Volltext: Th. 2 [=B. Besondere historische Notizen über Schärding] (Theil 2 / 1860)

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Im Gefolge des blühenden National - Haushaltes war 
damals auch das intensive Leben der Familien stärker und 
ausdauernder. Wie das Land eine dichtere Bevölkerung hatte, 
so barg auch Schärding inner den Maneru damals mehr 
als 2000 Bewohner; denn man denke hiebei an die größere 
Zahl der Gesellen und Hilfsarbeiter in den Werkstätten?) 
Nach dem 30jährigen Kriege war der National-Wohl- 
stand Baierns dahin; das Land rninirt, ausgesaugt, vielfach 
in eine Wildniß verwandelt. Die so lebendig und gewinnvoll 
betriebenen Kunst- und Werkstätten in Flecken und Städten 
blieben verarmt und entvölkert. Weder der Landmann, noch 
der Bürger konnten sich nachhaltig mehr erholen. 
Schon aus dem a. 1612 (also noch vor dem 30jährigen 
Kriege) zu München gehaltenen Landtage wurden bezüglich 
des so sichtbar abnehmenden Handelsflores und Wohlstandes 
verschiedene Klagen laut, und viele Beschwerden vorgebracht. 
Die Städte -Depntirten klagten über die Beeinträchtigung 
bürgerlicher Gewerbe, über die Ansiedlung so vieler auslän¬ 
discher Krämer, über den Unfug, der mit dem Getreidehan¬ 
del von Wucherern getrieben wird, über zu große Vermeh¬ 
rung der Handwerker auf dem Lande, über das Fürkanfen re. 
Ein weiterer Klagepunkt war die sichtliche Abnahme, das 
Verderben und die zunehmende Armuth der Bürger in Städ¬ 
ten und Märkten, über die übermäßige Theurung des Brenn¬ 
holzes und Werkholzes; über die Auswanderung der Ge¬ 
werbe und Handthierungen aus den Städten in die Dörfer; 
daher der gänzliche Ruin der Städte?) 
Besonders auf dem Landtage zu München a. 1669 wur¬ 
den diese Klagen von Seite der Schärdinger sehr laut. Sie 
könnten ökonomisch, merkantil und kommerziell nicht mehr er¬ 
starken, sondern siechten allmälich dahin. 
A. 1674 erließ Churfürst Ferdinand Maria eine Ver¬ 
ordnung, mittelst welcher er den, seinen Unterthanen, vor¬ 
züglich in Städten und Flecken, so verderblichen Hansirhan- 
del der Ausländer in seinem Lande streng inhibirt wissen will. 
Den 19. April 1690 wurde zu München, zwischen Baiern 
und Passau über den wechselseitigen Handel abgeschlossen: 
a. Der Vertrag vom Jahre 1608 mit der Stadt Passau 
soll ausrecht erhalten werden; b. den passauischen Untertha- 
') Dermals zählt die Stadt 1500 Seelen. 
2) A. Büchners Geschichte von Baiern, Vit. Band, p. 397. Schär¬ 
dinger Chronik im Magistrats-Archiv.
	        
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