Volltext: Th. 2 [=B. Besondere historische Notizen über Schärding] (Theil 2 / 1860)

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ziehung wird das von 8 Brauern erzeugte Braunbier pr. 
jährlich 47000 Eimern an mehr als 80 Schänkwirthe hin- 
danqegeben; das zu Münzkirchen neuerrichtete Brauhaus dürfte 
in nicht gar ferner Zukunft mit den Schärdingern in Konkurrenz 
tretend, deren quantitatives Erzeugnis in Etwas schmälern. 
Bezüglich der Qualität behauptete das Schärdiuger Bier 
immer ein gutes Renommo.') 
Schon im 15. Jahrhunderte war das Märzenbier bekannt als 
eine alte Sache; der Hopfenbau war damals so beträchtlich wie 
jetzt, wo in nächster Umgebung von Schärding auf mehr als 
8 Vs Äoch Hopfengärten bei 100000 Stangen verwendet sind. 
Die Bierbrauer, wie noch einige andere Bürger Schär¬ 
dings, find im Besitze von ergiebigen Ackerbau- und Wies- 
gründen, die rationell von ihnen bewirthschaftet werden. 
Wiewohl mehr als 29 QJoch Bodenfläche für den Gar- 
teu- und Gemüsebau verwendet sind, so ist doch selber keines¬ 
wegs schwunghaft, weil es am Absätze der Produkte mangelt. 
Vielfach gesucht sind die aus Schärdinger Granit verfertig¬ 
ten Steinmetz-Arbeiten; Grabsteine, Barren, Stander, Thür- 
uud Fensterstöcke, Stufen, Gesimse, Säulen, behauene Bausteine 
werden in großer Menge dahier verarbeitet und weithin verführt. 
Vor 30—40 Jahren suchten noch mehrere Familien (aus 
dem Pflegfelde) mit Verfertigung der Spitz-Klöppel-Waaren 
ihre Subsistenz?) 
Ueberhaupt lebt ein großer Theil der Vorstadt-Bewoh- 
ner vom Taglohne. 
Eine eigenthümliche Erscheinung in Schärding sind die 
sogenannten „Sackelträger," eine Gattung Lazzaroni, die viel¬ 
fach müssig an den Straßenecken herumstehen, aber eines 
angekommenen Getreidewagens ansichtig geworden, denselben 
sogleich umschwirren und haranguiren. 
') Im vorigen Jahrhunderte coursirte noch im Munde der Vol- 
kes das Sprichwort: 
„Traunstein und Aerding 
Vilshof'n und Schärding, 
Zm Baierland der Orte vier, 
Wo man trinkt daö beste Brer!" 
2) Sittenlosigkeit, Demoralisation, Leichtsinn, LuruS, Modesucht 
sind die Gefährten zum gewissen Verfall der Städte und Bürgergemein¬ 
den; an ihrer Hand eilen sie mit raschen Schritten dem Verderben 
entgegen. Zn der Geschichte einzelner Haushaltungen liegt die Geschichte 
einer ganzen Stadt, in der Wirthschaft einer Familie spiegelt sich die 
Wirthschaft eines bürgerlichen Vereines. 
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