Volltext: Nr. 5 1933 (Nr. 5 1933)

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Nachrichten 
Nr. 5 
Anstürmen von den verschiedensten Seiten doch wieder auf gefährdeter ist die Gesundheit der Kinder, die zu einem 
zwei Jahre verlängert werden konnte. Großteil noch in steter Infektionsgefahr leben. Diese zu 
War es im ersten Halbjahre noch möglich, im Wege kräftigen, gegen Infektion zu immunisieren, ist für die 
der Vorsprache bei einzelnen Unternehmern auch außer Erziehung eines vollwertigen Geschlechtes eine Volksnot- 
dem Pflichtstand Invalide zu beschäftigen, so war das wendigkeit. 
zweite Halbjahr geradezu katastrophal. Die Bautätigkeit Der Verband hat dieser Notwendigkeit auch im Be- 
wurde abgeschlossen, neue Richtlinien des Ministeriums richtsjahre 1932 Rechnung getragen und Nach den vor¬ 
erschwerten die Einstellung, wenn sie sie nicht ganz ver- handenen Mitteln Kindern einen Ferienaufenthalt ge° 
hinderten, und die neuerlich erfolgte Herabsetzung der währt. In verschiedenen Inlandsheimen und im Ferien- 
Pflichtzahl machte das Gesetz in vielen Betriebsgruppen heim Podgora in Dalmatien an der Adria, verbrachten 
wirkungslos. Immerhin gelang es intensiver Arbert, 278 Kinder ihre Ferien. Die Gesamtzahl der Verpflegs- 
einigermaßen, wenn auch kaum fühlbar, Erleichterung zu tage betrug 7858, davon in Inlandsheimen 6748 und 
schaffen. Gegen Ende des Jahres war jede Einstellung un- im Verbandsheim 1110 Verpflegstage. Vier Wochen dien- 
möglich — zu sehr hatten sich die wirtschaftlichen Ver- ten den Kleinen zur Erholung und Kräftigung. 
Hältnisse verschlechtert. Diese weitgehende und so zweckmäßige Fürsorge er- 
Zudem bestand auch noch die Gefahr, daß die kriegs- forderte einen Betrag von 8 27.165.75, der durch Zu- 
beschädigten Eisenbahner abgebaut werden sollten, was wendung aus dem Kriegsopferfonds, Beiträgen der Kran- 
natürlich wieder eine neue Belastung des Arbeitslosen- kenkassen und durch Sammlung ausgebracht werden 
Marktes bedeutet hätte. Der Zentralverband hat sofort konnte. Wir wollen diese Gelegenheit benützen, um allen, 
die erforderlichen Verhandlungen eingeleitet, die zum Er- die zum Gelingen der Ferienaktion beigetragen haben, 
folge hatten, daß die Dienststellen angewiesen wurden, den Dank zum Ausdrucke zu bringen, 
beim Abbau von Arbeitern und Angestellten Kriegsbe- Wie bereits erwähnt, gingen die Einnahmen für die 
schädigte zu verschonen und daß Vorschläge für den Abbau Fürsorge immer mehr zurück. Die Organisation mußte 
von Kriegsbeschädigten dem damaligen Generaldirektor daher trachten, Ersatz zu finden, um über die schwierigste 
Seesellner zur persönlichen Entscheidung vorzulegen sind. Zeit hinwegzukommen. Es gelang auch für das Berichts- 
Dies darf aber nur dann geschehen, wenn gar keine andere jähr. 
Möglichkeit mehr besteht. Der Kampf um die kriegsbe- Die Weihnachtshilfe, die den Ortsgruppen zur 
schädigten Eisenbahner hatte aber auch einen guten End- Verfügung gestellt wird und einen Betrag von rund 
erfolg, denn alle geplanten Kündigungen wurden bis auf 3 11.000 ausmachte, konnte sichergestellt werden durch 
drei nicht durchgeführt. Vorschüsse auf Einnahmen aus der „Seipel-Wohltätig- 
Das ungeheure Anschwellen der Arbeitslosigkeit und keitsaktion". Es hieß aber Vorsorgen für spätere Zeit und 
das äußerst vermehrte Elend stellten an den Fürsorgefonds auch das gelang. 
