Volltext: Nr. 3 1928 (Nr. 3 1928)

Nachrichte« 
rungsverfalles einhergehende Steigerung der Preise aller machten, der Organisation einen mitbestimmenden Ein» 
Lebens- und Bedarfsartikel hatte zur Folge, daß die fluß zu sichern. Den Verfall der Währung nahmen die 
Renten den tatsächlichen Verhältnissen überhaupt nicht Regierungen zum Anlaß, um immer größere Unterschiede 
mehr entsprechen konnten. in der Höhe der Teilrenten zur Bollrente her- 
In dieser Zeit wäre es notwendig gewesen, Äl- beizuführen, um die geldlichen Leistungen einzuschränken, 
wöchentlich eine Novellierung des Gesetzes vorzunehmen, Unser Kampf in den letzten Iahren entwickelt sich nun 
um die Renten mit der Wirklichkeit in Einklang zu in der Hauptsache um die Wiederherstellung der Teil» 
bringen. Technisch war das natürlich nicht möglich, renten zur Bollrente. 
Unter allen Umständen aber mußte etwas geschehen. Der Der erste Erfolg in diesem Kampfe ist mit der Vev, 
Zentralverband forderte unter Hinweis auf die außer- abschiedung der 9. Novelle im Februar 1927 erzielt 
ordentlichen Verhältnisse die rascheste Verabschiedung worden. Noch ist aber unser Ziel nicht erreicht. Darum 
einer 7. Novelle zum I.-E.-G. Eine der Hauptforderungen heißt es weiterkämpfen! Aber es heißt auch wachsam sein 
ging dahin, eine bewegliche, den fortwährend sich ändern- in Bezug auf die Auslegung und Anwendung des Ge- 
den Verhältnissen angepaßte außerordentliche Teuerungs- setzes durch jene, die mit dem Vollzug desselben betraut' 
zulage zu erreichen. Nach schweren Kämpfen ist es ge- sind. Damit soll nicht gesagt sein, daß hinter jeder im« 
lungen, die Regierung zu einer Novellierung im Sinne richtigen Auslegung boshafter Wille zu erblicken sei. 
unserer Forderungen zu bewegen. Das Parlament hat Die Meinungen über den Sinn des Gesetzes sind gewiß 
)ie 7. Novelle zum I.-E.-G. am 7. Juli 1922 verab- verschieden und oftmals subjektiv. Da ist es eine unserer 
Miedet. Außer der Erreichung des sogenannten Index- ersten Aufgaben, bei der Aufrichtung der Objektivität 
ystems hat die Organisation damals auch eine Gin- aktiv mitzuwirken. 
zeitsrente ohne Rücksicht auf Vorbildung Unzählige Kriegsopfer wurden durch die Organisation 
und Einkommensverhältnisse der Vorkriegs' vor Schaden bewahrte weil es möglich war, durch das 
zeit durchgesetzt. Bestehen derselben Aufklärung über ihre Rechte zu er- 
Mit der 7. Novelle aber begann gleichzeitig der Ab- , halten. Taufende Kriegsopfer sind es, die durch die Or- 
Mehrkampf gegen die Versuche der Regierung, bei ganisation vor dem Untergang bewahrt wurden, weil 
einer Novellierung Bestimmungen hineinzunehmen, die einzig und allein sie es ermöglichte, den Kampf für eine 
eine Verschlechterung des vorher bestandenen Zustandes Aufwärtsentwicklung der Versorgung der Kriegsopfer 
bedeuten. Ist es im Jahre 1921 gelungen, den § 29 zu S» führen. Tausende von Opfern des Krieges sind es, die 
Fall zu bringen, mußten wir bei der 7. Novelle dessen den Gedanken der Organisation erfaßt haben und in 
Auferstehung erleben, noch dazu in einer Form, die ihrem eigensten Interesse treu zur Organisation stehen, 
gegenüber einer Schichte der Kriegsopfer eine schwere wissend, daß nicht jeder einzelne Wunsch erfüllt werden 
Ungerechtigkeit war. Eine schwere Schädigung erlitten kann, aber auch wissend, daß heute nach zehn Iahren 
insbesondere die Kriegsbeschädigten bis zu 35 Prozent Kriegsende die Organisation genau so notwendig, genau 
Erwerbseinbuße, die man einfach zwangsweise abfertigte, so wichtig ist, wie am Ende des Krieges. 
