Volltext: Die gelbe Maske [310/311]

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„Hab' ich sie nicht erzogen ꝰ Kennt sie etwa ihre Pflichten 
der Kirche gegenüber nicht, in deren Schoß sie heran— 
gewachsen ist?“ 
SGucag zögerte einen Augenblick und ging im Zimmer auf 
und ab, ehe er wieder antwortete. 
Beträgt dieser Raub, wie du es nennst, eine große Summe 
Geldes?“ fragte er ängstlich flüsterrd. 
Diese Frage, Luca, will ich später einmal beantworten,“ 
sagte der Priester. „Für den Augenblick soll es genügen, daß du 
weißt, worum es sich mir handelt. Du weißt nun, daß ich diese 
Heirat aus vollkommen selbstlosen Gründen wünsche. Würden 
alle Güter, die Fabios Ahnen unrechtmäßigerweise der Kirche 
entwendet haben, morgen zurückgegeben, so käme doch kein 
Paolo davon in meine Tasche. Ich bin heute ein armer Priester 
und werde es bis ans Ende meiner Tage bleiben.“ 
Mit diesen Worten wendete er sich wieder seiner Arbeit zu. 
Nachdem er diese beendet hatte, zog er ein Stück Papier aus der 
Lade seines Tisches und schrieb folgende Zeilen: J 
„Komme morgen wieder ins Atelier. Fabio wird hier sein. 
Nanina wird nicht mehr kommen.“ 
Ohne zu unterschreiben, versiegelte er diese Zeilen und 
adressierte sie an — Donna Maddalena. Dann nahm er s einen 
Hut und händigte seinem Bruder das Briefchen ein. I 
„Willst du dies, bitte, meiner Nichte übergeben?“ sagte er. 
ESag' mir, Rocco,“ fragte Luca und drehte das Briefchen 
ängstlich in seiner Hand hin und her, „glaubst du, daß 
Maddalena Fabio heiraten wird,' e 
„Ja, Luca, ich halte es für wahrscheinlich“ 
Hit diesen Worten winkte er seinem Bruder freundlich mit 
der Hand und ging. 
Drittes Kapitel 
. Vater Rocco ging, nachdem er das Atelier verlassen hatte, 
in seine Wohnung. Er entnahm einer Schreibtischlade eine 
Handvoll kleiner Silbermünzen, studierte einen Augenblick lang 
ein Blatt Papier, auf dem verschiedene Namen und Adressen 
standen, und verließ dann wieder das Haus. 
Esr lenkte seine Schritte in die ärmsten Stadtteile der Nach— 
barschaft, betrat einige elend aussehende Häuschen und wurde 
von deren Bewohnern mit Ehrfurcht und Liebe begrüßt. Er 
hingegen sprach mit ihnen so freundlich und offen, als wären sie 
feinesgleichen. Er setzte sich vergnügt auf wackelige Bänke und 
schmußige Betten und verteilte seine kleinen Geldgesch enke wie
	        
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