Volltext: Nr. 11 1933 (Nr. 11 1933)

Nachrichten 
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Redaktion, Verwaltung «.'Expedition: Linz, Promenade 11, Tel. Aut. 4103. - Redaktionsschluß am IS. jede« Monates 
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9lr. 11. «ins an der Dona«, Rovemver 1933. 11 Äayrgnns. 
AllerKeiliye«. 
Wieder ziehen die Millionen Menschen hinaus auf 
die Friedhöfe, zu den Gräbern ihrer Ahnen und Ange- 
hörigen, um ihnen eine Stunde des Gedenkens zu 
widmen. 
Der Schmerz wird neu wach, die Wunden wieder auf- 
gerissen — und doch finden alle Trost an den Hügeln der 
Toten. 
Millionen suchen Trost, doch vergebens, denn ihre 
Angehörigen sind unerreichbar weit entfernt, vielfach 
unbekannt, wo sie den ewigen Schlaf schlummern. 
Mit Begeisterung zogen sie in den Krieg, als sie ge- 
rufen wurden. Mit Begeisterung kämpften sie, bis sie 
das tödliche Blei, die todbringende Krankheit ereilte. 
Än entfernten Ländern, in Rußland, Galizien, Ser- 
bien, Italien, Frankreich, im Meer haben sie ihre Grab- 
ftätte gefunden. 
Kein Hügel, kein Kranz, kein Zeichen ziert ihre letzte 
Stätte. In einzelnen und Massengräbern, in Sümpfen, 
in Felsschluchten modern ihre Gebeine. 
Kein Blumenstrauß ziert ihre Stätte, keine Träne 
netzt sie. 
Und doch — Millionen Gedanken wandern zu ihnen, 
im Geiste stehen die Frauen und Kinder, die Eltern an 
den Orten, die die Reste ihrer Männer, Väter und Söhne 
umfassen und suchen Trost und Stärkung. 
Jahre sind ins Land gezogen, die Eltern der Ge- 
fallenen und Verstorbenen sind alt geworden, die Kinder 
sind inzwischen erwachsen, Ereignisse von weltumfassen- 
der Bedeutung überstürzten sich und gestalteten die Welt 
ganz neu — doch die Erinnerung an die auf der Wall- 
statt Gebliebenen, sie bleibt wach, sie bleibt frisch bei 
allen. 
Wir erinnern uns heute der Kampfgefährten von 
einst, die im Sande Galiziens, in den Sümpfen Rußlands, 
auf dem mörderischen Karst, im Hochgebirge liegen, ver- 
weilen bei ihnen, danken ihnen nochmals für ihre Käme- 
radschaft und Brüderlichkeit und geloben ihnen neuer- 
dings unverbrüchliche Treue und Freundschaft, die wir 
über das Grab hinaus halte;? und auf die Angehörigen 
übertragen wollen. 
StaatAmfWung und Kriegsopfer. 
Die Wirtschaftskrise, die seit einigen Iahren die 
Menschheit bedrückt, hat auch im politischen Leben der 
Völker und Nationen eine gewaltige Umschichtung mit 
sich gebracht. In der ganzen Welt herrscht das Bestreben 
vor, neue Formen des staatsrechtlichen Lebens zu finden, 
in der Meinung, dadurch die Anpassung an neue Wirt- 
fchaftsformen zu finden. Roch sind nicht einmal die Kon- 
turen dieses Werdens sichtbar, jedermann aber fühlt, daß 
es anders werden soll in vielen Dingen. Alles ist im 
Flusse und niemand weiß, welches Bett der Fluß sich 
schaffen wird. 
Die Kriegsopfer können nicht teilnahmslos vorüber- 
sehen an diesen Dingen. Nicht als Staatsbürger wollen 
wir zu diesen Fragen in unseren „Nachrichten" Stellung 
nehmen, sondern lediglich vom Standpunkte der Kriegs- 
opfer aus wollen wir sie betrachten. 
Seit mehr als vierzehn Jahren kämpfen wir um eine 
gerechte Versorgung, ringen wir um Einflußnahme auf 
das versorgungsrechtliche Schicksal der Kriegsopfer. Vieles 
haben wir uns erstritten, manches haben wir verlor.".,. 
Vieles noch zu verlieren drobt uns! 
Zeiten der Wirtschaftskrise sind Zeiten der Not und 
des Elendes Hunderttausender; sind Zeiten des finan- 
ziellen und materiellen Niederganges der öffentlichen 
Haushalte. Solche Zeiten sind nicht geeignet, Erfolge zu 
erringen, mit Mühe und Not und unter Aufbietung 
aller Kräfte nur gelingt es, Verschlechterungen abzu- 
wehren, Anschläge zu verhindern; schwierig ist es, dem 
Mitbestimmungsrechte voll Geltung zu verschaffen 
Immer trost- und hoffnungsloser wird die Stimmung 
breiter Massen der Kriegsopfer, mutlos und verzagt wer- 
den viele, der Indifferentismus greift um sich. Gefährliche 
Stimmung, die sich breit zu machen beginnt. Sie bedroht 
die Rechte der Kriegsopfer aufs schwerste und führt in 
eine Situation, die verhängnisvoll werden kann. 
Die Zeit, in der wir leben, erfordert wachsame Augen, 
rege Anteilnahme an allen öffentlichen Vorgängen und 
gesteigerte Organisationstreue und Disziplin. Der da 
glaubt, ein Eingänge? werden zu müssen um seines per- 
fönlichen Vorteiles willen, irrt. Der Tag des Erwachens 
wird kommen und auch die zu späte Reue. 
Gegen diese Auffassung anzukämpfen, sie in täglicher 
Arbeit für die Organisation umzuformen in den positiven 
Gedanken der Zusammengehörigkeit, ist das Gebot der 
Stunde. 
Die Kriegsopfer Oberösterreichs, in ihrer größten 
Mehrzahl vereinigt im Landesverband, dürfen von sich 
sagen, daß sie die Zeichen der Zeit immer verstanden 
haben und daß sie in allen Lagen vorerst auf ihre Organi¬ 
sation bedacht waren, in der Erkenntnis, daß nur sie im- 
stände ist, sie zu schützen So wollen wir's auch setzt balten? 
Immer nur der Sache dienen. In Treue wollen wie zu-
	        
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