Volltext: Nr. 7 1923 (Nr. 7 1923)

erscheint monatlich einmal. Preis pro Stück isoo Hr. 
Redaktion, Verwaltung und Expedition: Linz, Promenade Nr. 11. — Redaktionsschluß am 18. jeden Monats. 
- Cinz, am i. November m*. 
31*$ Htm Zndslt! Ferdinand Hanusch, t — Abonniert die „Nachrichten". 
Verschiedene Mitteilungen. — Berbandsangelegenheiten. — Inserate. 
des Candes-Uerband« OberöTterreicb des Zentral-Uerbandes der Landes- 
organilationen der Wegsinvaliden u. Hinterbliebenen vllerreiebs In Li«? a. v. 
i. Jahrgang 
— Unsere Forderungen. — Aus dem Parlament. — 
Iferdinanfl Kanulch. t | 
wmmmmmmmMmmmmmMmmmmmmwmmm 
Ferdinand Hanusch, der Freund und Berater der Kriegs* 
opfer ist nicht mehr. Nach durchgeführter Operation ist dieser 
edle und feinfühlende Mensch im Alter von 57 Jahren am 
28. September gestorben. 
Vyll Schmerz und tiefer Trauer gedenken all die Un- 
glücklichen des Weltkrieges dieses mitfühlenden ManneS, den 
wir mit vollem Recht als den treuesten Anwalt der Kriegs- 
opfer bezeichnen können. 
Wir erinnern uns noch an die Zeiten, wo Hanusch als 
Minister für soziale Verwaltung fungierte. Es waren damals 
kritische und aufregende Wochen. Es verging kein Tag, wo 
nicht die Arbeitslosen und die Heimkehrer, sowie die in bitterster 
Not lebenden Kriegsinvallden und Kriegerswitwen deputativ bei 
Hanusch vorsprachen, um Hilfe und Unterstützung zu finden. 
Und obwohl die aufgeregten Menschen sehr oft Unmögliches 
verlangten, blieb Hanusch in voller Ruhe und fand für jeden 
dieser unglücklichen Menschen ein liebevolles Wort. In seiner 
schlichten Art und Weise war Hanusch im Stande, die halb 
verhungerten und verzweifelten Massen der Bevölkerung zu 
überzeugen, daß nur in ernster sachlicher Arbeit das Beste 
für die arbeitenden Menschen geleistet werden könne. Er hat 
in den bei ihm Vorsprechenden niemals mit uneinlösbaren Ver- 
sprechungen falsche Hoffnungen geweckt. Jede Popularitäts- 
hascherei war ihm fremd. Einzig uyd allein in ununter- 
brochener Arbeit hat er auch für die Kriegsopfer gesorgt und 
wir sagen ihm hiefür tausendfachen Dank. 
Wenn wir uns fragen, wieso es denn möglich war, daß 
Ferdinand Hanusch soviel für die entrechtete Klasse leisten und 
ihr mit jeder Faser seines stets hilfsbereiten Herzens dienen 
konnte, so ist diese Frage leicht zu beantworten. Ferdinand 
Hanusch, der selbst aus den tiefsten Tiefen seinen Aufstieg be- 
gönnen hat/ der all das Elend, die Nöten und Sorgen der 
Armut ertragen mußte, hat selbst gefühlt, was es heißt eine 
freudlose Kindheit zu erleben. Er, der schon im Alter von 
6 Jahren seiner Mutter (der Vater ist frühzeitig gestorben) 
am Webstuhl helfen mußte, um wenigstens soviel zu verdienen, 
daß der größte Hunger gestillt werden konnte, wußte, was es 
bedeutete, frühzeitig dem Kapital dienen zu müssen, zu fronen 
für einen Bettel, der gerade ausreichte, um nicht des Hungers 
zu sterben. Ferdinand Hanusch, der begabte Weberssohn, der 
nicht in der glücklichen Lage war, das Wissen auf der Uni- 
versität sich anzueignen, sondern nach harter Tagesarbeit als 
Webergehilfe die Stunden der Nacht benützen mußte, um 
seinen Wissensdrang befriedigen zu können, er wußte, waS e< 
bedeutet, die höheren Schulen als ein Privileg der Reichen 
und Mächtigen vorbehalten. Darum war Hanusch in der Lage, 
den Schwachen und Unterdrückten zu dienen, zu dienen bis an 
sein Lebensende. 
Hanusch hat auch wie kein Zweiter den seelischen Zu- 
stand der Kriegsopfer zu erfassen vermocht. Er war nicht nur 
ein Mann des Wissens und Könnens, sondern auch ein Mensch, 
der die Volksseele bis in ihr Innerstes erkannte und sie zärtlich 
behandelte. Wir Kriegsopfer nehmen Abschied von unserem 
Ferdinand Hanusch mit der Versicherung, daß wir seine Treue, 
die er uns entgegenbrachte, mit der gleichen Treue vergelten 
wollen und daß, solange Herzen der Kriegsinvaliden, Kriegers- 
witwen und -Waisen schlagen werden, der Jnvalidenfreund 
fortleben wird im Gedenken derer, die als unglückliche Menschen 
durch das Leben wandeln müssen. 
Abonniert Sie „Nachrichten"! 
Es ist eine alte Tatsache, daß eine Organisation, gleich 
welcher Art, nur dann schlagkräftig und gut diszipliniert ist, 
wenn die Mitglieder mit ihrer Organisationsleitung in engster 
Verbindung und Fühlung stehen. * 
Wie wird nun diese enge Verbindung hergestellt? Vor 
allem ist die Hauptarbeit durch die Funktionäre der einzelnen 
Untergruppen zu verrichten. Sie müssen die Mitglieder zu- 
sammenhalten und in erster Linie die notwendige Aufklärung 
geben können. Vieles hängt von der Tüchtigkeit der Funk- 
tionäre ab. In keiner Organisation ist aber so schwer zu 
arbeiten als gerade in unserer. Alle Parteien sind im Zentral- 
verbände vertreten, wir sind aber politisch neutral, d. h. in 
unseren Reihen müssen Alle, ohne Unterschied der Partei, 
Platz haben, alle ihre Vertretung finden. Jedes Wort von 
Parteipolitik kann unserem Verbände schaden. *Nur allzugerne 
wird von manchen Parteirichtungen und Parteiblättern, insbe- 
sondere glänzen unter diesen die „Reichspost" und das „Linzer 
Volksblatt", behauptet, wir schwanken dem sozialdemokratrschen 
Lager zu. Das ist eine Kampfesweise niedrigster Art und 
kann eben nur von Demagogenblättern geführt werden* Wir 
sind politisch und religiös neutral wie bisher«
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.