erhöhte Anforderungen. Zahllos wurden die Invaliden Nach dem Muster anderer Staaten hat auch Oester- 
von der Arbeitslosenunterstützung ausgesteuert, die Unter- reich den Beschluß gefaßt, eine „Kriegs-Erinnerungs- 
stützungssätze herabgesetzt, und keine Aussicht bestand, in Medaille" auszugeben, deren Erlös zu drei Vierteln zur 
kürzerei oder längerer Zeit wieder Arbeit zu finden. Fürsorge für die Kriegsopfer verwendet wird. Das dies- 
Mehr als in früheren Jahren wurde der Fürsorge- bezügliche Gesetz wurde im Monat Dezember 1932 von; 
fond in Anspruch genommen, dessen Mittel jedoch fort- Parlament verabschiedet. Gegen das Gesetz, das eine Er- 
während geringer wurden. Der Kriegsopferfonds und der Mäßigung des Preises für hundertprozentige Invalide 
Ausgleichstaxenfonds brachten nicht mehr die notwendig- vorsieht, werden allerdings verschiedene Bedenken vorge- 
sten Mittel. Die Haupteinnahmsqnelle des Kriegsopfer- bracht, denn der Preis sei zu hoch und der Kreis derer, 
fonds, die Kriegsgeschädigtenfonds-Güter, wiesen einen die sie erwerben können, viel zu weit. Die Ausgabe ist 
ungeheuren Rückgang der Einnahmen auf, da das Holz- nicht nur auf Kriegsteilnehmer allein beschränkt, sondern 
geschäft, der Haupterwerbszweig, vollständig darnieder- auch andere Personen, die keine eigentlichen Kriegs- oder 
liegt, die Ausgleichstaxe wurde infolge der Krise immer Militärdienste geleistet haben, können sie erwerben, 
weniger. Die Kriegsopfer in ihrer Gesamtheit wollen Arbeit 
War die den Bedürftigsten gewährte Hilfe auch knapp, und Verdienst. Wir haben schon bei der Besprechung 
so ist der ausgegebene Betrag an sich nicht unbedeutend, über das Invaliden-Beschaftigungs-Gesetz angeführt, daß 
An 2381 Unterstützungswerber wurde ein Betrag von eine Arbeitsvermittlung geradezu unmöglich ward und 
L 44.344.40 ausgezahlt. Viele, die ebenfalls bedürftig daß daher das Bestreben' nach selbständigen Existenzen 
sind, aber immerhin noch zum bescheidenen Leben haben, immer größeren Umfang annahm. Diese Versuche haben 
mußten abgewiesen werden, weil die Mittel nicht reichten, vielfach fehlgeschlagen, denn die errichteten Krämereien 
Zur Erleichterung von Existenzen, zur Behebung un- usw. konnten der Konkurrenz nicht standhalten oder gin- 
verschuldeter Notlage, zur Errichtung von Trafiken usw. gen durch den schlechten Geschäftsgang zugrunde, 
wurden an 291 Bewerber Darlehen im Betrage von Viele glaubten nun eine Existenz zu finden, wenn sie 
S 43.083.80 gewährt. Die Zahl der Ansuchenden war eine Trafik zugesprochen erhalten würden. Fast alle An» 
allerdings bedeutend größer, die geringen Mittel ließen suchen um Neuerrichtung mußten aber abgelehnt werden, 
jedoch eine weitere Befürsorgung nicht zu. Mit Kleidern da die meisten Trafikanten, die durch Neuerrichtungen 
wurden 273 Invalide beteilt. eine Minderung ihres Einkommens erfahren würden. 
Zu dieser nicht unbeträchtlichen Fürsorge kommt noch ohnehin zu kämpfen haben, um ihren Bestand zu erhalten, 
die Fürsorge des Verbandes und der Ortsgruppen an- Durch das Erbfolgerecht war es auch nicht möglich, 
läßlich der Weihnachtsfeiern, der Ferienaktion usw., die die durch Tod freigewordenen Trafiken an bevorzugte Be- 
ungeheure Summen verschlangen, die in mühsamer Arbeit werber zu verleihen, weil in vielen Fällen die „wesent» 
aufgebracht werden mußten. Ueber die fürsorgerische liche Erschwerung" der Existenz vorlag. Trotz dieser be- 
Tätigkeit des Verbandes gibt der Kassebericht Aufklärung, stehenden Schwierigkeiten und Hemmnisse gelang es 
die Fürsorgetätigkeit der Ortsgruppen kann nicht erfaßt auch im Jahre 1932 wieder, einer Anzahl von Invaliden 
werden, da von den meisten Ortsgruppen die Meldungen und Witwen Trafiken zu verleihen, Trafiken, die aller- 
fehlen. dings nicht immer Meale WsteNzen darstellen. 
In diesem Zusammenhange soll aber im besonderen Ach hinsichtlich der Sicherstellung der Trafik für An- 
jener Fürsorge gedacht werden, die der Jugend zugute gehörige nach bevorzugten Bewerbern hat die Oraaniscl- 
kam. Je mehr Elend und Not überhand nehmen, desto tion eine Eingabe an das Bundesministerium fiir Finait-
	        
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