Der eigentliche Angriff gegen die Kriegsopferschaft Noch aber gibt es viele, die zwar die Früchte im 
erfolgte aber mit dem Einsetzen der sogenannten Sanie- Kampfes der Organisation in Anspruch nehmen, d«* 
rung Oesterreichs. Weg zur Organisation aber nicht gefunden haben; sei e« 
Nicht in direkter offener Form, das man in legis- nun, daß sie sich des Wertes und der Bedeutung der Ov- 
lativer Hinsicht eine Verschlechterung des Gesetzes herbei- ganisation noch immer nicht bewußt sind; sei es, daß fi« 
zuführen versuchte, bestanden die Angriffe, sondern man aus Lauheit den Reihen der organisierten Kriegsopfer 
versuchte es so von hinten herum den Opfern des ferne stehen oder sei es aus dem Grunde, daß manche 
Krieges ihre Errungenschaften zu nehmen. Die Organi- meinen, die Hilfe und den Schutz der Organisation nicht 
sation hatte in dieser Zeit die schwersten Kämpfe gegen 8* benötigen. Es kommt der Tag, wo sie die Hilfe 
die einsetzende sozialpolitische Reaktion zu bestehen. Und der Gesamtheit brauchen, 
es sei freimütig festgestellt, daß die Kraft der Organi- Aus der Erkenntnis, daß es notwendig ist, all« 
sation nicht ausreichte, schwere Schädigungen der Kriege- Kriegsopfer für die Organisation zu gewinnen, rufe« 
opser hintanzuhalten. Doch muß auch festgestellt werden, wir allen außerhalb unserer Organisation stehenden zu: 
daß es trotz der Anstürme der heimischen und auslän- Tretet ein in die Gemeinschaft, die wir so dringend not- 
dischen reaktionären Kräfte der Regierung nicht ge- wendig brauchen, bringt so viel Kraft <ntf, die Lauheit 
lungen ist, alle ihre Absichten durchzusetzen. Daß es nicht und Interesselosigkeit abzuschütteln, ringt euch aber auch 
gelang, alle Anschläge abzuwehren, lag nicht daran, daß durch zu der Auffassung, daß es unvereinbar ist, teilzu- 
vielleicht die Organisation von innen heraus geschwächt haben an den Erfolgen, die andere euch erkämpfen! 
gewesen wäre, sondern ausschließlich in Verhältnissen, Den treuen und aufrechten Mitgliedern unseres Be«« 
die ihre Begründung in der damaligen politischen und bandes, die all den Stürmen und Nöten in den I-'''?eil 
wirtschaftlichen Lage hatten; mit einem Worte, die öko- seit dem Bestehen desselben ge-roß' haben und d; er- 
nomischen Tatsachen waren damals stärker als der Em- kennen lernten, wie notwendio Kampfgemew ft 
fluß der Organisationen zu reichen vermochte. ist brauchen wir wirklich nicht erst zu sagen, daß si ,yre 
Fast zwei Jahre hindurch war die Organisation ge- Kraft in den Dienst der Werbung von neuen Mitgliedern 
zwungen, ihre ganze Kraft in den Abwehrdienst zu stellen sollen. Sie alle werden von Mann zu Mann, von 
stellen. Erst als sich die Verhältnisse etwas stabilisiert Frau zu Frau die notwendige Aufklärung bringen und 
hatten, konnte wieder darangegangen werden, für eine neue Kämpfer gewinnen, getragen von der Ueberzew- 
Verbesserung der Lebenshaltung der Kriegsopfer den gung, daß diese Werbearbeit geleistet werden muß, um 
Kampf aufzunehmen. Nach einem zähen Ringen gelang die Organisation zu festigen, sie noch stärker zu machen, 
es im Juli 1924 die 8. Novelle und mit ihr einige mate- insbesondere aber getragen von der tiefinnersten Erkennt 
rielle Erfolge durchzusetzen. Gleichzeitig erfolgte die Gin- nis, daß wir unsere Organisation heute mehr denn je not« 
führung der Schiedskommissionen, die es notwendig wendig brauchen. 
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