Volltext: Nr. 5 1933 (Nr. 5 1933)

Nachrichten 
Seite 2 
Bericht des Vorstandes 
zum 15. ordentlichen Verbandstag am 13. und 14. Mai 1933. 
Dem Berichte des Vorstandes muß gleich vorausge- lionen Schilling auf, also mit einer Kürzung um 4 Mil- 
schickt werden, daß das Jahr 1932 arm an Erfolgen war. lionen Schilling, die bereits „eingespart" werden mußten. 
Keine gewaltigen Erfolge waren zu erzielen. In Klein- Das Verlangen der Organisation, die durch den natür- 
arbeit, auf dem Wege von zähen Verhandlungen, mußte lichen Abgang der Anspruchsberechtigten durch Tod, 
getrachtet und gesorgt werden, für die Mitgliedschaft und Wiederverehelichung usw. erzielten Ersparnisse den Kriegs- 
damit für die Gesamtheit der Kriegsopfer etwas zu er- opfern zu geben und auf diese Weise das furchtbare Elend 
reichen. zu mildern, wurde abgelehnt, die Ersparnisse tnkameriert. 
Die Hauptaufgabe bestand aber in der Abwehr ge- das heißt vom Finanzminister eingezogen, 
vlanter Angriffe auf die Rechte der Kriegsopfer, die durch Immer wieder forderte die Organisation Renten- 
die fortschreitende wirtschaftliche Verelendung und staats- Erhöhungen oder Aushilfen, wiederholt fanden Verhand- 
finanziellen Schwierigkeiten immer mehr Gegenstand des lungen mit dem Bundeskanzler, dem Minister für soziale 
Angriffs bildeten. Verwaltung und für Finanzen statt, doch wurden diese 
Schon zu Beginn des Jahres 1932 war es jedem Ein- durch Regierungswechsel wiederholt unterbrochen, immer 
sichtigen klar, daß das neue Jahr keine Erleichterung aber wieder neu begonnen. 
bringen wird, daß auch in diesem Jahre all die sehnlichen Im Mai 1932 überreichte der Zentralverband eine 
und berechtigten Wünsche der österreichischen Invaliden- vom Vorstand beschlossene Denkschrift der Regierung, den 
schaft nicht in Erfüllung gehen werden. Diese Vor- zuständigen Fachministerien und den politischen Par- 
ahnung hat sich auch erfüllt. teien, die im wesentlichen ein Ersparungsprogramm dar- 
Immer drohender wurde in der ganzen Welt das Ge- stellte und es ermöglichen sollte, daß ohne neue Belastung 
spenst der Krise, mit jedem Tag vergrößerte sich das Welt- den Kriegsopfern geholfen werden könnte, 
elend, die Weltnot. Ständig stieg das Heer der Arbeits- Die furchtbare Lage, in der sich der Staat befindet, 
losen an, in allen Ländern der Erde ging die Produktion, zwang auch die Kriegsopfer, mitzuwirken, den Weg zu 
die Kaufkraft und damit auch die Steuerkraft des Volkes suchen und zu weisen, der innerhalb des Kriegsopfer- 
zurück. budgets Ersparungen ermöglicht, ohne die Interessen der 
„Wirtschaftskonferenzen," Völkerbundtagungen be- Invaliden, Witwen und Waisen zu verletzen, 
faßten sich mit den Verheerungen im Weltwirtschafts- Der Aentralverband fühlte sich daher verpflichtet, der 
leben — ohne Erfolg. Die schönsten, klangvollsten Reden Regierung ein 
wurden gehalten, doch keiner war ein Gedanke zu ent- Ersparungsprogramm 
nehmen, wie die „Wirtschaft angekurbelt" werden könne, vorzulegen, das Ersparungen ermöglicht und gleichzeitig 
Aufgeben und Einführung der Goldwährung, Auf- für die Kriegsopfer von Nutzen ist. 
