Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding] (Theil 1 / 1860)

Am 13. Mär; 1848 war der Sturm in Wien losgebrochen. 
Der gütige Kaiser Ferdinand konnte nicht umhin, seinen 
nach Freiheit und Neugestaltung der Verhältnisse dürstenden 
Völkern und Provinzen die konstitutionelle Verfassung zu 
gewähren; die Freude, der Jubel hierüber fand, wie in 
der Hauptstadt, so auch in den Provinzen ein begeister¬ 
tes Echo. 
Doch diese Freude über die Errungenschaften, dieser selige 
Traum wurde nur zubald getrübet durch die verbrecherischen, 
wühlerischen Umtriebe der demagogischen Uinsturzpartei, die 
nur darauf ausging, die kostbare Frucht der nicht begrif¬ 
fenen Freiheit vergiftend, die rothe Republik, die Anarchie 
zu gründen, und sie suchte sich in der akademischen Legion, 
in dem zahlreichen Proletariate ihre geeigneten Elemente und 
Werkzeuge, um auf den Untergang des österreichischen Staats¬ 
gebäudes loszuarbeiten, fand aber auch in einem großen 
Theile der Bürger, und der politisch noch unmündigen 
Kleinbürger, ein offenes Feld, wie auch in anderen Aben¬ 
teurern, die moralisch und bürgerlich Schiffbruch erlitten 
hatten. Es trat eine heillose Begriffsverwirrung ein, wozu 
die Preßfreiheit auf arge Weise mißbraucht wurde, um die 
Gesinnung des gemeinen Mannes zu vergiften, und mit 
demokratischen, kommunistischen Ideen zu erfüllen. 
Deutschland sollte eine Gesammt-Repnblik werden, und 
um dieses möglich zu machen, sollte vorerst die österreichische 
Monarchie zertrümmert, deßhalb Polen, Ungarn, Italien, 
wo überall schon Separations-Gelüste aufgetaucht waren, 
von dem Verbände der Monarchie losgerissen werden, auf 
daß die deutsch-österreichischen Provinzen desto leichter in 
Deutschland aufgehen könnten. Unter dem Vorwande deutscher 
Einheit und Freiheit wurde, aus eigener Machtvollkommenheit 
des Volkes, eine National-Versammlung nach Frankfurt am 
Main zusammenberufen, um die Wahrung der gemeinsamen 
Rechte zu berathen, und zu sichern. Auch von Oesterreich 
wurden Deputirte dahin geschickt. Vom Wahlbezirke Schar¬ 
ding (gebildet aus den 3 Amtsbezirken Schärding, Obern¬ 
berg und Vichtenstein) wurde der ehemals dahier suugirende 
k. k. Advokat, Dr. U. J. Franz Carl Ladinser, zu dem Par¬ 
lament committirt. Am 1. Mai begann die Sitzung; das 
Schwarz-roth-gold ward nun die Farbe an Fahnen, Bän¬ 
dern und Eocarden; das Schwarz-gelb ward verpönt und 
zur Spottbezeichnung für alle treuen und wahren Patrioten 
Oesterreichs.
	        
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