Volltext: Nr. 3 1928 (Nr. 3 1928)

Nr. 3 
Nachrichten 
Seite 7 
machen es ihn? gar unmöglich, einen wirklich bestehenden 
Zusammenhang anzuerkennen. Ein kleines Bei- 
spiel: Eine bestimmte Krankheit könnte durch den 
Krieg verursacht sein, der Arzt weiß aber nicht, ob ge¬ 
rade diese Krankheit vorlag. Nehmen wir nun an, es 
wäre gerade für diese Krankheit bezeichnend, daß sie bis 
zum Tode ohne Schmerzen verläuft (es gibt solche Krank- 
heiten). Der Arzt, der natürlich die Wahrheit erforschen 
will (das ist ja seine Pflicht), fragt unter anderem: Hat 
ihr Mann Schmerzen gehabt? Die Frau weiß wohl, daß 
er keine gehabt hat, aber sie denkt sich, man muß nur 
alles recht traurig schildern, sonst glaubt der Doktor viel- 
leicht gar nicht, daß dem Verstorbenen etwas gefehlt hat, 
und sie lügt: „Ja, ganz Fürchterliches hat er ausgestan¬ 
den". Der Arzt muß daraus schließen, daß es sich ent- 
gegen seiner Vermutung um eine andere Krankheit ge- 
handelt haben muß, deren Zusammenhang mit dem 
Die Presse der 
Von Hermann A u g u st i n 
Wissen ist Macht! Das ist der Grundsatz einer auf- 
strebenden Menschheit. Sie trachtet, jedem Einzelindi- 
viduum nicht nur die notwendigsten Kenntnisse im Lesen 
und Schreiben, sondern auch in allen anderen Wissens- 
gebieten nach Möglichkeit beizubringen. 
Wie hilflos ist derjenige, der mit Wissen nicht be- 
schwert ist. Er ist nicht nur willenlos, sondern stellt sich 
gesellschaftlich seitwärts, er schädigt dadurch sich und 
seine Familie. 
So wie dies im allgemeinen, ist es besonders notwen- 
dig, sich auf einein speziellen Gebiete, das den Menschen 
berührt, die erforderlichen Kenntnisse anzueignen, um sich 
vor Schaden zu bewahren. 
Es ist daher nur zu begreiflich, daß auch die Jnvali- 
denorganikation es als ihre Pflicht erachtet, den Mit- 
Gliedern die Kenntnisse beizubringen, die auf dem Ge- 
iete des Versorgungswesens, der Versöhnlichkeit der 
Völker, zur Hebung der wahren Kameradschaft notwen- 
dig sind. 
Seit Jahren bemühen sich die Referenten, die Mit- 
gliedschaft aufzuklären über all das, was sie direkt und 
indirekt betrifft. Trotzdem bestand ein Mangel. Die Mit- 
glieder konnten in einem Vortrage nicht alles erfassen, 
der Referent konnte nicht immer und immer zu ihnen 
sprechen. Es fehlte ein ständiger Führer durch die In- 
validengefetzgebung, es fehlte der Vermittler zwischen 
den Führern der Organisation und den Mitgliedern, die 
Presse. 
Der Verbandsvorstand bemühte sich, diesem Mangel 
abzuhelfen. Die Schwierigkeiten waren jedoch groß, da es 
immer an den Geldmitteln fehlte. Er ging im August 
1922 daran, den ersten Versuch zu machen und gab 
„Situationsberichte" an die Ortsgruppen heraus, um 
wenigstens den Funktionären die notwendigsten Kennt- 
nisse beizubringen. In einer Reihe von Anerkennungs¬ 
schreiben wurde die Herausgabe begrüßt und der Wunsch 
geäußert, die Berichte auch den Mitgliedern zu vermit- 
teln. Sofort meldeten sich ungefähr 200 Mitglieder, die 
sich die Berichte abonnierten. Die Zahl der Abnehmer 
wurde immer größer, so daß ein Ausbau der „Si- 
tuationsberichte" notwendig wurde. 
