Volltext: Berühmte Liebespaare [198/199]

Ludwig XVv. 
und die Marquise von Pompadour. 
In seinen Erinnerungen schildert ein Offizier der 
Cheveauxlegers eine Audienz bei der Pompadour und eine bei 
der Dubarry. Auf,einer Chaiselongue halb ruhend, empfing 
ihn die Gräfin Dubarry, und als der Kavalier, geblendet von 
ihrer Erscheinung, ganz an die Anrede vergaß, die er sich 
eingelernt hatte, und ihm der Herzog dMiguillon zu Hilfe 
kommen mußte, da versprach sie ihm die für einen Soldaten 
seines Regiments, der als Deserteur zum Tode verurteilt 
werden sollbe, erbetene Gnade; und als sie ihm die Hand 
zum Kusse reichte und d'Aiguillon scherzend sagte: „Dieser 
Handkuß war für den Bittsteller, gewähren Sie diese Gunst 
auch seinem tapferen Regiment,“ so durfte der Offizier noch 
einmal ihre Hand küssen — anders die Pompadour. 
Mit halb abgewandtem Antlitze, mit kurzem, hoch— 
fahrendem Neigen die devote Verbeugung des Eintvetenden 
erwidernd, den Arm auf den mit Akten bedeckten Schreibtisch 
gestützt, nahm sie das Anliegen des jungen Offiziers entgegen, 
um ihn nach einigen kurzen Augenblicken mit stolzem, hoch— 
mütigem Gruße zu entlassen. 
Stolz und Hochmut, das waren die hervorstechendsten 
Eigenschaften der Marquise. Sie verleugnete diese auch 
gegen hohe Personen nicht, ja selbst den Mitgliedern der 
königlichen Familie trat sie mit dem gleichen Hochmut entgegen. 
Nicht sie war es, die sich um die Gunst der Minister sowohl als 
der königlichen Prinzen und Prinzessinnen bewarb, nein, sie 
alle, und mochten sie noch so hoch geboren sein, mußten sich um 
ihre Gunst bewerben. 
Waoar es ja offenkundig, daß ihr Wille der allein ausschlag— 
gebende, ihre Stellung die allein gebietende war. 
Selbst die Königin, die geistig unbedeutende Maria 
Leczynska, suchte die Fürsprache der Marquise, wenn es galt, 
für einen ihrer Schützlinge etwas zu erlangen; der König selbst 
beschloß nichts, ehe nicht die Marauißke ihre Meinung abge— 
geben hatte.
	        
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