Volltext: Die gelbe Maske [310/311]

Erstes Kapicftell. 
Ungefähr acht Monate nachdem die Gräfin dAscoli auf 
dem Campo Santo begraben worden waxr, gingen in Pisa zwei 
Neuigkeiten um, die in der Gesellschaft große Erwartungen und 
Neugierde hervorriefen. 
Die eine dieser Nachrichten war, daß im Palast Melani 
ein großes Maskenfest stattfinden sollte, zur Feier des Tages, 
an dem der Stammhalter majorenn wurde. Alle Freunde und 
Bebannten des Hauses waren entzückt und freuten sich auf das 
Fest. Denn der alte Marquis Meiani hatte den Ruf, 
einer der gastfreundlichsten und zugleich eñzentrischesten 
Menschen von Pisa zu sein. Jedermann erwartete daher, daß 
er, falls der Ball wirklich stattfinden sollte, die grillenhaftesten 
Neuigkeiten aushecken würde in bezug auf Masken, Tänze und 
Belustigungen aller Art, um für die Unterhaltung seiner Gäste 
zu sorgen. 
Die zweite Nachricht war, daß der reiche Witwer Fabio 
dAscoli nach Pisa zurückkehren sollte, nachdem er lange Zeit 
zu seiner Erholung in fremden Ländern herumgereist war. 
Auch daß er auf dem Maskenball im Palaft Melani wieder zum 
erstenmal nach dem Tode seiner Frau in der Gesellschaft 
erscheinen werde. Diese Nachricht verbreitete insbesondere unter 
den jungen Damen Pisas große Aufregung. Fabio war erst 
dreißig Jahre alt, und man war sich allgemein darüber einig, 
daß seine Rückkehr in die Gesellschaft seiner Heimatstadt nichts 
anderes bedeuten konnte als den Wunsch, für sein Kindchen 
eine zweite Mutter zu finden. Alle alleinstehenden Damen 
wären nunmehr ebenso bereit gewesen, eine Wette einzugehen, 
wie Brigida es bereits vor acht Monaten getan hatte, daß 
Fabio d'Ascoli sich wieder vermählen würde. 
Ausnahmsweise stellte es sich diesmal heraus, daß beide 
Nachrichten auf Wahrheit. beruhten. Vom Palast Melani aus 
wurden tatsächlich Einladungen ausgeschickt, und Fabio kehrte 
in sein Heim am Arno zurück. 
„Was die Vorbereitungen für das Maskenfest anlangte, so 
schien es, als ob der Marquis Melani nicht nur seinen Ruf 
wahren, wollte, sondern ihn noch durch arößere Absonderlich— 
keiten übertreffen. Er erfand für seine intimen Freunde die
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.