Volltext: Die gelbe Maske [310/311]

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Verlaß dich darauf, der klügste, höflichste Mann in ganz Pisa, 
der gefährlichste Feind und dex entzückendste Freund ist und 
bleibt Vater Rocco. Alle übrigen benahmen sich — als ich mir 
zuviel in die Karten blicken ließ — roh und brutal gegen mich. 
Vater Rocco behandelte mich vom Anfang bis zum Ende als 
Dame. Aufrichtig oder nicht — das gilt mir gleich! Er behandelte 
mich als Dame, während die anderen mich wie eine .. 
galt, halt! Rege dich jetzt nicht wieder auf deswegen. Er—⸗ 
zähle mir lieber, wie du deine ersten Annãäherungsversuche ge⸗ 
macht hast, um den jungen Edelmann, den du jetzt fo verächtlich 
Fabio nennst, zu gewinnen.“ 
„Wie es sich nachher herausstellte, auf die dümmste Weise. 
Zuerst versuchte ich ihn natürlich dadurch für mich zu inter— 
essieren, daß ich ihm sagte, ich hätte Nanina gekannt. Soweit 
war alles in Ordnung. Mein nächstes Vorhaben war, ihn davon 
zu überzeugen, daß sie ihn niemals hätte verlassen können, hätte 
sie nur ihn geliebt; daß sie wohl einen Anbeter aus ihren 
eigenen Kreisen gehabt hätte, dem zuliebe sie ihn, Fabio, hatte 
fallen lassen, nachdem es eine Zeitlang ihrer Eitelkeit ge— 
schmeichelt hatte, einen jungen Edelmann zu ihren Füßen zu 
sehen. Du kannst dir denken, daß es mir nicht leicht gefallen war, 
ihm Naninas Flucht in diesem Lichte sehen zu lasfen. Sein Stolz 
und seine Liebe zu dem Mädchen sträubten sich dagegen, meine 
Annahme als richtig anzuerkennen. Endlich gelang es mir doch. 
Ich brachte ihn in einen Zustand gekränkter Eitelkeit, in welchem 
man einen Mann am leichtesten beeinflussen bann; ich brachte 
ihn in diesen Zustand, sage ich, und dann — dann kam sie 
hinzu und nützte das aus, was ich vorbereitet hatte. Wunderst 
du dich noch darüber, daß ich sie hasse » · 
„Aber wie konnte sie dir zuvorkommen?“ 
„Hätte ich das herausfinden können, so wäre es ihr niemals 
geglückt. Alles, was ich weiß, ist, daß sie mehr Gelegenheit hatte, 
ihn zu sehen, als ich und daß sie die Zeit gut ausnützte, um 
sogar mich zu täuschen. Während ich glaubte, daß ich bei Fabio 
vorwärtskam, war gerade das Gegenteil der Fall. Das erste, 
was meinen Verdacht erregte, war das veränderte Benehmen 
Luca Lomis mir gegenüber. Er wurde kühl, ablehnend und 
zuletzt einfach grob. Ich entschloß mich, es einfach nicht zu be— 
merken, aber bald wurde ich durch die Umstände gezwungen, 
die Augen zu öffnen. Eines Tages hörte ich Fabio und 
Maddalena im Atelier über mich sprechen; sie glaubten, ich sei 
schon fortgegangen. Es ist mir unmöglich, die Worte zu 
wiederholen, insbesondere die ihren. Das Biut steigt mir zu 
Kopfe, wenn ich nur daran denke. Es mag dir genügen, wenn 
ich dir sage, daß ex über mich lachte, und sie.
	        
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