sie durch seinen Pfleger in Aistersheim in den Kerker werfen. 
Damit goß er Del in das Feuer. Bald fanden Zusammenrottungen 
statt. Ant Sonntag den I. Oetober 1595 beriethen 40 Bauern im 
Wirtshause des Pichler zu Neukirchen a. Walde. Es.wurde Verständigung 
mit den Bauern des Mühlviertels beschlossen. Mit kleinen Hacken be¬ 
waffnet, rotteten sich am 3. Oetober die Unterthanen ans ben Aemtern 
Naternbach, St. Sixt, im Teicht und St. Agatha, 300 Mann stark, 
in Nettkirchen zusammen. Ant nächsten Tage wollten sie in den Markt 
Waizenkirchen kommen. So geschah es. Am 4. Oktober erschienen die 
Bauern von 15 Pfarren in Waizenkirchen, darunter auch Unterthanen 
anderer Herrschaften. Sie verbanden sich, bei einander zu stehen und 
mit einander zu halten. Den Matttrichter Albrecht Pez zwangen sie 
zur Angelobung. Ant 5. Oetober standen 1014 Bauern zwischen Peuer¬ 
bach mtb Bruck a. b. Aschach. Sie kamen auch zum Marktthore hinein. 
Der Pfleger von Wetbenholz, Hans Pmttbt, suchte .Unterhandlungen 
mit ihnen. Es erschien eine ständische Commission zur Untersuchung 
ber Unterthans-Beschwerben in Peuerbach. Schon beim Morgengrauen 
standen am 13. Oetober 3000 Bauern vor dem Markte. Die Com¬ 
missarien wollten die Bürger von Peuerbach, Waizenkirchen, Neukirchen 
ttttd Wesenufer von den Bauern trennen. Sie hatten sich ihnen nur 
iwthgedrnngen angeschlossen. Doch umsonst. Die Commission trat unver¬ 
richteter Dinge Den Rückweg an. Die Bauern zogen noch denselben
	        
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