Volltext: Nr. 10 1932 (Nr. 10 1932)

oir. 10 
stachr»tyte« 
fettigen Vertrauens und des Willens zur Arbeit und Dis¬ 
ziplin, die ihre Verbände einigt, an neue Probleme heran- 
treten können. 
Innerlich gefestigt, wird sie sich mit vermehrter Kraft 
und neuem Schwung der Verteidigung ihrer Sache bei 
den nationalen und internationalen öffentlichen Stellen 
und auch der öffentlichen Meinung gegenüber, wie immer 
sie sich bekunden möge, widmen. 
In dem Wunsch, mit dem Erlöschen der Frontgenera- 
tionen nicht auch das untergehen zu lassen, was sie der 
Menschheit an gesundem Menschenverstand, an Hoffnun¬ 
gen und Mut gegeben hat, wird sie Kräfte der Verjün- 
gung und Erneuerung an sich heranziehen. Die Söhne der 
Toten und der Ueberlebenden werden, vom Beispiel ihrer 
Väter angefeuert, in der Ciamac einen Lebenszweck und 
ein Ideal, dem sie dienen können, finden. 
Meine Damen und Herren! Meine lieben Kameraden! 
Der heutigen Welt in ihren Sorgen und Wirren und 
in ihrem maßlosen Elend wird die Eiamac auch weiter- 
hin ihre Ermunterung bringen. Was sie feit sieben Iahren 
getan hat, geschah nicht, um jetzt stillzustehen, rückwärts- 
zuschreiten oder abzudanken. Getreu der Eingebung des 
Verstandes und des Herzens, aus der heraus sie entstan- 
den ist und die sich nie verleugnet hat, wird sie auch 
weiterhin beharren. 
Allgemeiner Beifall lohnt die Ausführungen des Be- 
richterstatters. 
Brandeisz dankt dem Referenten. Es wird beschlossen, 
dem Sekretär der Internationale, de Wateville, der er¬ 
krankt ist, ein Telegramm mit dem Wunsche auf Besse' 
rung abzusenden, worauf die Vollversammlung für die 
Beratungen der Kommissionen unterbrochen wird. 
Um 3 Uhr nachmittags begannen die 
Beratungen der verschiedenen Ausschüsse, 
in denen fieberhaft und mit hervorragendem Ernst ge- 
arbeitet wurde. Die Beratungen wurden Freitag bis spät 
in die Nacht und Samstag vormittags fortgesetzt. 
In der Friedenskommission, deren Vorsitzender Niki- 
s o r o v - Bulgarien und Stadtrat A n d r e s e n - Däne- 
mark, waren, berichtet B r o u s m i ch e - Frankreich über 
„Das Wirtschaftsleben in der Welt" und untersuchte die 
Zusammenhänge zwischen Wirtschaft und Krieg. 
Nach Brousmiche sprach Erich Roßmann, M. d. 
R., Deutschland, über den „Stand der Organisation des 
Friedens und im besonderen der Abrüstungsfrage am 
31. Juli 1932 und der Jnterventionsmöglichkeiten der 
Eiamac". . 
Er stellte in den Mittelpunkt feines Berichtes die Ab- 
rüstungsfrage und die Abrüstungskonferenz, welche am 
2. Februar 1932 unter dem Vorsitz des früheren eng- 
lifchen Außenministers Henderson zusammentrat. 57 Staa¬ 
ten der Welt sind auf dieser Konferenz vertreten. Der 
Zusammentritt dieser Konferenz, auf die die Völker seit 
Jahren mit Ungeduld warteten, war ein Ereignis, das 
die nachhaltigsten Wirkungen in der ganzen Welt her' 
vorgerufen hatte. Am sichtbarsten kam diese Tatsache zum 
Ausdruck in der außerordentlichen Vollsitzung, die zum 
Zwecke der Ueberreichung von Petitionen großer inter- 
nationaler Verbände am 6. Februar in Genf stattfand 
und in den dieser Sitzung folgenden Kundgebungen und 
Demonstrationen der internationalen, für den Frieden 
wirkenden Verbände. Unter diese Kundgebungen gehört 
die imposante Versammlung, die die Eiamac unter Teil- 
nähme einer großen Anzähl von Kameraden aus Deutsch¬ 
land und Frankreich und in Anwesenheit des internatio- 
nalen Vorstandes am 7. Februar 1932 im Reformations¬ 
saal in Genf veranstaltete, zu den eindruckvollsten. (Ueber 
die Kundgebung und die Vorsprache haben wir seinerzeit 
in den „Nachrichten" berichtet.) 
In meisterhafter Sprache schilderte Roßmann den 
Gang der Verhandlungen der Abrüstungskonferenz, in 
die der Konflikt zwischen Japan und China wie eine 
Bombe platzte und der Völkerbund dem ohnmächtig gegen, 
überstand. 
