Volltext: Berühmte Liebespaare [198/199]

Struensee und Königin Karoline Mathilde. 
„Es gibt nichts Langwierigeres, als die Geduld der 
Völker.“ An diesen Ausspruch gemahnt die Geschichte gar oft, 
und wenn auch zuweilen die Langmut versagte und das ge— 
tretene Volk sich gegen seine Bedrücker empörte, so mußte dazu 
der Antrieb von andrer Seite kommen, wie dies zum Beispiel 
in Rußland geschah, als die Knute des wahnwitzigen Zaren 
Paul herrschte — in dem geknechteten Moskowiterreiche 
machte die Schärpe, mit der seine Offiziere den Unglücklichen 
erdrosselten, den Tollheiten des geistig zerrütteten Wüterichs 
bald ein Ende. — 
Und da ist denn um so merkwürdiger, daß die dänische 
Nation die lange Jahre währende Herrschaft des laster— 
haftesten und wüstesten Halbnarren Christian VII. ertrug. 
Er zählte drei Jahre, als Königin Luise, die vom Lande 
bergötterte und von ihrem Gatten schwärmerisch geliebte 
Tochter Georgs IIJ. von England, aus dem Leben schied. 
König Friedrich V. trauerte jedoch nicht allzu lange seiner 
schönen, mit allen weiblichen Tugenden gezierten, hoch— 
gebildeten und sanften Gattin nach, denn schon einige Monate 
nachher führte er eine Prinzessin aus dem Hause Wolfenbüttel 
als zweite Gattin heim; und um den Gegensatz recht kraß zu 
gestalten, war diese von der im jugendlichen Alter dahin— 
geschiedenen in allem und jedem verschieden. Von harten, 
unschönen Gesichkszügen, harmonierte ihr Aeußeres genau 
mit ihren Charaktereigenschaften. Boshaft und rachsüuchtig, 
neidisch und herrschsüchtig, schreckte sie vor keiner noch so 
niedrigen Intrige zurück, sobald ihr dadurch ein Vorteil wurde. 
Bald beherrschte sie denn auch den König und den Hof, 
ihr Wille war maßgebend, und ihren Geboten hatten sich 
die Minister zu unterwerfen. 
ESchlimmer als diese maßlose Herrschsucht war jedoch das 
Verbrechen, das sie an dem mutterlosen königlichen Kinde 
beging; und mit dem Zeitpunkte, an dem sie dem König einen 
zweiten Sohn schenkte, begann sie, an dem Verderben des 
Prinzen, der berufen war, einst die Krone zu tragen, zu
	        
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