Volltext: Nr. 12 1933 (Nr. 12 1933)

Das Snvaliöen'Vß 
Für öS» BerZSnosruW 
In der Ueberzeugung, daß nach ganz kurzer Ueber- 
gangszeit der „Dank der Heimat" abflauen wird, daß die 
Unternehmer zum großen Teil das Gefühl der Dankbarkeit 
den Soldaten von 1914—1918 gegenüber vergessen und 
Kriegsbeschädigte nicht mehr beschäftigen werden, hat der 
Invalidenverband schon in der ersten Zeit nach dem Kriege 
die Forderung erhoben, ein Gesetz zu schaffen, das die 
Unternehmer je nach Leistungsfähigkeit verpflichtet, 
Kriegsinvalide zu beschäftigen und sie unter einen be¬ 
sonderen Schutz zu stellen, Unternehmer, die keine Kriegs- 
beschädigten wegen der Eigenart ihres Betriebes beschäf- 
tigert können, zur Zahlung einer bestimmten Summe zu 
verhalten, die zur Besürsorgung von arbeitslosen Inva- 
liden verwendet werden soll. 
Der Forderung wurde Rechnung getragen und die 
Erfahrungen haben gezeigt, daß die Vermutungen recht be- 
halten haben. 
Nach Beendigung des Krieges oder besser noch wäh- 
rend des Krieges waren viele Unternehmer bereit, Kriegs- 
invalide in ihren Betrieben einzustellen, zeigten sich da- 
durch als Patrioten — waren es zum Teil auch —, 
nahmen aber hauptsächlich deshalb Invalide, weil durch 
die Einziehung fast aller Waffenfähigen andere Arbeits¬ 
kräfte ohnehin nicht zur Verfügung standen. 
Anders wurde die Sache nach dem Kriege, besonders 
aber zur Zeit als der vorübergehende konjunkturelle Auf- 
stieg, der in dem furchtbaren Warenhunger begründet 
war, ein Ende fand. 
War während des Krieges ein ungeheurer Mangel 
an Arbeitskräften, so trat nach dem Zurückfluten der 
Krieger, durch den Stillstand der Industrie usw. ein kata- 
strophaler Ueberfluß an Arbeitskräften ein, der noch 
immer in ständigem Steigen begriffen ist. Bis jetzt findet 
sich noch kein Ausweg aus diesem wirtschaftlichen Durch- 
einander. 
Gerade in dieser Zeit des ungeheuersten Ueberflusses 
an menschlicher Arbeitskraft zeigte sich so recht, daß das 
Gesetz, das errungen wurde und den Invaliden die Mög- 
lichkeit der Einstellung gibt, eine unbedingte Notwendig¬ 
keit ist. 
Trotz der furchtbaren Wirtschaftskrise sind gegen- 
wärtig noch immerhin rund 8000 Invalide in Befchäfti- 
gung, von denen sicherlich ohne Jnvaliden-Beschäftigungs- 
Gesetz die Hälfte ohne Arbeit wäre. 
Allerdings ist heute das Gesetz unzureichend, es gibt 
zu viele Möglichkeiten der Sabotage und bietet viel zu 
wenig Schutz den Eingestellten. Wohl wirken sich die vielen 
Begünstigungen für Betriebsgruppen äußerst fühlbar 
aus, wohl könnten noch viele Invalide beschäftigt werden, 
lchaftigungs Gesch. 
- für bis Verdefferuns. 
wenn auch der Bund, die Länder und Gemeinden bei 
Besetzung von Posten Kriegsbeschädigte berücksichtigen 
würden, und zwar mehr als bisher. 
Oftmals mußte die Wahrnehmung gemacht werden, 
daß bei Vergebung von Wegmacherposten, von Posten bei 
der Bahn, Post, Gemeinden usw. junge kräftige Menschen 
den Kriegsinvaliden vorgezogen werden, obwohl gerade 
diese Posten auch von gesundheitsgeschädigten Personen 
leicht ausgeübt werden könnten. 
Trotz dieser Mängel kann die Kriegsopferschaft aber 
auf dieses Gesetz nicht verzichten. 
Sie hat ein berechtigtes Interesse daran, daß dieses 
Gesetz, das mit Ende dieses Jahres abläuft, wieder ver- 
längert wird, daß aber auch einige Verbesserungen, ins- 
besondere mehr Schutz den Eingestellten bei Kündigung 
durch die Mitwirkung der Jnvaliden-Entschädigungs- 
Kommission, Aufnahme finden. 
Der Landesverband hat, wie in dem Artikel über die 
Borsprache seiner Vertreter bei dem Bundesminister 
Dr. Schmitz aus Anlaß seiner Anwesenheit in Linz bereits 
bemerkt, seine Forderungen erhoben und alle jene Punkte 
berührt, die abänderungsreif und -bedürftig wären. 
Wir erwarten vom Bundesminister, daß er sich mit 
allen Kräften für die Verlängerung und auch für die Ver- 
besserung einsetzt. 
Die praktischen Erfahrungen lehren, daß bei Ent- 
lassungen, die immer und überall notwendig werden, 
Kriegsinvalide vielfach in erster Linie daran kommen und 
dann erst Gesunde, die, wenn auch schwer, immerhin noch 
leichter eine Möglichkeit finden, anderweitig Arbeit und 
Beschäftigung zu finden. 
Diese Tatsache ist geradezu selbstverständlich — vom 
Standpunkt des Unternehmers aus betrachtet — weil 
hunderttausende Arbeiter, die ihre volle Erwerbsfähig- 
keit haben, zur Verfügung stehen. 
In Anbetracht der Gefahren, die den noch Eingestell- 
ten drohen, wenn das Gesetz nicht mehr verlängert wer- 
den sollte und der vollständigen Aussichtslosigkeit, dann 
jemals wieder unterzukommen, hat die Ortsgruppe 
Groß-Linz zu dem ganzen Fragenkomplex Stellung ge- 
nommen. 
Die Versammlung, die von tiefein Ernst getragen war, 
war sehr gut besucht. 
Der Obmannstellvertreter der Ortsgruppe Groß-Linz, 
Kam. Pürstinger, eröffnete die Versammlung und wies 
kurz auf den Zweck dieser außerordentlichen Versammlung 
hin, zu der alle Eingestellten, ob Mitglieder oder nicht, 
eingeladen wurden und erteilte dem Vorsitzenden des 
12. 
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