lassen des Freihandels, hermetische Abschließüng jedes Das Programm sieht vorerst die Rechtsbeständigkeit 
Außenhandels sollten die Wirtschaft heben. Vergebens! der Renten vor, denn es ist für die Kriegsopfer unerträg- 
Die Schlote der Fabriken qualmen nicht mehr, das inve- lich, immer wieder dem Verhör ihrer Feld- und Kriegs- 
stierte ungeheure Kapital, das verwendet wurde zur Mo- dienstleistung ausgesetzt zu sein, heute noch immer Mili- 
dernisierung der Produktion, zur Ausschaltung der Hände tärbefunde, Feldpostkarten, Krankengeschichten, Zeugen 
Arbeit, zur Hebung der Erzeugungsmenge und Vermin- usw. für ihre Dienstschädigung beibringen zu müssen, ob- 
derung der Produktionskosten, es konnte sich nicht einmal wohl der Zusammenhang des Leidens mit der militärischen 
mehr verzinsen, die Kredite waren „eingefroren", die Dienstleistung in den dreizehn Jahren bereits oftmals 
Banken gingen zugrunde und mit ihnen ungeheures Volks- überprüft und festgestellt wurde. _ 
vermögen, das nur wieder zur Vergrößerung des unsag- Diese unsere Auffassung versuchte das Bundesmini- 
baren Weltelendes beitrug. sterium für soziale Verwaltung dadurch anzuerkennen. 
Die „Wirtschaftsführer" in aller Welt begannen nun daß es aussprach, daß die Jnvaliden-Entschädigungs-Kom- 
ihre Wunderkuren, versuchten die Wirtschaft zu heben Missionen Renten nur unbefristet zuerkennen dürfen. Für 
durch Senken der Reallöhne, durch Verschlechterung der den Fall, als die ärztlichen Sachverständigen eine dauernde 
sozialen Gesetzgebung. Zuerkennung nicht zu verantworten glauben können, darf 
In einer ganzen Reihe von Ländern wurden die die Jnvaliden-Entschädigungs-Kommission eine Frist, aber 
sozialen Gesetze verschlechtert — und trotzdem keine nicht unter drei Jahren, festsetzen. Für kürzere Fristen 
Aenderung zur Besserung, wenn nicht gar eine zum hat sich das Bundesministerium selbst die Entscheidung 
Schlechteren eingetreten ist. Jeden Tag berichteten die vorbehalten. Dieser Erlaß blieb aber ziemlich unwirksam, 
Spalten der Zeitungen vom Zusammenbruch dieser und weil zwar die Invaliden-Entschädigungs-Kommissionen, 
jener Bank usw., bald in Europa, dann in Amerika und nicht aber die Schiedskommissionen an ihn gebunden 
m der übrigen Welt, immer mehr Millionen Menschen waren. 
mit sich reißend in den Strudel der Wirtschaftsnot. Es wurde aus diesen Gründen die Rechtsbeftändigkeit 
In diese furchtbare Zeit fällt die Arbeit der Organi- der Renten dem Grund nach und ihre unbefristete Zu- 
sation, die natürlich ebenso unter den Auswirkungen zu erkennung von Gesetzes wegen gefordert. Dadurch könnte 
leiden hatte, da diese Auswirkungen Hemmungen in all eine gewaltige Vereinfachung im Wesentlichen und im 
ihrer Arbeit entgegenstellten. rungen vorwärts gebracht werden, bis gegen Ende des 
Schon die Beratung des Budgets für das Jahr 1932 Jahres die Regierung selbst mit einer Vorlage hervortrat, 
ließ vorausahnen, was das Jahr den Kriegsopfern bringen die zum Teil die Erfüllung unserer Forderungen enthielt, 
wird: Nichts als Enttäuschungen. Während das Budget zum Teil aber Bestimmungen, die zum schärfsten Wider- 
für das Jahr 1931 im Kapitel „Kriegsopferfürsorge" noch stand herausforderten. 
einen Betrag von 61 Millionen Schilling vorsah, schien Gewiß ist die Dauereinschätzung, die endgültige Fest- 
es für das Jahr 1932 nur mit einem Betrag von 57 Mil- legung der Kausalität ein bedeutender Schritt nach vor»
	        
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