Volltext: Die gelbe Maske [310/311]

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1.Ja, eben dieselbe,“ sagte die Dame und sah sofort sehr 
interessiert und überrascht aus. 
„Es mag Ihnen vielleicht angenehm sein, zu erfahren, 
daß sie eben nach Pisa zurückgekehrt ist fuhr der Haushof— 
meister höflich fort, auch daß sie gerade im Begriffe steht, 
ein Stückchen vorwärts zu kommen in der Welt. Ich habe sie 
soeben aufgenommen, damit sie bei dem großen Ball des 
Marquis den Gästen aufwarte, und ich muß nicht erst be— 
tonen, daß sie unter diesen Umftänden, wenn sie nur einiger⸗ 
maßen geschickt ist, leicht ihr Glück machen kann.“ 
Die Dame verbeugte sich, sah den Mann, der ihr diese 
Auskünfte unaufgefordert gab, einen Augenblick lang auf—⸗ 
merksam und gedankenvoll an und ging dann plößlich, ohne 
ein Wort zu sagen, davon. 
„Eine merkwürdige Frau,“ dachte der Haushofmeister, 
während er in den Palast eintrat. „Ich muß Nr. 30 morgen 
nach ihr fragen.“ 
Zweites Kapitel 
„Der Tod Maddalena dAscolis hatte eine vollständige 
Veränderung in der Lebensweise ihres Vaters und ihres 
Onkels hervorgerufen. Nachdem der erste Schmerz über den 
Verlust vorbei war, erklärte Luca Lomi, daß es ihm unmög⸗ 
lich sei, seine Arbeit im Atelier fortzusetzen — wenigstens für 
die allernächste Zeit nach dem Tode seiner so heißgeliebten 
Tochter, mit der jeder Winkel des Raumes so eng und schmerz⸗ 
lich in seiner Erinnerung verknüpft sei. Darum folgte er 
einer Aufforderung nach Neapel, wo er der Wiederherstellung 
einiger neu aufgefundener alter Skulpturen beiwohnen. sollte, 
und verließ die Stadt, während er die Aufsicht über seine 
Arbeitsräume im Pisa gänzlich der Sorge seines Bruders 
überließ. 
Nach der Abreise des Bildhauers ließ Vater Rocco die 
Statuen und Büsten sorgfältig in Leintücher einschlagen, 
sperrte die Tür des Ateliers zu und betrat den Ort zur großen 
Verwunderung aller, die seine Geschicklichlkeit und seine Vor⸗ 
liebe für die Bildhauerei von früher her gekannt hatten, nie 
wieder. Seinen kirchlichen Pflichten kam er mit demselben 
Eifer wie immer nach; aber er verließ seltener das Haus, als 
es vorher seine Gewohnheit gewesen war, um seine Freunde 
aufzusuchen. Seine regelmäßigsten Besuche galten dem Palast 
Ascoli, wo er sich nach dem Befinden von Maddalenas 
Kindchen erkundigte und stets den Bescheid erhielt, daß es 
unter der sorgfältigen Obhut der besten Pflegeringen, die man
	        
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