Volltext: Waizenkirchen

fanden Luthers Schriften Verbreitung in allen vier Vierteln (Czerny, 
Baueruaufst., 1555,52 53). Beim Absterben seiner Gemahlin im Jahre 
1524 wurde Bartholomäus Starhemberg von Luther selbst in einem 
Schreiben getröstet. Christoph Jörger erhielt aut sächsischen Hofe seine 
Erziehuug, int Jahre 1521 von Luther Unterricht, im Jahre 1525 
den Magister Michael Stifel als Prediger nach Tolet. Christophs 
Mutter, Witwe des Landeshauptmannes Wolf Jörger, sandte im Jahre 
1533 an Luther 500 Gulden für arme Gesellen, so in Wittenberg die 
Hl. Schrift studieren. (Strn. Peuerb., 445 -46). Schon um's Jahr 
1523 waren zwei Jünglinge aus Waizenkirchen an der Universität 
Wittenberg immatrikuliert (Bergm. Schmidl's Bl. 1844, 208). 
Als einer der ersten Anhänger Lnther's in dieser Gegend gilt 
Lienhart Keyser aus Rab, durch sieben Jahre Gesellpriester zu Waizen- 
kirchen. Er verbreitete die neue Lehre schon vor dem ersten Bauern¬ 
kriege 1525. Der Passan'sche Domherr Dr. Perger war damals Pfarrer 
in Waizenkirchen. Keyser gelobte zu Passau Umkehr. Nach drei Tagen 
kam er wieder nach Waizenkirchen, blieb aber nur mehr ein halbes 
Jahr, reiste nach Wittenberg und andere Orte. Bon seinen Brüdern und 
der Mutter geladen, besuchte er seinen todtkranken Vater in Rab. Zwei 
Stunden vor seinem Hinscheiden kam er in der Heimat an. Selbst 
erkrankt, blieb er fünf Wochen bei seiner Mutter und den Brüdern. 
Der Richter zu Rab erhielt Befehl, Keyser gefangen zu nehmen. Er hielt 
ihn nach Hofmarksgebrauch drei Tage in Gewahrsam, am vierten über¬ 
gab er ihn dem Landgericht Schärding, den 10. März 1527. Am 
11. März wurde er zu Wasser nach Passau geführt, auf Oberhaus 
gebracht und im Beisein des Dr. Ramelsbach, Predigers zu Passau, 
des Osfieials, Pfarrherru bei St. Paul, der Domherren Dr. Rostn und 
Dr. Fröschl einigemale examiniert. Der Bistums-Administrator Herzog 
Ernst redete persönlich mit ihm. Keyser sollte seine Lehre widerrufen: 
von der Freiheit, vom Sittengesetze, vom Unvermögen des Menschen 
zum Guten, von den guten Werken, welche zur Seligkeit nicht noth¬ 
wendig seien. Der berühmte Dr. Johannes Eck kam aus Ingolstadt. 
Keyser verlangte auf seine und fftner Freunde Kosteil ein Gutachteil 
über feilte Sache Vou den Reichsstädten Nürnberg, Augsburg, Ulm u. a. 
Er widerrief uicht. So wurde er am 17. Juli 1527 vor Gericht 
gestellt. Es verwendeten sich für ihn der Markgraf Kasimir von Bran¬ 
denburg, der Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen, die Grafen von 
Schannberg, die Herren von Schwarzenberg und Starhemberg, auch Graf 
Salm. Mutter und Brüder baten diesen um Fürsprache. Doch ver¬ 
geblich. Keyser wurde dem bairischen Landrichter in Schärding über¬ 
geben. Hier starb er am 16. August 1527 am sogeuauuteu Gries. 
(Strn., 446—47. Lampr. Rab, 66—70). In seinem Gewahrsame 
stand Keyser mit Magister Michael Stifel zu Tolet in Verbindung. 
Ihm theilte er auch sein Verhör mit. Bon Stifel erfuhr Luther Keyser's 
gefäugliche Haft. Er erließ am 20. Mai 1527 ein Trostschreibell 
an den .Gefangenen Christi und preist diesen um des Evangeliums
	        
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