Volltext: Nr. 6 1924 (Nr. 6 1924)

^üul Rente pro Zuni 1924. — Wühlarbeit. — Die VIZ!. Novelle zum Jnvaliden-Entschädiguugsgesetz. — Wiedersehensfest des 
älllfilli Edelweitzkorps. — Wiedereinstellung Kriegsbeschädigter in das Erwerbsleben. — Allgemeines. — Auskunftei. — Sterbetafel. 
— Inserate. — Tabelle iiber die HSHe der Geldleistungen nach dem I.-E.-G. 
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Nachrichten 
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Redaktion, Verwaltung und Expedition: Linz, Promenade 11, Tel» 782. — Redaktionsschluß am 15. jeden Monates. 
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£itts, am i. Äisssi 1924. 
2. .ZWHNKNWK. 
Rente pro Zuni IM. 
Die Rente pro Juni 1924 gelangt im gleichen Aus- 
maße wie für den Monat Mai zur Anweisung. Wir 
verweisen ans die im Innern des Blattes zum Abdruck 
gebrachte Rententabelle. 
Wühlarbeit. 
Der Krieg mit seinen Greueln war beendet. Tausende 
und Millionen Menschen atmeten auf. Das blinde Witten, 
das grauenhafte Massenschlachten war vorüber. Ueberall 
herrschte Freude, sowohl im Sieger- als auch im Besiegten- 
staate. Alles war froh darüber, daß der Friede eingekehrt 
fei und daß die Welt wieder von! der Finsternis der Grell- 
eln befreit und in eine Zeit der Erleuchtung gerückt sei. 
Unter all denen, die da jubelten und den Frieden als 
Geschenk Gottes betrachteten, konnten viele Tausende nicht 
mit vollen Zügen die« Wohltat dies Friedens genießen, da 
sie an den Gatten, an den Sohn, an den Vater, an den 
Bräutigam denken mußten, der nlicht mitjubeln konnte, 
der auf blutiger Wallstatt geblieben ist und mit seinem 
Blute mithalf, eine Grundlage für eine neue Welt zu 
bilden. Unter die Freude dieser mischte sich der Wehmuts- 
tropfen bittersten Schmerzes über den Verlust teurer Fa- 
milienmitglieder. 
Viele Dausende standen als alte, arbeitsunfähige, ver- 
lassene Eltern an der Schwelle der nquen Welt, viele Tau- 
sende wußten nicht, was nun beginnen. O Jammer! Der 
Ernährer fehlte. — Wovon leben? — Wird sich das Va- 
terland unser erinnern? — Werden die Verantwortlichen 
ihr Versprechen halten? 
Diese und andere Fragen legten sich die armen Kriegs- 
opfer vor und konnten sie nicht beantworten. Die Rufe 
um Abhilfe verhallten im Gewirr des Umsturzes. Erst als 
ein Mann in das Ministerium für soziale Verwaltung ein- 
'zog, der soziales Verständnis hatte, der selbst die Leiden 
und die Not der Bedrückten und Unterdrückten bis zur 
Neige verkostet hatte, begann für die Aermsten der Morgen 
einer besseren Zukunft zu dämmern. Hanusch hieß der 
Manu, dem unsere Herzen eUtgegenflogen, dem wir heute 
noch unendlich viel Dank schulden. 
Dieser war es auch, der den Invaliden den Rat gab, 
eine einheitliche Organisation zu schaffen, welche alle 
Opfer des Krieges umschließen sollte. Alle, die Invaliden, 
die Witwen, die alten Eltern, die Waisen. Ausdrücklich 
machte er die Kriegsopfer aufmerksam, jede Parteipolitik 
zu vermeiden, um die Schlagkraft der Organisation nicht 
herabzusetzen durch den Austritt der oder jeuer Partei- 
anhänger. So ist es auch geschehen und nicht zu unserem 
Schaden. 
Gesetze sind geschaffen worden, die das unermeßliche 
Elend, welches ganz besonders über die Kriegsopfer ge- 
kommen ist, lindern sollten. Stets hat die Organisation 
helfend eingegriffen. Das vom Parteiführer Hanusch vor¬ 
geschlagene System hat sich bewährt. Frei von jeder Par- 
teipolitik hat der Zentralverband (so wurde die Organi- 
sation genannt) stets die wirtschaftliche Besserstellung ver- 
langt und viel erreicht. Nicht alle Wünsche konnten er- 
füllt werden, die zu überwindenden Hindernisse waren oft 
allzugroß. Und nicht zuletzt sind die Kriegsopfer selbst 
schuld, daß vieles nicht erreicht werden konnte, weil das 
Organilsationsverständnis mangelte. 
Eine furchtbare Erschütterung erlitten alle sozialen 
Gesetze, als ein Minister Schmitz das Erbe Hanusch' über- 
nahm. Genf, Völkerbund, Zimmermann kamen in seiner 
Begleitung, um mitzuhelfen am Abbau der sozialen Für- 
sorgemaßnahmen. Es schien keine Zeit mehr zu fein für 
derlei moderne Einrichtungen. Sagte doch in einer Ver- 
sammlung der Herr Bundeskanzler, daß für die Kriegs- 
opfer gesorgt werden wird, wenn die Sanierung 
Oesterreichs unter Dach und Fach gebracht 
wurde. Werden sie das erleben? Wohl kaum! 
Schwere Kämpfe hatten die Organisationen um den 
Weiterbestand der sozialen Errungenschaften zu führen. 
Auch der Zentralverband mußte einen schweren Kampf 
führen gegen das Ersparnnigsprogramm der Regierung, 
gegen die Genfer Protokolle, da in diesen die Sanierung 
zum großen Teil aus Kosten der Kriegsopfer vorgesehen 
war. Dank der Schlagkraft des Verbandes konnte vieles 
abgewehrt werden. Der Regierung wurde gezeigt, daß 
sie auch jetzt noch mit den Invaliden und ihrer Organi- 
sation zu. rechnen hat. 
Es muß aber weiterfaniert und der Boden für eine 
Diktatur vorbereitet werden. Da ist vor allem notwendig, 
die Organisationen zu zersplittern, zu entkräften und 
wehrlos zu machen. In dieser Wühlarbeit, die deshalb 
vorgenommen werden muß, teilen sich Monarchisten und 
verantwortungslose Gesellen. 
Mit Lüge und Demagogie versucht man die Einheit 
auch unseres Zentralverbandes zu untergraben. Einige 
Leute, die sich willig als Werkzeug zur Kriegsopsörsanie- 
rung mißbrauchen lassen, gründen neue Verbände, um 
mit dem sozialdemokratischen Zentralverband 
nichts mehr zu tun zu haben, ans unpolitischer 
Grundlage unter Führung von Monarchisten und Ratio- 
nalräten der Regierungspartei. Die Regierung finanziert 
diese unpolitischen Verbände, weil sie weiß, daß ihnen im 
Falle des Gelingens der Wühlarbeit diese Gelder hundert- 
sach hereinkommen. Sie rechnet ans die Indolenz der 
Invaliden, der Hinterbliebenen, welche den wahren Wert 
der Organisation nicht begreifen können. Die Aufgabe 
der Ortsgruppen wäre es, Referenten zu ihren Verfamm- 
lungen zu verlangen, um die Mitglieder zu warnen vor 
den Maulwürfen, die das schmähliche Handwerk eines 
Henkers an der JNvalidenschast aus sich genommen haben. 
Nicht Eigennutz, Lüge und Demogogie, sondern echte Ka- 
meradschast und geschlossene Front können den Kriegs- 
opfern von Nutzen sein'. 
Daran wollen wir uns halten.
	        
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