Das Ziel dieser Konferenz ist durch ihren Namen 
scharf umrissen: Herabsetzung und Beschränkung der Rü- 
stungen. Gegenseitiges Verstehen der Völker kann diesem 
großen Ziele wirksame Unterstützung bringen. 
Unser Kampf gilt dem Rüstungswahnsinn. Ein wirk- 
sames Mittel ist die Demokratie, in der — und nur in 
dieser — der Wille des Volkes zum Ausdruck kommt. Das 
Volk, das die Lasten und Leiden eines jeden Krieges zu 
tragen hat, ist gegen den Krieg. Daher muß unser Kampf 
auch um die Erringung und Erhaltung der Demokratie 
gelten. Wenn in Deutschland die Demokratie zerschlagen 
wird, dann ist der Friede in der Welt unsicher. Die Rü- 
stungen in aller Welt, die ungeheure Volksvermögen 
verschlingen, gehen weiter, trotz Abrüstungskonferenz. Die 
Menschheit versinkt in Unkultur, wenn nicht andere Wege 
beschritten werden. Das bedeutet auch, daß die Mensch- 
heit zurückgeworfen wird in die Zeit der dunkelsten Bar¬ 
barei und man kann den Zusammenhang in Wirtschaft 
und Politik nicht mehr begreifen. Der Wahnsinn steigt ins 
ungeheure. Viele Millionen werden alljährlich für Rü- 
stungen ausgegeben und die Defizite in den Staatshaus- 
Haltungen steigen ins Phantastische. Wir sind dazu be- 
rufen, hinauszurufen, daß diesem Wahnsinn Einhalt ge- 
boten wird. Die Rüstungsauslagen sind jetzt höher als 
1914 und zwar um 70 Prozent. Es werden immer und 
überall nationale Interessen in den Vordergrund ge¬ 
schoben, gerade von denen, die sich aus Gier nach Profit 
mit der ganzen Welt verbinden, ohne auf „nationale Be- 
lange" zu achten. Es handelt sich eben um die Interessen 
des Rüstungskapitals und des Militärs. Die Friedens- 
vertrüge haben Deutschland, Oesterreich, Bulgarien ent¬ 
waffnet, aber die anderen Staaten rüsten weiter. Da ver- 
langen jetzt die entwaffneten Staaten Gleichberechtigung 
und verlangen für sich die Aufrüstung. Es ist die zwölfte 
Stunde, zu warnen, auch diejenigen, die die Freiheit in 
der Rüstung haben. Auch sie müssen sich endlich einmal 
entscheiden, einen anderen Weg beschreiten, die Friedens- 
Verträge einhalten und abrüsten. 
Professor E a s f i n - Frankreich sagte, es gibt Dinge, 
die geschehen, und Dinge, die nicht geschehen müssen. Wir 
müssen die Idee bekämpfen, den Krieg „menschlicher" zu 
gestalten, wie sich manche Menschen das Problem der Ab- 
rüstitng vorstellen. Der Krieg kann nicht „menschlicher" 
gestaltet werden, er ist und bleibt eine furchtbare Mensch» 
heitsgeißel. Der Krieg selbst muß bekämpft werden, jede 
Möglichkeit, Krieg zu führen muß beseitigt werden. Die 
Abrüstung darf aber keine vorübergehende sein, vielleicht 
nur bedingt durch die schwere Wirtschaftsnot und die 
dadurch entstandenen Finanzkrisen der Staaten. Die Ab- 
rüstung darf nicht nur wegen der Ersparungen gemacht 
werden. Was dann, wenn die Verhältnisse sich wieder bes- 
sern? Die Abrüstung muß überall gleichzeitig durchge- 
führt werden, der Geist des Friedens muß erzogen wer- 
den. Obligatorische Rüstungsbeschränkung für alle Länder 
ist der erste Schritt zum Ziel. Es muß die Verpflichtung 
zur Abrüstung bestehen, nicht daß manche Staaten er- 
klären, ja, wir werden auch einmal abrüsten, wenn . . . 
Da gibt es kein wenn, denn die Abgerüsteten Staaten 
verlangen für sich das Recht nach Aufrüstung, und das 
Gegenteil vom Erstrebten tritt ein. Der Gedanke der 
Rüstung gehört bekämpft und das Rüstungskapital. Im 
Konflikt zwischen Japan und China war sich sofort das 
internationale Rüstungskapital einig und lieferte beiden 
Streitteilen Waffen. Es ist eine moralische Vorbereitung 
notwendig, um den Krieg bekämpfen zu können. Bekämpft 
muß auch werden die Ünantastbarkeit der Souveränität 
<Sene A
	        
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