An Stelle der Berichte traten die „Nachrichten" mit 
I. Mai 1923, anfangs in Maschinenschrift, später in 
Druck. Der erste Schritt zur Vermittlung des notwen- 
digen Wissens war getan. Die Zahl der Wonnenten 
stieg von Monat zu Monat. Heute könnten sich die In- 
Krieg nicht nachweisbar ist und gibt dementsprechend 
sein Gutachten ab. Die Witwe muß dann nachher zu ihrem 
Entsetzen erfahren, daß sie sich durch ihre vermeintliche 
Klugheit selbst um ihre Rente gebracht hat. Wenn sie 
nachher etwas anderes sagen würde, würde man ihr gm 
nichts mehr glauben. 
Ich könnte viele solche Beispiel bringen, aber es inag 
das eine genügen. Man soll mich auch nicht mißverstehen. 
Ich habe in meiner vieljährigen Begutachterpraxis gern 
beobachtet, daß viele Kriegsbeschädigte es für das Klügste 
und Anständigste halten, die Wahrheit zu sagen; an die 
anderen aber, die so gern die Gescheiteren sein wollen, 
will ich noch einmal die anfängliche Mahnung richten: 
Es hilft ja doch nichts vertuschen und übertreiben zu wol- 
len, die Wahrheit kommt schließlich an den Tag und 
darum ist es gleich vom Anfang an besser: „Die Wahr* 
heit sagen!" ^ 
Srsanisatisa. 
Schriftführerstellvertreter. 
validen die Organisation ohne eigene Presse überhaupt 
nicht mehr vorstellen. Die „Nachrichten" sind ihnen 
Freund geworden und begierig warten sie jeden Monat 
auf die Zeitung. Heute erscheint sie in einer Auflage von 
12.009 Stück und bringt jedem Mitglied stets das 
Neueste aus dem Gebiete der Versorgung der Kriegs- 
opfer. Sie klärt die Invaliden und Witwen über alles 
Wissenswerte auf, fördert das Zusammengehörigkeits- 
gefühl und macht die Organisation zu einer wahren In- 
teressengemeinschaft. 
Daher ist es Pflicht jedes Mitgliedes, die Wegbereite- 
rin für eine straffe Organisation, die „Nachrichten", 
hinausflattern zu lassen in alle Winkel unseres Landes, 
um die Nichtorganisierten aufmerksam zu machen auf 
die Kampfgemeinschaft, sie zu gewinnen für die Mit¬ 
arbeit zur Herbeiführung einer menschenwürdigen Ver- 
sorgung aller Opfer des Weltkrieges, für den Gedanken 
der Versöhnung aller Völker. 
Voraussetzung ist natürlich, daß jedes Mitglied selbst 
den Inhalt der Zeitung von A—Z studiert. Dann wird 
gar manches Mitglied vor großem Schaden bewahrt 
bleiben. 
Wie schon vorher erwähnt, stehen infolge Fehlens der 
Mittel der Herausgabe der Zeitung große Schwierigkeiten 
im Wege. Trotz der bestehenden Schwierigkeiten hat es 
der Vorstand des Verbandes bisher immer verstanden, 
keine Einschränkungen vorzunehmen und seit Jahren 
erschien die Zeitung im vollen Umfange. Dazu haben 
manche Ortsgruppen beispielgebend mitgeholfen durch 
die Zeichnung von Preßfondsspenden. Viele Ortsgruppen 
kamen aber überhaupt nie auf den Gedanken, ihre Presse 
zu unterstützen, denen hier empfohlen werden soll, sich in 
Hinkunft öfters und mehr der Presse zu erinnern, soll 
diese nicht eingeschränkt werden. Werbet auch Inserenten 
für die Nachrichten, damit die Herstellungskosten ver- 
ringert werden. 
Notwendig ist auch, daß die Zeitung nicht sofort den 
Gang vieles Irdischen nimmt, sondern weiter gegeben 
wird, damit die Oeffentlichkeit ebenfalls aufgeklärt wird 
über den wirklichen Stand der Versorgung der Kriegs- 
opfer. Sorget dafür, daß zumindest in jedem Versamm- 
lungsheim die „Nachrichten" regelmäßig aufliegen. 
So wichtig als für den Wagen ein Pferd, den Zug 
die Lokomotive, so wichtig ist für die Organisation die 
Zeitung. Ohne ein ständiges Vermittlungsorgan gibt es 
kein Vorwärts.
	        
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